Walter Schelenz: Vogel beim Nestbau, 1976
Über das Kunstwerk
Beschreibung
Das Kunstwerk befindet sich nördlich von Gebäude B beim Institut für Geographie auf dem Campus der Universität Augsburg. Auf zwei kleinen zylindrischen Stützen ist ein wuchtiger, rechteckiger Bronzekörper aufgesockelt. Umkreist man das Werk, lässt sich ein spiegelsymmetrischer Aufbau des Objekts erkennen: Sowohl die Schmal- als auch die Breitsei-ten sind aus jeweils gleichen Bronzeblechen gestaltet. Die beiden großen Flächen sind durch konvex oder eckig hervortretende Grate mit einer reliefartigen Struktur versehen. Die verschiedenen Grate laufen in einer spannungsvollen Komposition kreuzförmig zusammen, ihre Kanten driften auseinander und asymmetrisch zurück, zum Teil sind sie gebrochen. An der Stelle, wo alle Linien sich kreuzen, befindet sich eine bogenförmige Kante in der Oberfläche des Bronzekörpers. So entsteht nochmals eine dynamische Spannung zwischen „eckig“ und „gebogen“, die auch die Schmalseiten bestimmt: Die Kanten verlaufen hier teilweise schräg und greifen eckig-scharf und gerundet-weich in den Raum.
Vertiefende Betrachtung
Das Kunstwerk ist vor allem als spannungsreiche formale Komposition zu verstehen, die die Gegensätze zwischen Relief und Rundplastik, eckigen und gebogenen Kanten, planen Flächen und hervortretenden Graten sowie zwischen Schwere und Leichtigkeit aufgreift – Aspekte, die sich durch das ganze künstlerische Werk von Walter Schelenz ziehen. (Text: Gregor Nagler/ Quellen)
Werkdaten
Bronze, 1,70 x 1,90 x 0,45 m
Lage
Nördlich Gebäude B – Institut für Geographie (ehemals Staatliches Hochbauamt Augsburg)
Walter Schelenz
(*1903 Karlsruhe – †1987 Freiburg im Breisgau) arbeitete nach dem Studium der Bildhauerei in Karlsruhe und Dresden, danach von 1927 bis 1945 als freischaffender Bildhauer in Berlin, während des Krieges als technischer Zeichner bei der Luftwaffe. Nach dem Krieg zunächst im Südschwarzwald wohnhaft lebte er seit 1955 in Freiburg im Breisgau. Ursprünglich in figürlicher Tradition arbeitend, gelangte Schelenz in den 1950er Jahren zur gegenstandsfreien Gestaltung, um dann Ende der sechziger Jahre wieder naturbezogene, vegetative Formen in seine Arbeiten einzubeziehen, ohne jedoch die Ebene eines hohen Grades an gewonnener Abstraktion und das Formempfinden der vergangenen Jahre aufzugeben. In diesen Kontext gehört die Arbeit auf dem Augsburger Campus. Eines seiner bekanntesten Werke ist in Freiburg das 1975 in Bronze geschaffene Mahnmal für die Opfer des Naziregimes.