Psychologische Modulation von Schmerz (Dr. Philipp Reicherts)

Schmerz stellt ein bio-psycho-soziales Integral dar, welches maßgeblich von psychologischen Faktoren beeinflusst wir.
Insbesondere die individuelle Erwartungshaltung spielt eine entscheidende Rolle für die Schmerzwahrnehmung dar. Dies wird besonders deutlich beim Placeboeffekt, wenn die bloße Annahme darüber eine schmerzstillende Therapie zu erhalten, in der Lage ist, subjektive und biologische Korrelate (z.B. EEG) der Schmerzverarbeitung zu reduziere. Beim Noceboeffekt hingegen, führt allein die Befürchtung von Nebenwirkungen zu Angst und damit einhergehend einer Schmerzverstärkung (Reicherts, 2016).
Generell spielt der emotionale Zustand einer Person eine entscheidende Rolle für die Verarbeitung von Schmerz, so führen negative Emotionen zu einer erhöhten Schmerzwahrnehmung, positive Emotion stattdessen zu einer Reduktion von Schmerz. (Reicherts, 2016; Zillig et al., 2023)
Ähnlich wie sich emotionale Zustände durch die Anwendung von Emotionsregulationsstrategien verändern lassen, führt auch die Umbewertung oder achtsame Akzeptanz eines schmerzhaften Reizes zu einer Reduktion von Schmerz. Allerdings handelt es sich bei der Relation von Schmerz und Emotion um eine Wechselwirkung, so dass es einerseits zu einer emotionalen Modulation von Schmerz kommt, andererseits Schmerz als motivational relevanter Kontext die Verarbeitung von Emotionen beeinflussen kann (Haspert et al., 2020; Reicherts et al., 2013).
Ziel dieses Forschungsschwerpunktes am Lehrstuhl für medizinische Psychologie und Soziologie ist es Mechanismen und kritische Variablen der psychologischen Schmerzmodulation zu identifizieren, um so eine empirische Basis zu schaffen, die gleichermaßen Grundlagenforschung und klinische Anwendung informiert und inspiriert.
Referenzen:
Haspert, V., Wieser, M. J., Pauli, P., & Reicherts, P. (2020). Acceptance-based emotion regulation reduces subjective and physiological pain responses. Frontiers in psychology, 11, 1514.
Reicherts, P., Gerdes, A. B., Pauli, P., & Wieser, M. J. (2013). On the mutual effects of pain and emotion: facial pain expressions enhance pain perception and vice versa are perceived as more arousing when feeling pain. PAIN®, 154(6), 793-800.
Reicherts, P., Gerdes, A. B., Pauli, P., & Wieser, M. J. (2016). Psychological placebo and nocebo effects on pain rely on expectation and previous experience. The Journal of Pain, 17(2), 203-214.