Pressemitteilung 90/25 - 30.07.2025

Neuer Biomarker für Blasenkrebs entdeckt

Langjährige Grundlagenforschung zeigt klinisches Potenzial für nicht-invasive Diagnostik

Ein Forschungsteam unter Leitung von Prof. Dr. Falk Büttner, Professor für Proteinanalytik am Institut für Theoretische Medizin der Medizinischen Fakultät Augsburg, hat in der renommierten Fachzeitschrift Cell Reports Medicine eine Studie veröffentlicht, die einen neuartigen Biomarker zur nicht-invasiven Diagnose von Blasenkrebs beschreibt. Der als nLc4 (Neolactotetraosylceramid) bezeichnete Zuckerlipid-Baustein konnte im Urin von Blasenkrebspatientinnen und -patienten zuverlässig nachgewiesen werden – mit hoher Spezifität und Relevanz für die klinische Anwendung.

Symbolbild © Colourbox

Die nun publizierte Arbeit ist das Ergebnis von fast einem Jahrzehnt intensiver Grundlagenforschung. Dabei verbindet das Team modernste glykobiochemische Analytik mit der klinischen Herausforderung, Blasenkrebs frühzeitig und möglichst schonend zu diagnostizieren. Die Studie wurde gemeinsam mit mehreren urologischen Kliniken in Deutschland durchgeführt und durch verschiedene Förderprogramme – unter anderem der Deutschen Forschungsgemeinschaft – unterstützt.

„Unsere Forschung zeigt, dass nLc4 ein tumor-spezifisches Molekül ist, das in gesundem Blasengewebe nicht vorkommt. Es wird von Tumorzellen aktiv freigesetzt – insbesondere bei muskelinvasiven Formen des Blasenkrebses – und kann im Urin nachgewiesen werden“, erklärt Prof. Dr. Büttner. „Das eröffnet ganz neue Möglichkeiten, Blasenkrebs künftig durch einfache Urintests zu erkennen, ohne invasive Eingriffe wie eine Blasenspiegelung.“

Analysemethode macht Zuckerstrukturen mithilfe von Laser-Licht sichtbar

Um den neuen Biomarker nLc4 im Urin nachzuweisen, verwendete das Forschungsteam eine sehr präzise Analysemethode, bei der Zuckerstrukturen mithilfe von Laser-Licht sichtbar gemacht werden. Zusätzlich entwickelten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler einen speziellen Labortest (ELISA), der sich perspektivisch auch im klinischen Alltag einsetzen lässt. In einer größeren Studie mit über 120 Patientinnen und Patienten konnte gezeigt werden, dass nLc4 nicht nur hilft, Blasenkrebs sicher zu erkennen – sondern auch Hinweise darauf geben kann, wie aggressiv der Tumor ist.

„Was diese Arbeit besonders macht, ist die enge Verzahnung von biochemischer Grundlagenforschung mit einer medizinisch hochrelevanten Fragestellung“, so Büttner weiter. „Es ist ein schönes Beispiel dafür, wie analytische Präzision und klinische Notwendigkeit Hand in Hand gehen können.“

Neben seiner diagnostischen Bedeutung könnte nLc4 künftig auch als Zielstruktur für neue therapeutische Ansätze dienen. Durch seine spezifische Expression auf Tumorzellen und seine Lokalisation an der Zelloberfläche bietet es potenzielle Angriffspunkte für innovative Immun- oder Antikörpertherapien. Der Marker wurde inzwischen von den Forscherinnen und Forschern patentiert.

Zur Studie

Titel: Inês B. Moreira, Charlotte Rossdam, Jonas Kaynert, Julia Beimdiek, Manuel M. Vicente, Jessica Schmitz, Anika Großhennig, Astrid Oberbeck, Michèle J. Hoffmann, Michele E. Rosero Moreno, Daniel Steinbach, Maria L. Barcena, Yannick Lippka, Jan H. Bräsen, Hossein Tezval, Falk F.R. Buettner. Neolactotetraosylceramide enables urinary detection of bladder cancer, Cell Reports Medicine, 2025. 
Die vollständige Studie ist frei zugänglich unter:  https://doi.org/10.1016/j.xcrm.2025.102246

 

Wissenschaftlicher Kontakt

Prof. Dr . Falk Büttner
Professor für Proteinanalytik
Biochemie und Molekularbiologie

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Medienkontakt

Corina Härning
Stellvertretende Pressesprecherin
Stabsstelle Kommunikation & Marketing

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