Die Kinder Gottes und ihr Christus

Schreiber liest die Johannesbriefe als Schriften des antiken Judentums
und zeigt zugleich, wie sie der Adressatengruppe eine Anleitung zum
Leben mit Gott – dem Gott Israels – und seinem Messias Jesus geben.
Sie antworten auf Konkurrenten aus den eigenen Reihen und bleiben
dabei im Diskursraum der jüdischen Tradition. Darin profilieren sie ihre
Zugehörigkeit zu Christus: Sie zeichnen ein bestimmtes Bild vom Gott
Israels und vom Messias, zeigen auf, dass in Christus ein neuer Umgang
mit dem Thema Sünde eröffnet ist, und betonen das Gebot der gegenseitigen
Liebe als Identitätsmerkmal der eigenen Gruppe. Interessant ist,
wie sie die Bildung und Weitergabe der eigenen, johanneischen Tradition
reflektieren und wie sie sich selbst in die Endgeschichte Gottes mit
seinem Volk einordnen. Damit verortet sich die Studie in der aktuellen
exegetischen Diskussion, die die Texte des Neuen Testaments als Teil
des antiken Judentums („within Judaism“) versteht. Im religionsgeschichtlichen
Vergleich mit frühjüdischen Texten arbeitet sie die Eigenart des
jüdischen Selbstverständnisses, das die Briefe erkennen lassen, heraus.
© Universität Augsburg

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