Christa von Schnitzler: Stele „Mädchen“, 1983
Über das Kunstwerk
Beschreibung
Am Südufer des Universitätsteichs ist seit 1987 im Umfeld einiger Bäume eine Stele von Christa von Schnitzler aufgestellt. Die schmale, glatte Bronzeplastik steht auf einem kubischen Betonsockel. Die Skulptur gliedert sich durch vor- und zurückstrebende bzw. breiter und schmaler werdende Flächen in sechs markante Abschnitte, die einem spannungsvollen Rhythmus folgen. Besondere Betonung erfahren diese Flächen durch das deutliche Hervorheben der jeweiligen Kanten, so dass ein abwechslungsreiches Spiel von Linien- und Flächengestaltung entsteht. An den Schmalseiten fällt der Gegensatz zwischen dem breiten, sich rasch verschlankenden unteren Segment und den leichten, sensiblen Wölbungen in den oberen Abschnitten auf.
Vertiefende Betrachtung
Die figurative Führung von Kanten und Wölbungen sowie die Schlankheit der Stele erlauben es dem Betrachter, den stark abstrahierten Körper einer Frau zu assoziieren: Erkennbar sind eine schmale Taille mit angedeutetem Brust- und Schulterpart, eine etwas breitere Hüfte, überlängte Beine und ein massiver, asymmetrischer Fußbereich. Der Titel „Mädchen“ ergänzt diesen Eindruck, so dass man eine heranwachsende junge Frau erahnen kann. Der formale Informationsgehalt der Stele stützt diese Deutung: Ihre Vertikalität, die Reduktion auf die klare Kontur, die sensiblen Wölbungen, die ruhige Proportionalität sowie das glatte, einfache Material erwecken den Eindruck eines fragilen, zarten Wesens. (Text: Gregor Nagler, Katrin Reining )
Christa von Schnitzler
(*1922 Köln – †2003 Frankfurt am Main) war wie ihr Mann Michael Croissant an der Münchner Akademie Schülerin von Toni Stadler. Nach den figürlichen Plastiken der frühen Zeit kam sie ab den späten 1960er Jahren zu den sehr schlanken Stelen in Holz und Bronze. Es sind eher silhouettenartige, sensible Gestalten, zu denen sie sich nicht zuletzt von Alberto Giacometti inspirieren ließ. Die Künstlerin legte dabei Wert darauf, dass ihre Arbeiten, die zu einem kontemplativen Blick einladen, selbst stabil ihre Mitte finden.