Wie Wirklichkeit entsteht
Tagung zur Diskursforschung beleuchtet gesellschaftliche Deutungsmuster
Am 27. und 28. März 2025 lädt die Universität Augsburg zur sechsten Ausgabe der Tagung „Die diskursive Konstruktion von Wirklichkeit“ ein. Die Konferenz bringt unter dem Dach der Sektion Wissenssoziologie der Deutschen Gesellschaft für Soziologie Expertinnen und Experten aus Soziologie, Medienwissenschaft, Politologie, Umweltforschung und weiteren Disziplinen zusammen – mit dem Ziel, die Macht gesellschaftlicher Diskurse zu analysieren und die Mechanismen hinter der Konstruktion von Wirklichkeit sichtbar zu machen. Erneut von Prof. Dr. Reiner Keller (Lehrstuhl für Soziologie) und seinem Team organisiert, bietet die Tagung wieder ca. 100 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus ganz Deutschland und aus dem Ausland ein Forum, um in vier Keynotes und über 50 weiteren Vorträgen die Perspektiven einer wissenssoziologischen Diskursforschung von unterschiedlichen fachlichen Blickwinkeln aus zu diskutieren. „Die zahlreichen politischen und wissenschaftlichen Streitthemen der letzten Jahre unterstreichen die große Relevanz der Diskursforschung“, erläutert Prof. Dr. Keller dazu. „Oft denkt man, es gehe dabei nur um bloßes Reden. Das ist jedoch ein großes Missverständnis. Diskurse beziehen sich immer auf etwas in der Realität, eine Art ‚Evidenzanker‘. Nehmen wir ein banales Beispiel: Ein zur Hälfte gefülltes Glas Wasser kann man als halb leer oder halb voll ansehen. Niemand bestreitet, dass das Glas Wasser dort auf dem Tisch steht. Aber es besteht ein wesentlicher Unterschied im Hinblick auf die Folgen, die mit der unterschiedlichen Einschätzung verbunden sind: Lehnt man sich beruhigt zurück oder beginnt man mit der Suche nach Auffüllmöglichkeiten? Das lässt sich auf alle möglichen Phänomene übertragen, die nicht so einfach ‚sichtbar‘ sind: die Lage und Situation der Migration in Deutschland, die notwendigen Maßnahmen zur Ankurbelung von Wirtschaftswachstum, den Umgang mit dem Klimawandel, die Lehren aus dem Umgang mit der Pandemie usw.“ Die Tagung „Die diskursive Konstruktion von Wirklichkeit VI“ bietet nicht nur tiefgreifende theoretische Reflexionen, sondern zeigt auch, wie gesellschaftliche Wirklichkeit tagtäglich durch Sprache, Medien und soziale Praktiken hergestellt wird. In Zeiten von Fake News, Klimakrise und KI-Debatten liefert die Veranstaltung aktuelle Analysen – und regt dazu an, die eigenen Denk- und Deutungsmuster kritisch zu hinterfragen. Die Konferenz wird durch die
Gesellschaft der Freunde der Universität Augsburg unterstützt.
E-Mail:
reiner.keller@phil.uni-augsburgphil.uni-augsburg.de ()
E-Mail:
michael.hallermayer@presse.uni-augsburgpresse.uni-augsburg.de ()
Zwei Tage lang diskutieren Forschende in 15 thematischen Panels unter anderem über:
In einem Panel wird etwa die Rolle von Diskursen in Wikipedia analysiert, während andere Beiträge das Verhältnis zwischen Wissen, Macht und Plattformen wie TikTok untersuchen. Auch globale Perspektiven – etwa Diskurse zu Urban Sustainability in Tokio oder Entwicklungsprojekten in Indien – finden Platz.
Relevant ist auch der Fokus auf methodische Innovationen, etwa die Verknüpfung von Diskursanalyse mit digitaler Ethnografie, Situations- und Subjektivierungsanalysen Die hohen Anmeldezahlen und die Breite der Beiträge machen deutlich, wie groß das Interesse am Verstehen dieser gesellschaftlichen Dynamiken ist und wie vielseitig das Forschungsfeld.Fazit: Diskursforschung als Spiegel gesellschaftlicher Aushandlungsprozesse
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