Die Auswirkungen des NFT-Hypes auf den zeitgenössischen Kunstmarkt (Twain Stolz M.A.)
März 2021: Das Auktionhaus Christie´s versteigert das Kunstwerk Everydays: the first 5000 Days des Künstlers ‚Beeple‘ (Mike Winkelmann) für über 69 Millionen US-Dollar. Eine beachtliche Summe, welche jedoch angesichts der horrenden Summen, die am zeitgenössischen Kunstmarkt fließen, nicht allzu aufsehenerregend wirkt. Allerdings handelt es sich bei dem benannten Werk nicht um ein Gemälde oder ein anderes Objekt, dass den klassischen Kunstgattungen zugeordnet werden könnte. Verkauft wurde hier ein NFT (Non-Fungible Token).
Juli 2021: Damien Hirst - ein Künstler des “alten“ Marktes - bietet die NFT-Serie The Currency zum Kauf an. Die digitalen Werke basieren auf Papierarbeiten aus dem Jahr 2016. Die Käufer haben ein Jahr Zeit, um sich für das NFT zu entscheiden oder dieses gegen das physische Werk einzutauschen. Am Ende bleibt nur das NFT oder das physische Äquivalent bestehen. Das jeweils andere wird zerstört.
Technisch betrachtet basiert ein NFT auf der Blockchain und stellt ein, dem Namen entsprechend, nicht ersetzbares Objekt dar. Mit anderen Worten handelt es sich um ein digitales Echtheitszertifikat. Dadurch kann digitale Knappheit erzeugt werden. Zwar bleibt ein Foto, Video oder digitales Kunstwerk reproduzierbar, allerdings lässt sich das Original im Falle eines NFTs eindeutig nachweisen. Insbesondere in Bezug auf digitale Kunst eröffnen NFTs damit eine gewisse Emanzipation gegenüber physischen Kunstwerken hinsichtlich der Originalität. Jedoch bieten NFTs auch die Möglichkeit, ein zusätzliches Echtheitszertifikat für ein physisches Kunstwerk auf der Blockchain zu hinterlegen. Der Hype um NFTs als Kunst- und Anlageobjekte scheint neben Spekulationen auch von einer gewissen Technikbegeisterung getrieben.
Im Rahmen des Promotionsvorhabens sollen die Auswirkung dieses NFT-Hypes auf den zeitgenössischen Kunstmarkt untersucht werden. Dies geschieht von einem interdisziplinär geprägten kunsthistorisch-ökonomischen Blickwinkel aus. Genauer sollen die Auswirkungen auf die unterschiedlichen Marktteilnehmer nachvollzogen werden. Die weitere Marktentwicklungen soll über den vorgesehenen Untersuchungszeitraum von drei Jahren mitverfolgt werden, um abschließend Antworten und Prognosen zu erarbeiten. Es gilt zu definieren, welche NFTs aus kunsthistorischer Sicht als Kunstwerke zu kategorisieren sind. Außerdem stellt sich die Frage nach einer Demokratisierung des Kunstmarktes durch die neuen technischen Möglichkeiten.
(Dissertationsprojekt)