Erzählungen und Weltdeutungen
Erzählungen und Weltdeutungen
Das Erzählen gehört zu den grundlegenden Bedürfnissen der Menschen und ist eine kulturelle Praktik, die in unserer alltäglichen Lebenswelt fest verankert ist. Ob in Alltagserzählungen, in Zeitungen, in Film und Fernsehen, in Literatur oder im WorldWideWeb, ob im Café, in der Bahn, vor Gericht, oder beim Arzt – das Erzählen stellt eine Form der Weltaneignung und -deutung dar. Mittels Erzählungen werden Gesellschaften gestaltet, Vergangenheit sowie Gegenwart verarbeitet, Wissen vermittelt und hergestellt. Sie sind Ausdruck sowohl individueller als auch kollektiver Glaubenssysteme, Norm- und Wertvorstellungen, sowie soziokultureller Realitäten und stellen Produkte von Sinngebungsprozessen dar. Im Mittelpunkt der volkskundlichen Erzählforschung steht die Erforschung historischer und gegenwärtiger Erzählkulturen in ihren unterschiedlichen Facetten und Dimensionen.