Forschungsprojekte Dr. Dr. Christopher Schliephake

Derzeitige Arbeitsschwerpunkte

  • Die Ethik des Traums in den Werken Plutarchs von Chaironeia - Die Traumbeschreibungen im Werk Plutarchs von Chaironeia (ca. 45-120 n. Chr.) waren bislang nicht Gegenstand einer systematischen Einzelstudie, obwohl das Thema sowohl in den philosophischen, als auch historisch-biographischen Schriften eine wichtige Rolle spielt – immerhin sind von keinem kaiserzeitlichen Autor so viele Träume überliefert wie von Plutarch. Die Studie fragt ausgehend von diesem Befund nach der Rolle der Traumdarstellungen und -deutungen in Plutarchs Schriften. Dabei wird das Thema sowohl hinsichtlich seiner philosophischen, als auch historiographisch-biographischen Relevanz diskutiert. Wie gezeigt wird, verstand Plutarch Träume als ein Medium, das auf unterschiedlicher Weise Erkenntnis ermöglichte – philosophisch, indem die Aushandlung der Bedeutung von Träumen unterschiedliche Wissensbereiche in Dialog setzte und nach den Möglichkeiten und Grenzen der Kommunikation mit den Göttern fragte; und biographisch, indem Träume als Medien begriffen wurden, die Einblicke in den Charakter historischer Persönlichkeiten zuließen und Aufschluss über die Instrumentalisierung divinatorischer Zeichen zur Ausgestaltung bestimmter Ereignisse gaben. Diese ethische Perspektive auf das Thema unterschied Plutarchs Umgang mit Träumen grundlegend von den professionellen Traumdeutern der Zeit. Das Buch, das Anfang 2026 in der Reihe Millennium Studien (DeGruyter) erscheint, liefert einen grundlegenden Beitrag zum Verständnis der religiösen sowie philosophischen Weltsicht Plutarchs sowie zur antiken (Traum-)Divination insgesamt. 
  • Umweltgeschichte der Antike - Ideen, Infrastrukturen, Interaktionen: AktuelleTheorien und Methoden - Die Umweltgeschichte der Antike ist aktuell zwar ein vielbeforschter Gegenstand; allerdings fehlt es an Synthesen, die gegenwärtige Forschungsansätze mit aktuellen Theorien, insbesondere aus dem interdisziplinären Feld der Environmental Humanities, zusammenbringen. Das Buchporjekt soll dies leisten und wird sowohl theoretisch als auch methodologisch Fallbeispiele und Quellengruppen diskutieren, die in den bisher vorliegenden Umweltgeschichten der Antike nicht oder kaum beachtet wurden. Leitaspekte der Analyse stellen die Ideen (d.h. die wissensgeschichtliche und literarische Reflexion der Mensch-'Umwelt'-Beziehungen), die Infrastrukturen (d.h. die technologischen Innovationen sowie gebauten Strukturen und anthropogenen Eingriffe in den Landschaften rund um das Mittelmeehr) sowie die Interaktionen (d.h. die den menschlichen Anpassungsstrategien zugrundeliegenden Wechselbeziehungen mit nicht-menschlichen Akteuren der Lebenswelt) dar, die gemeinsam diskutiert und betrachtet werden. Damit soll die umwelthistorische Forschung der Antike (mit einem Schwerpunkt von der Archaik bis in die Hohe Kaiserzeit) auf eine neue Grundlage gestellt werden.
  • Hans Carl von Calowitzʼ „Sylvicultura oeconomica“ (1713) gilt nach wie vor als ein Gründungsdokument der ‚Nachhaltigkeit‘. Doch auf welchen Traditionen baute von Carlowitz auf und in welchem kultur- und sozialgeschichtlichen Kontext steht sein Werk? Diesen Fragen möchte eine epochenübergreifende Tagung nachgehen, die vom 19.-21. März 2026 am IEK Augsburg stattfinden wird und die insbesondere die bislang nicht systematisch erforschte Antikerezeption der „Sylvicultura oeconomica“ in ihren diskursiven Bezügen untersuchen will. Die Tagung zielt insgesamt darauf ab, die Vergangenheitsorientierung der im Text dargelegten ‚nachhaltenden‘ Forstwirtschaft herausarbeiten und einen Beitrag zu einer Geschichte der Nachhaltigkeit zu liefern. Dabei geht es nicht um eine lineare Herleitung von Carlowitzʼ Ideen aus antiken Quellen, sondern vielmehr darum, in einem interdisziplinären Zugriff die spezifischen Modi der Rezeption antiker Texte und deren jeweilige soziokulturellen und umwelthistorischen Kontexte in den Fokus zu rücken. Ausgehend von einer Auseinandersetzung mit von Carlowitz, der Kultur seiner Zeit und v.a. zentralen Passagen der „Sylvicultura oeconomica“, sollen dementsprechend unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt werden, die sowohl (1) die Hintergründe der rezipierten antiken Vorläufer-Texte in den Blick nehmen, als auch (2) nach den spezifischen frühneuzeitlichen Rezeptionsbedingungen und intellektuellen Traditionslinien fragen. Die Ergebnisse werden im Anschluss an die Tagung publiziert.

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