Pressemitteilung 96/24 - 04.09.2024

Smartphone-Verbot an Schulen: sinnvoll, wenn pädagogisch begleitet

Studie am Augsburger Lehrstuhl für Schulpädagogik zeigt klares Ergebnis

Smartphone-Verbote in Schulen haben einen messbaren Effekt auf das soziale Wohlbefinden und die Lernleistungen von Schülerinnen und Schülern. Dies zeigt eine am Lehrstuhl für Schulpädagogik der Universität Augsburg durchgeführte Übersichtsstudie, die im Fachjournal Education Sciences veröffentlicht wurde.

Smartphoneverbote an Schulen können sinnvoll sein, wenn die Ergebnisse der empirischen Bildungsforschung mitberücksichtigt werden. Colourbox

Smartphones sind in der heutigen Gesellschaft allgegenwärtig, auch unter Kindern und Jugendlichen. Ob dies positiv oder negativ zu sehen ist, wird gerade in pädagogischen Kontexten kontrovers diskutiert: Auf der einen Seite wird befürchtet, dass Smartphones das Lernumfeld stören und die Konzentration der Kinder und Jugendlichen verringern, während auf der anderen Seite auf die Notwendigkeit hingewiesen wird, digitale Kompetenzen im Schulalltag zu integrieren und zu fördern. Ein Smartphone-Verbot in Schulen wird vielerorts diskutiert und in einigen Ländern oder einzelnen Schulen auch bereits praktiziert.

„Sinnvoll ist eine Diskussion über solch weitreichende Maßnahmen aber erst, wenn die Ergebnisse der empirischen Bildungsforschung mitberücksichtigt werden“, findet Prof. Dr. Klaus Zierer, Professor für Schulpädagogik an der Universität Augsburg. Gemeinsam mit seinem wissenschaftlichen Mitarbeiter Tobias Böttger hat er die Auswirkungen von Smartphone-Verboten an Schulen auf das soziale Wohlbefinden und die akademische Leistung untersucht. Die Ergebnisse ihrer Arbeit wurden jüngst in der Fachzeitschrift Education Sciences veröffentlicht.

Ohne Smartphone lernt’s sich besser

Um die gesellschaftliche Debatte zeitnah durch eine wissenschaftliche Position zu ergänzen, führten Zierer und Böttger ein sogenanntes rapid review durch. Das ist ein vereinfachtes meta-analytisches Verfahren, dessen Vorteil im geringeren Zeitaufwand liegt, die Ergebnisse liegen also schneller vor.

Die Autoren kommen nach der Analyse von fünf Studien aus Norwegen, Spanien, Tschechien, England und Schweden zu einem klaren Ergebnis: Ein Smartphone-Verbot hat messbare positive Effekte, vor allem auf das soziale Wohlbefinden der Schüler und in geringerem Maß auch auf die Lernleistungen der Schülerinnen und Schüler. Dazu bemerkt Tobias Böttger: „Dieses Ergebnis bestätigt die Erfahrungen vieler Lehrkräfte vor Ort: Das Smartphone in der Tasche oder auf dem Tisch kann Lern- und Bildungsprozesse verhindern. Zudem verschlechtern Smartphones das soziale Klima in Schulen, indem sie zwischenmenschliche Konflikte befeuern.“

Pädagogische Begleitung als Schlüssel zum Erfolg

Obwohl das Rapid Review die positiven Effekte eines Smartphone-Verbots zeigt, betonen beide Autoren die Notwendigkeit einer pädagogischen Begleitung. „Ein bloßes Verbot reicht nicht aus. Es ist wichtig, dass Kinder und Jugendliche lernen, wie sie mit dieser Technologie verantwortungsbewusst umgehen“, heißt es in der Untersuchung. Die Autoren empfehlen daher, das Verbot mit Bildungsmaßnahmen zu kombinieren, die die Medienkompetenz der Schülerinnen und Schüler fördern. „Es wichtig, mit ihnen über das Verbot zu sprechen, Regeln zu erklären und zu reflektieren und schrittweise Handlungsspielräume zu eröffnen, um sie so Schritt für Schritt in eine Medienmündigkeit zu führen“, erklärt Klaus Zierer. Durch eine solche Kombination wird die positive Wirkung, die von Smartphone-Verboten an Schulen ausgeht, verstärkt und mit zunehmendem Alter der Schülerinnen und Schüler immer mehr Eigenverantwortung initiiert. „Das Ziel muss es sein, einen verantwortungsvollen Umgang mit Smartphones zu fördern und gleichzeitig ihre negativen Auswirkungen zu minimieren“, resümiert Tobias Böttger.

Weitere Forschung wichtig

Die Studie ruft zu weiterer Forschung auf, um die langfristigen Auswirkungen von Smartphone-Verboten noch besser zu verstehen und effektive pädagogische Strategien zu entwickeln. „Nur durch eine kontinuierliche Evaluierung und Anpassung der Maßnahmen können wir sicherstellen, dass die sozialen und akademischen Vorteile maximiert werden“, schließen die Autoren.

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