Dr. Sebastian Zanke
Dr. Sebastian Zanke ist Kurator und Sammlungsleiter Frühe Neuzeit und Weinmuseum beim Historischen Museum der Pfalz, Speyer.
Wie sind Sie zum Fach Geschichte gekommen?
Die Studienwahl war eine Last-Minute Entscheidung zwischen Jura und Geschichte. Am Ende hat sich das Interesse an kulturellen und historischen Fragestellungen gegenüber einem (vermeintlich) klarem Berufsweg durchgesetzt.
Es war die richtige Entscheidung, gerade auch mit der spannenden Studienkombination von Mittelalterlicher Geschichte mit Alter Geschichte und Klassischer Archäologie. Das Studium der Geschichte ermöglicht in besonderer Weise eine Schwerpunktsetzung und eigenen Interessen nachzugehen, im Studium wie auch dem späteren Berufsleben.
Welche Qualifizierungen und Initiativen während des Studiums waren wichtig für die spätere Berufswahl?
Wie können sich Geschichtsstudierende auf mögliche spätere Berufsfelder vorbereiten?
Eigeninitiative, Interesse an verschiedensten Themen und Fragestellungen sowie ein wenig Kreativität und Aufgeschlossenheit sind wichtige Aspekte des Geschichtsstudiums. Wichtig ist heutzutage auch praxisbezogene Angebote jenseits des vorgegebenen Lehrplans annehmen. Das führt dann auch zu einem offenen Blick auf mögliche Berufsfelder für Historiker*innen.
Gerade Kultureinrichtungen wie Museen oder auch Archive sollten einmal als Arbeitsplätze im Rahmen von Praktika besucht werden. Gerade Museen bieten vielfältige Möglichkeiten der studienbegleitendenden Mitarbeit an, beispielsweise als Ausstellungsguide oder im Rahmen eines Ehrenamts. Im Regelfall wird im Museumsbereich Praxiserfahrung vor dem Berufseinstieg zwingend vorausgesetzt.
Darüber hinaus lohnt eine Schwerpunktbildung im Studium, hin zu bestimmen historischen Themen wie Epochen und Räumen oder auch generellen Ansätzen wie Public History oder Digitalisierung.
Wie sind Sie zu dieser Tätigkeit gekommen?
Erste Berührungspunkte mit dem Arbeitsfeld Museum gab es bereits als Ausstellungsbegleiter am Maximilianmuseum im Rahmen der großen Sonderausstellung „Als Frieden möglich war – 450 Jahre Augsburger Religionsfrieden“. Die zielgruppenspezifische Vermittlung von Kunst und Geschichte jenseits des Seminarraums ist eine spannende Erfahrung. Daher war das Museum nach dem Abschluss von Studium und Promotion ein denkbares Arbeitsfeld, allerdings noch ohne eine konkretere Vorstellung, wohin es gehen soll.
Die kam mehr durch Zufall, denn das Historische Museum der Pfalz in Speyer, das sich vor allem durch große kulturgeschichtliche Sonderausstellungen einen Namen in der bundesweiten Kulturszene gemacht hat, plante eine Ausstellung zum Thema „Richard Löwenherz“ und durch meine Studienschwerpunkte in der (mittelalterlichen) Geschichte der Britischen Inseln hatte ich einen idealen inhaltlichen Anknüpfungspunkt für eine Bewerbung. Es folgte die klassische Karriere im Museumsbereich, vom wissenschaftlichen Volontariat über die Projektmitarbeit bis hin zur Sammlungsleitung als Kurator.
Worin besteht genau Ihre Aufgabe im Beruf? Wie sieht der konkrete Arbeitsalltag aus?
Das klassische museale Berufsfeld orientiert sich an den klassischen Museumsaufgaben ‘Sammeln, Bewahren, Forschen und Vermitteln‘, die Akzentuierung obliegt dann den jeweiligen Häusern sowie der spezifischen Funktion.
Die alltägliche Arbeit in einem Freilichtmuseum kann sich durchaus von der in einem Landesmuseum unterscheiden. Allen gemein ist aber der Fokus auf der Bewahrung und Vermittlung von Kultur.
Als Sammlungskurator obliegt einem die Verantwortung über den eigenen Sammlungsbereich, was von der Beantwortung von wissenschaftlichen Anfragen bis hin zur Forschung am Objekt reichen kann. Im Bereich der Ausstellungen sind die Projektmanagement- und Vermittlungsqualitäten gefragt. Hier gilt es, Objekte und ihre Geschichte in einen erzählerischen Rahmen einzuspannen und die Präsentation zu planen, was von der Gestaltung bis hin zu konservatorischen Fragen – wie Klima und Sicherheit – reicht.
Daneben gibt es eine Vielzahl an weiteren Aufgaben, denen die Museen derzeit verstärkt nachgehen, wie die Digitalisierung als Querschnittaufgabe von der Verwaltung bis zur Ausstellung oder der Provenienzforschung. Was man am Berufsfeld Museum/Kurator herausstellen kann ist die große Vielfalt im Berufsalltag und die Möglichkeit sich ständig mit neuen Themen und Fragestellungen auseinandersetzen.
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