Studium und Lehre

Der Modellstudiengang Humanmedizin in Augsburg

In Deutschland gibt es gegenwärtig rund 40 Universitäten, an denen ein Medizinstudium angeboten wird. Seit dem Wintersemester 2019/20 steht nun auch in Augsburg Medizin auf dem Stundenplan. Damit an der neuen Fakultät die auszubildenden Ärztinnen und Ärzte optimal vorbereitet werden, wurde ein Modellstudiengang entwickelt. Davon gibt es in Deutschland bisher zwölf Stück – in Bayern bietet die Universität Augsburg als erste einen Modellstudiengang an.

Portraitbild des Vizepräsidenten Prof. Dr. Werner Schneider
Gemeinsam mit Medizindidaktikern aus München und Kolleginnen und Kollegen aus dem Universitätsklinikum haben wir an der Universität Augsburg einen Modellstudiengang entwickelt, der Theorie und klinische Praxis von Anfang an eng verzahnt und gleichzeitig besonderen Wert auf die wissenschaftliche Ausbildung der Medizinstudierenden legt.

Vizepräsident Prof. Dr. Werner Schneider berichtet über das Medizinstudium in Augsburg

Was ist ein Modellstudiengang?

Prof. Dr. Werner Schneider: Verlauf, Inhalte und Prüfungen des Studiums der Humanmedizin sind in Deutschland verbindlich in der Approbationsordnung festgelegt. Um innovative Studiengänge gestalten und somit die Medizinerausbildung auch verbessern zu können, sind seit 1999 Modellstudiengänge möglich. Diese können von den verbindlichen Regeln in manchen Aspekten abweichen. Der Wissenschaftsrat hat 2013 die neun Modellstudiengänge in Deutschland evaluiert und ausgehend davon Empfehlungen für das Medizinstudium entwickelt.

 

Was ist in Augsburg anders?

Prof. Dr. Werner Schneider: Grundsätzlich wird in Augsburg die gleiche medizinische Ausbildung vermittelt wie an anderen Standorten. Der Aufbau des Studiengangs orientiert sich aber stärker an den ärztlichen Rollen und den Kompetenzen, die dabei gefordert sind, als an der klassischen Fächerstruktur. Die Studieninhalte werden größtenteils themenzentriert vermittelt. Das bedeutet konkret, dass die Studierenden ein Modul „Sinnesmedizin“ absolvieren und die dazu passenden Fächer wie z. B. Augenheilkunde, Chirurgie, Labormedizin, Pathologie oder Pharmakologie die zugehörigen Inhalte beisteuern. Auch wenn die einzelnen Fächer für die Studierenden erkennbar bleiben, sind die Inhalte doch thematisch bzw. nach Organen gebündelt.

Ein weiterer Aspekt ist, dass unser Studiengang nicht strikt in eine vorklinische Phase – hier werden die natur- und sozialwissenschaftlichen, theoretischen Grundlagen der Medizin vermittelt – und eine darauf folgende klinische Phase – hier findet sich z. B. Innere Medizin, Neurologie, Arbeitsmedizin – gegliedert ist, sondern beide miteinander verschränkt. Die Studierenden lernen dadurch früher klinische Inhalte und erhalten somit auch früher Einblicke in die medizinische Praxis am Universitätsklinikum Augsburg. So können sie bereits früh Kompetenzen im Umgang mit Patienten aufbauen, wenn sie erfahrene Ärztinnen und Ärzte bei deren Arbeit begleiten. Hier sieht unser Konzept vor, dass die angehenden Mediziner in Kleingruppen arbeiten und nicht ein großer Tross an Studierenden einem Chefarzt bei der Visite folgt. Außerdem ist uns wichtig, dass wir Ärztinnen und Ärzte ausbilden, die die wissenschaftliche Denkweise, die an der Universität vermittelt wird, auch später im Beruf beibehalten. Für die passende Auswahl diagnostischer und therapeutischer Verfahren ist das sehr wichtig, schließlich müssen Ärztinnen und Ärzte stets am Puls der Zeit sein, was neue Behandlungsmethoden betrifft.

 

Wie viele Studierende gibt es?

Prof. Dr. Werner Schneider: Insgesamt werden letztendlich 1.500 Studierende der Medizin bei uns eingeschrieben sein. Natürlich erfolgt der Aufbau des Studiengangs in einzelnen Schritten. So werden in den ersten Jahrgängen jeweils knapp über 80 Medizinerinnen und Mediziner starten. Im Endausbau wird ein Jahrgang dann 252 Studierende umfassen.

 

Wie bewerbe ich mich für den Medizinstudiengang?

Prof. Dr. Werner Schneider: Die Zulassung zum Studiengang Humanmedizin an der Medizinischen Fakultät Augsburg erfolgt einmal jährlich zum Wintersemester. Da bundesweit die Anzahl der Bewerberinnen und Bewerber für den Studiengang Medizin die Anzahl der zur Verfügung stehenden Studienplätze deutlich übersteigt, werden die Studienplätze in einem zentralen Vergabeverfahren durch die Stiftung für Hochschulzulassung vergeben. Interessierte bewerben sich daher nicht an den Hochschulen direkt, sondern bei der Stiftung für Hochschulzulassung um einen Medizinstudienplatz. Weitere Informationen zum Bewerbungsverfahren gibt es auf der Webseite der .

 

Gibt es weitere mit der Medizin verwandte Studiengänge?

Prof. Dr. Werner Schneider: Der Wissenschaftsrat regte konsequenterweise an, neben Ärztinnen und Ärzten auch Experten im Bereich Medical Information Sciences auszubilden, die ein Forschungsschwerpunkt der Augsburger Universitätsmedizin sind. Seit dem Wintersemester 2018/19 bieten die Medizinische Fakultät und die Fakultät für Angewandte Informatik den Bachelorstudiengang Medizinische Informatik an.

 

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