KI zur Quantifizierung von Mineralphasen in mineralischen Reststoffen mittels REM und XRD (KIMmich)
Kurzfassung
Im Projekt KIMmich wird künstliche Intelligenz ( KI) zur automatisierten Bestimmung der mineralogischen Zusammensetzung industrieller Reststoffe wie Aschen und Schlacken eingesetzt. Durch die Kombination hochauflösender REM-Analysen mit XRD-Messungen entsteht ein belastbares Trainingsdatenset, das es ermöglicht, KI-Modelle für die zuverlässige Identifikation und Quantifizierung von Mineralphasen zu entwickeln. Ziel ist es, die Nutzung dieser Materialien als Sekundärrohstoffe zu erleichtern und Prozesse wie Abfallverbrennung oder Metallurgie im Sinne eines ökologisch optimierten Materialkreislaufs gezielt zu steuern.
Problemstellung
Mineralische Reststoffe wie Aschen und Schlacken fallen in großen Mengen bei industriellen Prozessen an – insbesondere bei der thermischen Abfallverwertung oder in der Metallurgie. Der Umgang mit diesen Rückständen stellt eine zentrale ökologische und wirtschaftliche Herausforderung dar: Diese Materialien besitzen ein großes Potenzial als Sekundärrohstoffe – beispielsweise als Füllstoffe in der Bauindustrie oder als Gesteinskörnung im Beton. Voraussetzung für eine Recycling ist jedoch die Einhaltung bau- und umwelttechnischer Qualitätanforderungen, die sehr aufwändig und zeitintensiv ist. Die mineralogische Zusammensetzung dieser Materialien ist ein entscheidender Einflussfaktor auf die bau- und umwelttechnische Eignung und kann zudem bereits im Entstehungsprozess der Reststoffe beeinflusst werden. Ihre quantitative Bestimmung ist jedoch auch komplex und erfordert Expertenwissen. Hier setzt das Projekt KIMmich an.
Projektbeschreibung
Das Projekt KIMmich verfolgt das Ziel, Analysetechniken mit Methoden der künstlichen Intelligenz ( KI) zu kombinieren, um die mineralogische Zusammensetzung industrieller Reststoffe effizient und automatisiert zu bestimmen. Zur Analyse werden zwei etablierte Techniken eingesetzt:
- Die Rasterelektronenmikroskopie ( REM) liefert hoch ortsaufgelöste Informationen zur lokalen chemischen Zusammensetzung.
- Die Röntgendiffraktometrie ( XRD) erlaubt Aussagen zur mineralogischen Phasenverteilung im Gesamtmaterial (Bulk-Zusammensetzung).
- Convolutional Neural Networks ( CNN), eine bewährte Methode aus der Bildverarbeitung, analysieren spektrale und bildhafte Daten über lokale Muster und Kanten.
- Vision Transformers ( ViT) hingegen nutzen sogenannte Self-Attention-Mechanismen, um komplexe, globale Zusammenhänge in den Daten zu erfassen – auch über größere Distanzen hinweg.

Projektziel
Ziel von KIMmich ist die automatisierte und zuverlässige Identifikation sowie Quantifizierung von Mineralphasen in industriellen Reststoffen mithilfe künstlicher Intelligenz. Die Ergebnisse sollen dazu beitragen, die Prozesse zur Entstehung dieser Materialien – etwa in Verbrennungsanlagen oder metallurgischen Verfahren – gezielt zu beeinflussen. Auf diese Weise kann nicht nur das Hauptprodukt optimiert, sondern auch die Qualität und Wiederverwendbarkeit der Nebenprodukte gezielt gesteuert werden. Langfristig wird so ein Beitrag zum Ökodesign mineralischer Reststoffe geleistet.
Potenzielle Anwendungsbereiche
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Einsatz mineralischer Reststoffe als industrielle Gesteinskörnungen für Asphalt und Beton
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Bewertung der Umweltverträglichkeit von Aschen und Schlacken
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Automatisierte Materialcharakterisierung im Labor oder direkt in der Prozesslinie durch Kopplung mit Sensordaten (LIBS, NIR)
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Beitrag zur zirkulären Wertschöpfung durch gezieltere Nutzung von Sekundärrohstoffen
Team
