Dr. Michael Hoffmann
Dr. Michael Hoffmann arbeitet im Peutinger Gymnasium Ellwangen und beim Staatlichen Seminar für Aus- und Fortbildung der Lehrkräfte in Baden-Württemberg. Zudem ist er Leiter des Kompetenzzentrums für Geschichtliche Landeskunde im Unterricht (ZSL)
Wie sind Sie zum Fach Geschichte gekommen?
Tatsächlich habe ich mich schon seit frühester Kindheit für die Vergangenheit interessiert, für Römer, Kreuzzüge oder auch den Zweiten Weltkrieg. Da haben Erzählungen der Großeltern eine Rolle gespielt, aber auch die damals bereits zahlreich erscheinenden Jugendbücher und Jugendromane mit historischen Themen.
Erst in der Schule wurde mir aber allmählich der Unterschied zwischen Vergangenheit und Geschichte klar: Wichtig waren für mich dabei prägende Lehrkräfte, die mir Geschichte als Fach, also mit spezifischen Methoden und Erkenntniswegen vermittelt haben. Gerade in der Oberstufe führten wir lange Diskussionen, z.B. über das Scheitern von Weimar oder den damals aktuellen ersten Irak-Krieg.
Wenn ich heute darüber nachdenke, ist mir vor allem die geistige Offenheit in Erinnerung, mit der wir im geschützten Raum Schule über historische Themen auch ganz unbefangen reden konnten. Diese Erfahrung und auch eine innere Neugier auf Geschichte haben mich sicherlich zu einem Studium des Faches nach dem Zivildienst veranlasst.
Welche Qualifizierungen und Initiativen während des Studiums waren wichtig für die spätere Berufswahl? Wie können sich Geschichtsstudierende auf mögliche spätere Berufsfelder vorbereiten?
Im Grunde waren alle Qualifizierungen wichtig, auch wenn man zum Zeitpunkt des Studiums noch gar nicht absehen konnte, wozu diese einmal dienen können. Aus Sicht eines Lehrers würde ich heute sagen, dass ich in den ersten Berufsjahren vor allem von einer fachlichen Breite des Studiums von der Antike bis in die Gegenwart profitiert habe. Da man ja auf dem Gymnasium von Anfang an den ganzen Durchgang unterrichten muss, erleichtert es sehr, selbst bereits einen Überblick zu haben, während man vor allem mit didaktischen und pädagogischen Fragen beschäftigt ist.
Auslandsaufenthalte in Edinburgh und Paris – auch zur Promotion – brachten mir nochmals die Bedeutung von verschiedenen Perspektiven auf historische Vorgänge näher, was in abgewandelter Form ja auch ein Grundprinzip des Geschichtsunterrichts in der Schule ist. Wenn man von der Fachlichkeit absieht, spielen personale Kompetenzen wie Selbstorganisation oder Interaktionsfähigkeit mit Schülerinnen und Schülern eine große Rolle – das kann man als Jugendtrainer bereits einüben, bei mir war es vor allem jahrelange Tätigkeit als Nachhilfelehrer mit Einzelnen oder Kleingruppen.
Wie sind Sie zu dieser Tätigkeit gekommen?
Die formale Antwortet darauf ist recht einfach: auf das damals noch existierende erste Staatsexamen folgte nach Ableistung des Referendariats ein zweites Staatsexamen, mit dem man dann eine Stelle als Lehrkraft antreten kann.
Daneben hat mich aber tatsächlich auch ein humanistischer Impuls bewegt: Ich halte die Vermittlung von und die Auseinandersetzung mit historischen und kulturellen Inhalten für einen Kernbestandteil von allgemeiner Bildung, die den Einzelnen zur Entfaltung seiner Persönlichkeit befähigt. Oder etwas weniger hochtrabend formuliert: Mir hat es vor und nach meiner Berufswahl Freude bereitet, mit Schülerinnen und Schülern über historische Themen zu sprechen und zu sehen, wie sie ganz langsam im „Weinberg des Historischen“ zu arbeiten beginnen. Und diese Freude ist eigentlich, trotz aller ups and downs im schulischen Alltag, geblieben.
Worin besteht genau Ihre Aufgabe im Beruf? Wie sieht der konkrete Arbeitsalltag aus?
Als Fachleiter für Geschichte unterrichte ich noch ca. 40% meiner Arbeitszeit an der Schule, die anderen 60% dienen der Ausbildung von Studienreferendaren am Seminar oder auch fachdidaktischen Übungen an der Universität Stuttgart. Zudem führe ich im Jahr einige Lehrerfortbildungen durch und koordiniere die Publikation von landeskundlichen Unterrichtsmaterialien beim Landesbildungsserver Baden-Württemberg. Insgesamt ergibt sich so ein durchaus spannendes Gleichgewicht zwischen aktivem Unterricht, didaktischer Reflexion und praxisorientierter Publikation.
Den Arbeitsalltag kann ich mittlerweile auch schon historisierend betrachten: Benutzte man vor 20 Jahren noch fleißig Folien am Overhead-Projektor, sind mittlerweile selbst die Beamer durch neue Smartboards als Monitore ersetzt. Das bringt natürlich ungeheure Möglichkeiten für den Unterrichtsverlauf – aber auch, wie wir in der Geschichte ja oft bei Modernisierungsschüben feststellen, pädagogische Herausforderungen, die ein ständiges Anpassen an die Entwicklung erforderlich machen.
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