Nikolaus Gerhart: Entkernter Granit, 1989
Über das Kunstwerk
Beschreibung
Unter den Arkaden der südlichen Gebäudeecke des Staatsarchivs befindet sich Nikolaus Gerharts „Entkernter Granit“. Der quaderförmige Granitblock wurde mit der Längsseite parallel zur Südwand des Gebäudes aufgestellt.
Aus dem außen bruchrauen Block sind zwei senkrechte, nebeneinanderstehende Kammern gleicher Höhe ausgesägt. Die linke Kammer ist mehr als doppelt so breit wie die rechte, ein Steg trennt sie voneinander. Bogenförmige Linien auf den schnittscharfen Oberflächen im Inneren weisen darauf hin, dass der Granit mit Hilfe einer Seilsäge entkernt wurde. Spuren von Bohrlöchern rhythmisieren und gestalten den Stein. Gerhart macht den Betrachtenden die unterschiedlichen Qualitäten des Steins bewusst, nicht nur in Form des Kontrastes zwischen rauer Außenfläche und glatter Innenfläche, sondern auch, indem er je nach Ansichtsseite die Wirkung des Granits verändert: An den Schmalseiten vermittelt das Material aufgrund der Substanzentnahme im Inneren den Eindruck von Leichtigkeit. Dieser wird zudem durch die hochkante rechteckige Form des Steins und dessen Binnengliederung in drei schmale, vertikale Wände unterstützt.
Vertiefende Betrachtung
Im Gegensatz dazu stehen die wesentlich breiteren, massiv und schwer wirkenden Längsseiten der Skulptur. In Gerharts Werk werden die vielseitigen Charaktere des Steins durch unterschiedliche Bearbeitungsweisen offengelegt. Das Material selbst wird damit zum Inhalt des künstlerischen Schaffens. (Text: Heike Jantzen/ Quellen)
Werkdaten
Granit, 2,40 x 1,00 x 1,70 m. Staatsarchiv
Lage
Arkaden südlich des Staatsarchivs
Nikolaus Gerhart
(*1944 Starnberg) studierte nach einer Ausbildung als Steinmetz und Steinbildhauer an der Akademie der Bildenden Künste München. 2004 bis März 2010 war er deren Rektor bzw. Präsident. Vehement argumentierte er, dass die Forderungen nach Effizienz des Bologna-Prozesses mit dem Wesen der Kunst nicht vereinbar seien. Seine Arbeiten mit Stein wollen dem Betrachtenden Eigenschaften dieses Materials sichtbar und erfahrbar machen. „Gerhart gestaltet seine tonnenschweren Steinobjekte, indem er sie durch Aushöhlung leicht, beweglich und transparent macht. Er will die dumpfe Materie Stein zum Sprechen bringen.“ (Zitat aus:
https://programm.ard.de/TV/ardalpha/ein-tag-im-leben-von-nikolaus-gerhart/eid_284879393325286)