Mietek Pemper Preis der Universität Augsburg für Versöhnung und Völkerverständigung
Auszeichnung für die irakische Menschenrechtsaktivistin Farida Khalaf
Mit einer feierlichen Veranstaltung wurde am 3. Dezember 2024 zum neunten Mal der Mietek Pemper Preis für Versöhnung und Völkerverständigung verliehen. Preisträgerin ist die irakische Menschenrechtsaktivistin Farida Khalaf. Der Mietek Pemper Preis der Universität Augsburg für Versöhnung und Völkerverständigung ehrt und würdigt herausragendes Engagement für Frieden und Versöhnung. Ausgezeichnet wird in diesem Jahr Farida Khalaf. Die irakische Menschenrechtsaktivistin ist eine der rund 6.500 Überlebenden der IS-Versklavung und des Völkermords an Jesidinnen und Jesiden im August 2014. Ihre Erfahrungen schildert sie eindrücklich in ihrem Buch „Das Mädchen, das den IS besiegte: Faridas Geschichte“, das sie gemeinsam mit der Journalistin Andrea C. Hoffmann im Jahr 2016 veröffentlichte. Seit ihrer Flucht ist Farida Khalaf ein wichtiger Teil einer globalen Kampagne, bei der es darum ging und geht, die Täter vor Gericht sowie den Völkermord an den Jesidinnen und Jesiden zur Anerkennung zu bringen, das Bewusstsein zu schärfen und internationale Aufmerksamkeit auf die begangenen Taten zu lenken. Der Mietek Pemper Preis der Universität Augsburg für Versöhnung und Völkerverständigung wird von dem Augsburger Unternehmer Dr. Georg Haindl gestiftet, der ihn im Jahr 2007 als Reminiszenz an die Lebensleistung des Ehrenbürgers der Universität und der Stadt Augsburg, Mieczysław Pemper, ausgelobt hat. Pemper (1920 - 2011) war Gefangener im KZ Krakau-Płaszów. Dem Lagerkommandanten Amon Göth als persönlicher Schreiber zugewiesen, gelang es Pemper unter Einsatz seines Lebens, im Verbund mit dem deutschen Fabrikbesitzer Oskar Schindler 1.100 Juden vor dem sicheren Tod im Vernichtungslager Auschwitz zu retten. Pemper hatte damals die lebensrettende Idee, Schindlers Unternehmen als „siegentscheidend“ einstufen zu lassen und damit alle Mitarbeiter vor der Vernichtung zu bewahren. Die Jury, bestehend aus dem Stifter des Preises, der Präsidentin der Universität Augsburg, dem Rabbiner der Israelitischen Kultusgemeinde Augsburg-Schwaben sowie dem Bayerischen Wissenschaftsminister und der Oberbügermeisterin der Stadt Augsburg, verleiht den Mietek Pemper Preis der Universität Augsburg für Versöhnung und Völkerverständigung an Personen der Zeitgeschichte mit einem demjenigen Pempers vergleichbaren persönlichen Einsatz im Dienste der Versöhnung und Völkerverständigung.
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Wissenschaftsminister Markus Blume sagte anlässlich der Preisverleihung: "Sie ist Mutmacherin für die Schwächsten in der Gesellschaft: Herzlichen Glückwunsch an Farida Khalaf zum Mietek-Pemper-Preis 2024 der Universität Augsburg für Versöhnung und Völkerverständigung! Als jesidische Überlebende der IS-Versklavung und des Völkermords ist Farida Khalaf Kämpferin für Menschenrechte, Anwältin der Gerechtigkeit, und großartige Botschafterin des Friedens. Mit Charisma und Courage zeigt sie, welch riesigen Unterschied das Engagement eines Einzelnen machen kann. Sie ist Vorbild für uns alle."
Die Präsidentin der Universität Augsburg, Prof. Dr. Sabine Doering-Manteuffel: „Die Universität Augsburg ist stolz auf diesen bedeutenden Preis, der zum einen den Ehrenbürger der Stadt und der Universität, Mieczysław Pemper und seine Lebensleistung würdigt. Zum anderen würdigt er Persönlichkeiten, die all ihre Kraft in den Einsatz für Menschlichkeit, für Versöhnung und für ein faires Miteinander stellen. Alle unsere Preisträgerinnen und Preisträger haben mit Farida Khalaf drei Dinge gemeinsam: Unermüdliches Engagement, unkonventionelles Denken und die Bereitschaft, sich persönlicher Gefahr zu stellen.“Engagement für Völkermord-Überlebende
Im Jahr 2018 gründete Farida Khalaf gemeinsam mit anderen Überlebenden die NGO Farida Global e.V. und ist deren Vorsitzende. Die NGO möchte den Geschichten und Anliegen der Betroffenen mehr Gehör verschaffen. Sie setzt sich aktiv für die Rechte und Belange von Überlebenden des Völkermords ein, insbesondere von Frauen und Mädchen, die schwersten Menschenrechtsverletzungen oder speziell konfliktbedingter sexueller Gewalt ausgesetzt waren oder sind.Der Preis
Zugleich knüpft der Preis an den Anspruch der Friedensstadt Augsburg an, das Vermächtnis des im Jahre 1555 geschlossenen Augsburger Religionsfriedens zeitgemäß zu pflegen und umzusetzen. In Ergänzung zu dem seit 1985 vergebenen Augsburger Friedenspreis, der auf Verdienste um die Verständigung zwischen den Religionen und Konfessionen abhebt, ist der Mietek Pemper Preis der Universität Augsburg für Versöhnung und Völkerverständigung der Würdigung herausragender aktiver, nachhaltiger und unkonventioneller Leistungen bei der Bearbeitung säkularer Konflikte in Politik und Gesellschaft gewidmet.
Seit der Stiftung des Preises 2006 zeichnet er sowohl Akteurinnen und Akteure aus der hohen internationalen Politik aus, so z. B. die ehemalige Chefanklägerin sowohl des Internationalen Strafgerichtshofs für das ehemalige Jugoslawien, als auch des Internationalen Strafgerichtshofs für Ruanda Carla Del Ponte oder den ehemaligen US-Sonderbeauftragten für Pakistan und Afghanistan Richard C. Holbrooke, als auch Aktive und Engagierte aus der Zivilgesellschaft: Dieudonné Kibinakanwa (Direktor der Great Lakes Peacebuilding Initiative), Teresita Gaviria (Vorsitzende des Vereins „Caminos de Esperanza. Madres de la Candelaria“), Luigi Ciotti (Gründer der Anti-Mafia-Vereinigung„Libera“), Selline Korir (Mitbegründerin und Leiterin des „Rural Women Peace Link“) sowie Khaled Abu Awwad und Nir Oren (Parents Circle Families Forum).Die Jury
Hier finden Sie weitere Informationen zum Preis:
www.uni-augsburg.de/de/ueber-uns/ehrungen/preise/pemper-preis/
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