PM10-Belastung: Studie zeigt, wie Gesundheitsrisiken wochenlang nachwirken
Feinstaub, insbesondere Partikel mit einem Durchmesser kleiner als 10 µm (PM10), ist ein bekanntes Gesundheitsrisiko in unseren Städten. Während akute Folgen wie Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Probleme gut dokumentiert sind, war bisher unklar, wie sich die Belastung über längere Zeiträume auswirkt. Eine neue Studie mit dem Titel „Medium-Term Lag-Response Associations Between PM₁₀ Exposure and All-Cause Mortality in Valencia and London: A Time-Stratified Case-Crossover Study“, erschienen im renommierten Journal of Epidemiology and Global Health, ist dieser Frage nun systematisch nachgegangen – und kommt zu überraschenden Ergebnissen. Die Forschung analysierte erstmals die mittelfristigen Auswirkungen von PM10 auf die Sterblichkeitsrate in zwei europäischen Metropolen: London und Valencia. Das Team untersuchte, ob Todesfälle bis zu 21 Tage nach einer hohen Feinstaubbelastung zunehmen. Dazu nutzten die Wissenschaftler:innen eine anerkannte Methode, um den Einfluss von Störfaktoren wie Temperatur herauszurechnen und die reinen Zusammenhänge zu isolieren. Das Ergebnis: Die Studie bestätigt, dass Feinstaub in beiden Städten kurzfristig das Sterberisiko erhöht. In Valencia zeigte sich jedoch eine weitere, besorgniserregende Entwicklung: Zusätzlich zu den sofortigen Effekten gab es einen deutlichen und signifikanten Anstieg der Todesfälle 14 Tage nach der PM10-Exposition. Dieser verzögerte Höhepunkt trat in London nicht in dieser Form auf. Zudem konnten die Forscher:innen zeigen, dass ein Modell, das die Feinstaubbelastung über mehrere Tage berücksichtigt, die gesundheitlichen Risiken am besten erklärt. Dies bestätigt die Annahme, dass sich die Folgen einer Feinstaubbelastung langsam über die Zeit aufbauen können. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass Feinstaub nicht nur sofortige, sondern auch nachgelagerte Gesundheitsprobleme verursacht“, so die Studienautor:innen. „Gerade für vulnerable Gruppen wie ältere Menschen oder Patient:innen mit chronischen Vorerkrankungen sollten Vorsichtsmaßnahmen nicht nur während hoher Belastungsspitzen, sondern auch in den zwei bis drei Wochen danach fortgeführt werden.“ Diese Erkenntnisse haben direkte Konsequenzen für die Praxis: Die Studie schließt eine wichtige Wissenslücke und unterstreicht, dass die gesundheitlichen Folgen von Feinstaub nicht am Tag der Exposition enden, sondern sich über Wochen hinweg entwickeln können. Dieses Wissen ist essenziell, um die öffentliche Gesundheit wirksamer zu schützen. Wenn Sie mehr über unsere Forschung erfahren möchten, lesen Sie unsere Publikation im Journal of Epidemiology and Global Health: https://doi.org/10.1007/s44197-025-00459-x.