Wem gehört das Wasser?
Gastforschende aus Hawaii und Australien arbeiten in Augsburg zu Wasserverteilung und Klimaprotesten
Eine Wissenschaftlerin aus Hawaii und ein Wissenschaftler aus Australien kommen für zwei Jahre an die Universität Augsburg – auf Einladung von Prof. Dr. Simone M. Müller, DFG-Heisenberg Professorin für Globale Umweltgeschichte und Environmental Humanities. Gemeinsam mit ihr werden sie zu Wasserverteilung und Klimafragen forschen, auch mit Bezug zu Augsburg. Ermöglicht wird dies durch die Alexander von Humboldt-Stiftung. Wie wird und wurde Wasser verteilt? Wie sahen frühe Klimaproteste aus? Diese und ähnlichen Fragen möchte Prof. Dr. Simone M. Müller, DFG-Heisenberg Professorin für Globale Umweltgeschichte und Environmental Humanities an der Universität Augsburg, mit zwei internationalen Gastforschenden untersuchen: Dr. Jaime Uluwehi Hopkins von der University of Hawaii und Dr. Harrison Croft von der Monash University in Australien. Beide sind nun für zwei Jahre zu Gast an der Universität Augsburg. Zu viel Wasser, zu wenig Wasser: Dr. Jaime Uluwehi Hopkins (University of Hawaii) ist seit September in Augsburg. Als indigene Wissenschaftlerin hat sie unter anderem zu indigenen Wassermanagementsystem in Hawaii von der Antike bis zum späten 19. Jahrhundert geforscht, also zu kommunalen Verteilungspraktiken von Wasser, bevor die Inselgruppe zu US-Territorium wurde und Wasser damit privatisiert wurde. Ausgangspunkt für den wissenschaftlichen Austausch an der Universität Augsburg ist die Frage: Wem gehört das Wasser? „Was tun, wenn es gleichzeitig an einem Ort zu viel und andernorts zu wenig Wasser gibt? Hawaii verfügt zwar über ausreichend Wasser, seine Verfügbarkeit ist jedoch fragil und muss sorgfältig reguliert werden, um Dürren zu vermeiden,“ erläutert Müller. „Welche Folgen Missmanagement haben kann, zeigten eindrücklich die Waldbrände von 2023 und die Zerstörung der historischen Siedlung Lahaina. Eine ehemalige Feuchtgebietslandschaft hatte sich durch Übernutzung in eine Wüste verwandelt – ein gefundenes Fressen für die Flammen.“ Im Gegensatz dazu bietet Augsburg eine UNESCO-Welterbestätte für Wassermanagement, und die Region kämpft mit zunehmenden Überschwemmungen und steigendem Grundwasserspiegel. „Zusammen eröffnet dies den perfekten Kontext für eine globalhistorische Diskussion über die Frage: Kann man jemals zu viel Wasser haben?“, sagt Müller. Frühe Klimaproteste: Dr. Harrison Croft (Monash University) hat seine Stelle als Gastwissenschaftler im November angetreten. Schwerpunkt seiner bisherigen Forschung ist ebenfalls die Geschichte des Wassers. Er hat eine Umweltgeschichte des australischen Flusses Birrarung/Yarra River geschrieben. „Darin hat er herausgearbeitet, wie sich die Beziehungen von Menschen, Tieren und Pflanzen zum Fluss verändert haben, insbesondere seit 1835, als die ersten Europäer begannen, sich dort niederzulassen und die indigene Bevölkerung zu verdrängen“, erklärt Müller. An der Universität Augsburg möchte Croft globale Klimaproteste untersuchen, die ihrer Zeit voraus waren: „Wie protestiert man gegen Klimawandel, wenn man noch gar kein Wort dafür hat? Bereits im 19. Jahrhundert haben verschiedene Wissenschaftler, wie etwa Eunice Newton Foote 1856, menschengemachte Umweltveränderungen beobachtet und Warnschriften dagegen verfasst“, sagt Müller. „Als dann das Wissen über den Klimawandel und seine Ursprünge in menschlichen Aktivitäten konkreter wurde, stellte sich die Frage, auf welche vielfältigen Weisen die Menschen die Umweltverschmutzer dazu aufforderten, ihre übermäßigen Auswirkungen zu reduzieren. Mit seiner Arbeit wird Croft einen historischen Beitrag zur Arbeit des Augsburger Zentrums für Klimaresilienz, des Instituts für europäische Kulturgeschichte wie auch des Wissenschaftszentrums Umwelt (WZU) leisten“, freut sich Müller. „Bei der Auswahl der Fellows war es mir wichtig, die – nicht nur für Augsburg wichtige – Wasserthematik einzubringen und so den Wasser-Schwerpunkt in globaler Umweltgeschichte an der Universität Augsburg zu stärken und in Dialog mit außereuropäischen und indigenen Perspektiven zu bringen“, sagt Müller. Hopkins wird bis Ende August 2027 hier forschen, Croft bis Ende Oktober 2027. Ermöglicht werden ihre Aufenthalte durch das Henriette-Hertz-Scouting-Programm der Alexander von Humboldt-Stiftung. Hierfür wurde Müller in einem Bewerbungsverfahren als Scout ausgewählt – mit der Möglichkeit, zwei Fellows ihrer Wahl für zwei Jahre lang an die Universität Augsburg einzuladen. Wer die beiden Forschenden kennenlernen möchte, kann dies bei zwei Terminen der Vorlesung „Die Aufteilung der Erde – Eine Imperialismusgeschichte“ von Prof. Dr. Müller. Dort werden sie jeweils einen Gastvortag halten: „Alle Interessierten sind herzlich willkommen – auch über die Universität hinaus. Wir sind offen für den Austausch und freuen uns, wenn auch über die angedachten Forschungsprojekte hinaus noch Zusammenarbeiten entstehen“, so Müller. cg
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manuela.rutsatz@presse.uni-augsburgpresse.uni-augsburg.de ()
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