NAIA oder das Gespenst in der Maschine? – Vortrag von Katharina Gillessen: Ein Bericht

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Würden Sie mit ChatGPT über ihre psychischen Probleme sprechen? Während viele Menschen dieser Frage angesichts des Datenschutzes, der ungewohnten Intimität oder aufgrund mangelnder Zwischenmenschlichkeit wahrscheinlich eher skeptisch begegnen würden, lässt sich auf der anderen Seite das wachsende Bedürfnis nach mentaler Gesundheit und Ausgeglichenheit in unserer Gesellschaft immer schwerer verbergen. Der rasant ansteigende Gesundheitsetat des Bundeshaushaltes und der gleichzeitige Mangel an ausgebildeten Psychotherapeuten*innen offenbart schon jetzt die hohe Nachfrage nach geistiger Gesundheitsversorgung. Auf Einladung von Prof. Dr. Uwe Voigt stellte die Entwicklerin, Psychologin und Master Trainerin Frau Katharina Gillessen am 28. Oktober 2025 ihre Antworten auf diese Probleme in einem Gastvortrag für Stipendiatinnen und Stipendiaten des Max Weber-Programmes an der Universität Augsburg vor. In Zusammenarbeit mit der Scheelen AG entwickelte Frau Gillessen den – wie Sie selbst sagt – ersten "digital human“ namens NAIA. Das Besondere: Diese künstliche Intelligenz durchlief eine umfassende psychologische Ausbildung während ihrer Programmierung, sodass sie nun Verhalten, Emotionen und mögliche Burnout Symptome frühzeitig erkennen kann, wenn man sich mit ihr unterhält. Sogar Gesichtsausdrücke soll NAIA erkennen und verarbeiten können. Durch einen umfassenden Katalog von bis zu 130 Fragen erfasst die KI Stressverhalten, Alltagssituation und psychische Belastungsgrenzen des Unterhaltungspartners.

 

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Nach einmaliger Beantwortung soll NAIA – jederzeit als App abrufbar – die erste Anlaufstelle für zukünftiges psychisches Unwohlbefinden sein – alles basierend auf künstlicher Intelligenz! Die Entwicklung von NAIA führte den Stipendiatinnen und Stipendiaten vor Augen, wie künstliche Intelligenz nicht bloß Gegenstand theoretischer Auseinandersetzung, sondern Wegbeiter zukünftiger mental-health Technologien sein kann. Nach einer Fragerunde und einem Gespräch zwischen den Stipendiaten*innen und NAIA selbst ließ die Gruppe den Tag bei einem gemeinsamen Abendessen ausklingen. Bereits am nächsten Tag besuchte Frau Gillessen die Auftaktveranstaltung zu einem Seminar von Prof. Voigt. An diesem Morgen sollten Fragestellungen entwickelt und vertieft werden, die sich aus der Perspektive der Philosophie des Geistes an eine künstliche Intelligenz und ihre Entwicklerin richten: Versteht NAIA selbst, was sie da sagt? Wie kann eine künstliche Intelligenz über Gefühle sprechen, wo sie doch selbst aus emotionslosen Datenströmen und Wahrscheinlichkeiten besteht? Imitiert NAIA nur ein Bewusstsein, oder ist diese vermeintliche Imitation mittlerweile so ausgereift, dass sie tatsächlich schon so etwas wie Geist besitzt? An diese und weite Fragen werden die Studierenden des Seminars im Januar anknüpfen, wenn sie sich zusammen mit NAIA auf die Suche nach dem Gespenst in der Maschine machen werden

 

 

Ein Bericht von Etienne Dame

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