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- Vom Clown zum Hamlet? Der Affe als anthropologische Reflexionsfigur in der Kunst zwischen 1859 und 1910 (Eva Schuster M.A.)
Vom Clown zum Hamlet? Der Affe als anthropologische Reflexionsfigur in der Kunst zwischen 1859 und 1910 (Eva Schuster M.A.)
Dass das forschungs- und erkenntniswütige europäische 19. Jahrhundert gekennzeichnet ist von großen Fortschritten und wissenschaftlichen Durchbrüchen, gilt als gesetzt. Dass die Evolutionstheorie und die damit verbundene Abstammung des Menschen vom Tier einen bahnbrechenden Wendepunkt im Welt- und Menschenbild der westlichen Gesellschaft des 19. Jahrhunderts mit sich brachte, zu dessen Gallionsfigur Charles Darwin auserkoren wurde, hat bereits Sigmund Freud erkannt, als er die Abstammung des Menschen vom Tier als „zweite narzisstische Kränkung des modernen Menschen“ anführte. Die Wirkmacht und Einflussnahme der Evolutionstheorie, die sich mit Variation, natürlicher Auslese und Reproduktion der Organismen auseinandersetzt, beweist sich auch darin, dass sie den naturwissenschaftlichen Kosmos innerhalb kürzester Zeit verlässt und übergeht in allgemeine Theorien gesellschaftlicher und sozialer Fragen, ja sogar zu pseudopolitischen, ideologischen Waffen mutieren kann, deren Nachhall bis heute hörbar ist.
Das Dissertationsprojekt untersucht die Einflussnahme der Evolutionstheorie auf die Ikonografie des Affen in der bildenden Kunst, den Populärmedien sowie in wissenschaftlichen Veranschaulichungshilfen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. In interdisziplinärer Perspektivierung wird untersucht, wie die Figur des Affen instrumentalisiert wird, um für als auch gegen naturwissenschaftliche Erkenntnisse zu argumentieren. Die Funktionalisierung des Affen als Grenzfigur zwischen ‚Tier‘ und ‚Mensch‘, zwischen ‚Natur‘ und ‚Kultur‘ zeigt dabei die Verfestigung bestimmter semiotischer Bildtypen und stereotyper Argumentationsmuster, deren Nachhall teilweise bis in unsere Gegenwart verfolgt werden kann. Im Rahmen des Dissertationsprojektes sollen unterschiedliche Rollenzuweisungen des Affen in den genannten visuellen Medien untersucht werden. Die Analyse beschränkt sich dabei nicht nur auf die Kunstgeschichte, sondern verspricht interdisziplinäre Erkenntnisse, die die Wissenschaftsgeschichte, die Anthropologie, die Human-Animal Studies sowie die Gender Studies betreffen.
(betreut durch Prof. Dr. Andrea Gottdang)