Hans-Jürgen Breuste: Rasterversion Drogheda, 1982
Über das Kunstwerk
Beschreibung
Die Grünfläche westlich des Hörsaalzentrums Physik ist nicht der ursprüngliche Standort des Kunstwerkes von Hans-Jürgen Breuste auf dem Campus; es musste der Straßenbahntrasse der Linie 3 über den Platz vor der Mensa weichen, wurde an seinem gegenwärtigen Ort gelagert und erst 2004 wieder aufgestellt. Im klar umrissenen Raum des großen Platzes zwischen Mensa und Staatsarchiv war das Kunstwerk deutlich präsenter als im Grün zwischen Büschen und Bäumen. Rechteckstreben aus verschweißten Blechteilen bilden eine gerüstartige Figur, die aus zwei schräg gegeneinander versetzten Komponenten besteht: Auf der einen Seite dominiert eine klare Konstruktion aus drei vertikalen und zwei horizontalen Elementen, seitlich in den Raum geöffnet. Auf der anderen Seite ragen drei Streben, die auf einer abgeknickten Basis stehen, in die Höhe. In der Gesamtansicht, wenn man die Skulptur umschreitet, überschneiden sich stützende und lagernde Teile. Das gesamte Objekt steht an einem Punkt auf einem liegenden Zylinder und gewinnt dadurch eine deutliche Schräglage. Die ganze Konstruktion erhält so einen scheinbar unsicheren Stand. Das Werk wirkt instabil, wackelig, „stürzend“ und labil. Man könnte an die Überreste einer zerstörten, verwitterten Architektur denken.
Vertiefende Betrachtung
Dieser Eindruck wird durch die gerosteten Oberflächen noch unterstrichen. Auf das Thema Zerstörung verweist auch der Titel „Rasterversion Drogheda (Cromwell 1649 – Thatcher 1982)“, der auf einer Platte am Kunstwerk angebracht ist: Im Jahr 1649 wurde das irische Städtchen Drogheda auf Anweisung Oliver Cromwells zerstört; 1982 führte Margaret Thatcher den Falkland Krieg mit Argentinien. Vor diesem Hintergrund und mit Blick auf das Zitat von Fergusson, das auf dem Werk angebracht ist, kann Breustes Werk als Mahnmal gegen Krieg und Zerstörung verstanden werden. (Text: Gregor Nagler / )
Werkdaten
Cortenstahl-Blech, 3,80 x 6,40 x 3,00 m
Lage
Westlich Hörsaalzentrum Physik
Hans-Jürgen Breuste
(*1933 Hannover – †2012 ebenda) begann nach einer Lehre als Maurer ab 1956 mit künstlerischer Arbeit. Nach zunächst figürlichen Arbeiten Anfang der 1960er Jahre entstanden später seine Arbeiten aus Weggeworfenem, dem scheinbar Wertlosen. Breustes Arbeiten befördern sein politisches Anliegen, die Warnung vor Resignation angesichts von Gewalt und Unterdrückung in unterschiedlichen Zeiten und Systemen. „Er hat die schöpferische Kraft der Liebe zum Geringen, die nicht vorfindet, sondern erschafft. … Er lässt den Dingen die Melancholie der Vergänglichkeit, den Ernst des Todes, der unentrinnbar und ein für allemal ist. Aber er lässt, wie jeder Schaffende, den Ausgang der Hoffnung aus dieser geschlossenen Todeswelt offen.“(Monsignore Prof. Otto Mauer, Wien, Zitat aus: http://www.galerie-e-damm13.de/Breuste_i.pdf)