Pressemitteilung 72/23 - 09.10.2023

Landärztinnen und -ärzte für Schwaben

Förderprogramm mit 1,1 Millionen Euro Volumen startet

Ein mit 1,1 Millionen Euro gefördertes Programm zur unterstützenden Ausbildung junger Landärztinnen und Landärzte startet an der Medizinischen Fakultät der Universität Augsburg. Federführend ist das Institut für Allgemeinmedizin unter Leitung von Prof. Dr. Marco Roos, der das Förderprogramm auch wissenschaftlich begleiten wird. Eine jüngst veröffentlichte Studie widmet sich der Frage, was Medizinstudierende motiviert, sich fürs Landarzt-Leben zu interessieren.

Entwurf des zukünftigen Medizincampus der Universität Augsburg BHBVT Gesellschaft von Architekten mbH Berlin

Der Mangel an Hausärztinnen und Hausärzten bedroht zunehmend die medizinische Versorgung, insbesondere im ländlichen Raum: Für Bayern wird mit einer Bedarfslücke von bis zu 3.000 Hausärztinnen und -ärzten in den nächsten zehn Jahren gerechnet.  An der Medizinischen Fakultät der Universität Augsburg ist nun ein Projekt gestartet, das die Studierenden für das Fach Allgemeinmedizin und eine spätere Niederlassung auf dem Land begeistern soll. „An den Standorten Erlangen, Würzburg und München hat man bereits sehr gute Erfahrungen mit dem Programm „Beste Landpartie Allgemeinmedizin“ gemacht, das vom Freistaat Bayern gefördert wird. Daran wollen wir in Augsburg anschließen“, kündigt Prof. Dr. Marco Roos, Inhaber des Lehrstuhls für Allgemeinmedizin, an. „Ich freue mich, dass wir alle Studierenden mit dem Wunsch einer landärztlichen Tätigkeit ab jetzt eng begleiten können. Wir versprechen uns davon, die zukünftige wohnortnahe Gesundheitsversorgung in Schwaben zu unterstützen.“

Das Ziel des vom Freistaat Bayern aufgelegten BeLA-Programms ist es, den angehenden Ärztinnen und Ärzten während des gesamten Studiums eine enge Beziehung zum Fach Allgemeinmedizin und zu ländlichen Regionen zu vermitteln, um auch in Zukunft eine flächendeckende und möglichst wohnortnahe medizinische Versorgung auf hohem Niveau gewährleisten zu können. Das Programm schlägt eine Brücke zwischen Medizinerausbildung und Hausarztpraxis.  Die teilnehmenden Studierenden erhalten eine Förderung in Höhe von 600 Euro im Monat im Praktischen Jahr und verpflichten sich im Gegenzug, Teile davon in der ländlichen Region zu absolvieren. Gesundheitsminister Klaus Holetschek übergab persönlich den Förderscheck in Höhe von 1,138 Millionen Euro für das Gesamtprojekt an den Projektleiter Roos.

Hausärzte als Kooperationspartner

Das Projekt BeLA-Schwaben hat einen besonderen Ansatz gewählt, der sich von den bereits vorhandenen Standorten unterscheidet: Die Medizinstudierenden werden sowohl entsprechend ihrer Bedarfe als auch der spezifischen Herausforderungen einer ärztlichen Arbeit in der ländlichen Region geschult. Eine große Rolle spielt dabei die Selbstbestimmung der jungen Menschen, die entlang einer kompetenzorientierten Basis unterrichtet werden, die auch die individuellen Interessen berücksichtigt. Die Vorbereitung auf die zukünftige Arbeit vor Ort erfolgt im direkten Kontakt mit Rollenmodellen und den teilnehmenden Regionen. Hierfür wird ein Lehrplan geformt, der gemeinsam mit den Teilnehmenden des Programms aktiv gestaltet wird. Es enthält sowohl Hands-on Einheiten zur Vermittlung praktischer Fähigkeiten als auch theoretischen Input. Selbststudium, angeleitetes Arbeiten vor Ort sowie universitäre Lehre ergänzen die Ausbildung der zukünftigen Landärztinnen und -ärzte. Durch ein wiederholendes Besprechen der Inhalte und Bedürfnisse in einem Gremium der Studierenden soll eine teilnehmerorientierte Ausbildung gewährleistet werden. Für die inhaltliche Ausgestaltung werden Hausärztinnen und -ärzte aus den Regionen als Experten und Kooperationspartner in der Ausbildung gewonnen werden.

Ruhiges Landleben und die Nähe zu Patienten

Zur Frage, was junge Menschen motiviert, sich für eine spätere Landarzt-Tätigkeit zu interessieren, hat Marco Roos kürzlich eine Studie in der „Zeitschrift für Allgemeinmedizin“ veröffentlicht. Während des BeLA-Programms an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg befragten er und sein Team die geförderten Studierenden. Die vier wesentlichen Aspekte sind demnach: das ruhige Landleben, die Nähe zu den Patientinnen und Patienten, die Familie auf dem Land und die Unterschiede zum Stadtleben.

Allen Studierenden gemeinsam ist, dass sie bereits eine stark ausgebildete Grundmotivation mitbringen. „Wir erreichen also die Überzeugungstäter und geben ihnen eine Begleitstruktur, um die spätere Landversorgung zu sichern“, erklärt Roos. „Die Ergebnisse unserer Studie decken sich, was die Motivationsfaktoren betrifft, stark mit den bisherigen Erkenntnissen aus der Literatur. Für die Rekrutierung unentschlossener Studierender, die eine ärztliche Tätigkeit auf dem Land in Erwägung ziehen, bedarf es darum anderer Ansprachen“, resümiert Roos.

Auch BeLA Schwaben, das seit Anfang dieses Monats läuft, wird am Institut für Allgemeinmedizin wissenschaftlich begleitet.

Die BeLA-Studie

 

Schelter, F., Werner, F. & Roos, M. „Beste Landpartie Allgemeinmedizin“ (BeLA): motivationale Faktoren für Medizinstudierende für eine ländliche Berufstätigkeit – eine qualitative Befragungsstudie. Z Allg Med 99, 286–290 (2023).

https://doi.org/10.1007/s44266-023-00094-4

 

 

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