Nachrufe auf Johannes Janota
Nachruf von Prof. Dr. Dr. h.c. Werner Williams
Vor kurzem ist Johannes Janota gestorben, mein guter Freund und hochgeschätzter Kollege, mit dem ich eine jahrzehntelange enge persönliche und wissenschaftliche Verbindung hatte. Bald nach meiner Berufung an die Universität Augsburg begann unsere Zusammenarbeit. Beim Germanistentag 1991 organisierten wir gemeinsam eine größere Ausstellung von Augsburger mittelalterlichen Handschriften und Frühdrucken, 1993 veranstalteten wir ein breit gefächertes Kolloquium über das literarische Leben in Augsburg im 15. Jahrhundert. Auch gemeinsame DFG-Projekte wurden uns über die Jahre bewilligt. Während des Semesters trafen wir uns stets wöchentlich zu informellen Gesprächen über die Lehre, Betreuung der Studierenden und unsere wissenschaftlichen Vorhaben. Gemeinsam hielten wir mehrere Jahre Forschungsseminare mit fortgeschrittenen Studierenden, allen Lehrenden, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Augsburger germanistischen Mediävistik sowie vielfach mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern von anderen Universitäten. Was uns auch noch ganz besonders verband, war Johannes Janotas hochgeschätzte Literaturgeschichte des 14. Jahrhunderts, auf welche meine für das 15. und frühe 16. Jahrhundert folgte.
Meine Frau Ulla war mit Johannes Janota ebenfalls wissenschaftlich und freundschaftlich verbunden. Auch nachdem er in Ruhestand gegangen war, blieben wir in engem Kontakt. Ulla und ich werden ihn sehr vermissen. Unsere Gedanken sind jetzt bei seiner Witwe, Elfriede Gori, die über viele Jahre an der Universität tätig war und zu der wir auch eine enge menschliche Beziehung haben.
Nachruf von Prof. Dr. Freimut Löser
Am 25. Oktober ist unser Kollege Johannes Janota verstorben.
Er wurde im Jahr 1983 von der Universität Siegen auf den Augsburger Lehrstuhl für Deutsche Sprache und Literatur des Mittelalters berufen, um die Nachfolge Hugo Stopps anzutreten – und er gab dem Lehrstuhl eine Ausrichtung auf eine textorientierte, im eigentlichen Wortsinn philologische Altgermanistik. Diese Prägung ist, auch mit thematisch neuen Akzenten, gültig bis heute, weit über seine Ruhestandsversetzung im Jahr 2003 hinaus. In der Forschung hat er bis zu seinem Tod intensiv gearbeitet und wichtige Ergebnisse vorgelegt. Sein jüngstes Buch aus dem Bereich der Sangspruchdichtung ist gerade eben erschienen.
Seine wesentliche Prägung erfuhr Johannes Janota an seiner Heimatuniversität Tübingen; das dort von seinen Lehrern, allen voran Hanns Fischer, nicht zuletzt aber auch Hans Küng, vertretene wissenschaftliche Niveau, das auch seine Kollegen wie Burghart Wachinger und Walter Haug vertraten, blieb in den vielen Feldern des Faches, die er bestellte, sein fester Maßstab. Im Bereich der mittelalterlichen Dramatik, der Lyrik und der auf das Spätmittelalter bezogenen Literaturgeschichtsschreibung, um nur die prominentesten Gebiete zu nennen, hat er Arbeiten vorgelegt, die von herausragender Bedeutung sind und bleiben werden. Den fachlichen Austausch auch nach seiner aktiven Zeit am Lehrstuhl mit Freunden wie Horst Brunner, mit jüngeren Kolleginnen und Kollegen und mit allen Tätigen des Lehrstuhls (vom Nachfolger bis zu den studentischen Hilfskräften), denen der mittelaltergermanistischen Drittmittelprojekte und der zusätzlichen Mittelalter-Professur in Augsburg, an deren Einwerbung er entscheidend beteiligt war und die Werner Williams innehatte, hat er stets gepflegt.
Mit großem Einsatz gestaltete er weitsichtig und klug moderierend in der Fakultät, der Universität, in Bayern, in Deutschland und darüber hinaus den Weg des Faches Germanistik in Zeiten des Umbruchs maßgeblich mit, etwa als Vorsitzender des Germanistenverbands in den Jahren der Wende (1991 Germanistentag in Augsburg) oder als einer der geisteswissenschaftlichen Pioniere im Bereich der drittmittelfinanzierten Forschung an unserer Universität. Johannes Janota betrieb Wissenschaft in Verantwortung für und mit Relevanz für die ganze Gesellschaft.
An der Entwicklung der Universität Augsburg war er in vielen Gremien strukturbildend ebenso beteiligt wie an der Gründung des Instituts für Europäische Kulturgeschichte.
Die Studierenden wie auch seine promovierenden Schülerinnen und Schüler erlebten in ihm eine Lehrerpersönlichkeit mit hohem Anspruch, zu dem man mit sicherer Hand geführt wurde, und mit klaren Vorstellungen, die auch Raum für kreative und eigenständige Lösungen zuließen. In ihm erlebte man jemanden, der Wissenschaft nicht nur zu seinem Beruf gemacht hatte, sondern dessen Wesen auch im Persönlichen und in Freundschaften, die er pflegte, von der Wissenschaft und ihrer Welt durchdrungen war. Die Begegnung mit ihm, die Anleitung durch ihn, sein Rat und sein Urteil haben viele Menschen tief geprägt und geformt.
In Trauer und dankbarer Erinnerung verbinden wir uns auch mit seinen Angehörigen, besonders mit seiner Witwe, unserer langjährigen Lehrstuhlsekretärin Elfriede Gori.