Zwischen Sozialdisziplinierung und Vergnügen: Politik und Praktiken des Spielens im Staatssozialismus

[Förderung: Gerda-und Hermann-Weber-Stiftung]

 

Das Spiel als Medium und das Spielen als Praktik der Sozialisierung und der Unterhaltung bieten sich insbesondere für einen vergleichenden analytischen Nahblick auf „Herrschaft als soziale Praxis“ (Thomas Lindenberger, 2007) in den sozialistischen Ländern bis 1989/1991 an. Im Spiel werden generations- und schichtenübergreifend „Gesetze des realen Alltags vereinfacht“ und es kann ein „Probehandeln“ stattfinden (Max Kobbert 2010). Dementsprechend sind Spiele einerseits Medien, mit denen niedrigschwellig zeitspezifische Werte und Normen kommuniziert werden, andererseits bietet das Spielen als Praxis Räume der Auseinandersetzung, der Aushandlung beziehungsweise auch des Erlernens und Ausprobierens dieser Normen. Ganz unabhängig davon ist das Spielen eine alltägliche Praktik, in der es in erster Linie um Unterhaltung, Geselligkeit und Vergnügen geht. Spielen lässt sich daher ganz im Verständnis der neueren Emotionsgeschichte als eine „emotionale Praktik“ begreifen und analysieren (Monique Scheer 2012). Daher strebten alle staatssozialistischen Länder für alle Altersklassen die Kontrolle, Regulierung und Entwicklung von Spielen an, um damit Emotionen zu fördern, die der eigenen Herrschaft dienlich sind.

Gemeinsam mit Dr. Juliane Brauer, Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, Berlin, und Dr. Sabine Stach, Deutsches Historisches Institut Warschau wird im Dezember 2019 die erste Konferenz zu diesem Themenfeld stattfinden, die zeitgleich die erste HERMANN-WEBER-KONFERENZ ZUR HISTORISCHEN KOMMUNISMUSFORSCHUNG ist. Gefördert von der Gerda-und-Hermann-Weber-Stiftung und in Kooperation mit dem Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung ist die Publikation der Ergebnisse im Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung für 2021 geplant.

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