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Dr. Ina Hagen-Jeske

Zwischen Trubel, Tüll und Tränen – Zur Ritualisierung der Brautmode

Was soll ich anziehen? Bei festlichen Anlässen hat diese Frage eine große Bedeutung. Besonderen Stellenwert hat sie bei Übergangsritualen, die dem Ideal folgend nur einmal im Leben gefeiert werden sollten – wie bei Hochzeiten. Vor allem die Kleidersuche der zukünftigen Braut steht hier im Mittelpunkt, dies zeigt sich auch an der Vielfalt medialer Repräsentationen: Ratgeber und Modeblogs geben Tipps, wie man das vermeintlich perfekte Brautkleid findet. Täglich ausgestrahlte TV-Serien (wie „Zwischen Tüll und Tränen“ oder „Das Duell – Zwischen Tüll und Tränen“) begleiten zukünftige Bräute auf der Suche nach ihrem Kleid. Die vielfältigen Bedeutungsebenen und -zuschreibungen von Brautmode äußern sich jedoch nicht nur bei der Zusammenstellung des Outfits samt dazugehörigen Brautinsignien, sondern auch während des Hochzeitstags selbst. Zudem können die Elemente der Hochzeitsmode noch Jahre nach der Eheschließung als Erinnerungsstücke fungieren.

Welche ritualisierten Praktiken rund um Brautmode lassen sich gegenwärtig erkennen? Welche individuellen wie medial repräsentierten Bedeutungszuschreibungen sind erkennbar und welche Rolle nimmt das Ritualobjekt Brautkleid im Gesamtkontext der Hochzeit ein?

Mithilfe der Multi-Sited Ethnography (Teilnehmende Beobachtungen auf Hochzeiten, Messen, in Geschäften; Interviews mit Hochzeitsplanern, Geschäftsinhabern und Bräuten, Medienanalyse) wird diesen Fragen nachgegangen. Dabei werden die vielfältigen Hintergründe der Akteure mitgedacht; queere Perspektiven werden ebenso miteinbezogen wie (post)migrantische Erfahrungen. Augsburg als schwerpunkmäßiger Forschungsraum bietet sich hier nicht zuletzt durch seine transnationale ‚Brautmodemeile‘ (in der Ulmer Straße) und Vergangenheit als Textilindustriestadt besonders an. Durch die Verflechtung von empirisch erhobenen Quellen mit ritual- und modetheoretischen Ansätzen, soll schließlich die Spezifik der Brautmode als Ritualmode herausgearbeitet werden. Im Zentrum steht folglich die These, dass sich Narrative und Praktiken der Ritualmode deutlich von der Alltagsmode unterscheiden.

Weitere Informationen:

Between Tulle and Tears – Ritual Practices of Bridal Fashion. In: On_Culture, 20 (2026) [Publikation in Bearbeitung] 

mit Schwarz-Klein, Sabrina: Das Dirndl als Festtagsmode: Vom Partyoutfit bis zum Hochzeitskleid. In: Breil, Michaela/ Buscher, Sophie/ Murr, Karl Borromäus (Hg.): Dirndl. Mode. Geschichte. Studien zu Historie und Praxis eines wandelbaren Kleids. (= Magazin zur Ausstellung „Dirndl – Tradition goes fashion" im Staatlichen Textil- und Industriemuseum Augsburg | tim, 4. April - 19. Oktober 2025). Augsburg 2025, S. 78-83.

 

ZDF Dokumentation: Terra X History „Verliebt, verlobt, verheiratet: Mythos Hochzeit" vom 12.05.2024.

https://www.zdf.de/dokumentation/terra-x-history/verliebt-verlobt-verheiratet-mythos-hochzeit-100.html

 

Universität Augsburg (Zentrale Pressestelle) vom 04. September 2020: Wie Rituale rund um Brautkleider erforscht werden.

 

Interview DOMRADIO.DE: Warum früher viele Frauen in Schwarz geheiratet haben 02.08.2020

 

Artikel Forschungsbeilage der Augsburger Allgemeinen Zeitung vom 16.07.2020 (Seite 5)

https://assets.uni-augsburg.de/media/filer_public/d0/50/d050c72e-4c79-4308-bc79-074468472eb9/forschungsbeilage_nummer_15_-_sommer_2020_-fertiges_pdf.pdf

 

Im Gespräch mit Deutschlandfunk Nova: Warum wir uns verloben. Podcast 'ab 21' vom 21. Februar 2020.

https://www.deutschlandfunknova.de/beitrag/liebe-warum-wir-uns-verloben

 

„Say yes to the dress!“ Auf der Suche nach dem perfekten Brautkleid. In: Bayerisches Jahrbuch für Volkskunde (2019). S. 163–183.

 

mit Günther Kronenbitter (Hg.): Brautkleid bleibt Brautkleid und Ballkleid bleibt Ballkleid. Augsburger Volkskundliche Nachrichten, 25 (2019).

 

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Europäische Ethnologie/Volkskunde

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