Projekt zum Körperdiskurs von Prof. Dr. Daniela Pietrini vom DAAD gefördert

Augsburger Allgemeine

 

Das Projekt „Körperdiskurse im Wandel der Zeit – linguistische Ansätze“ („Il discorso sul corpo nel tempo – aspetti linguistici“) von Prof. Dr. Daniela Pietrini, Inhaberin des Lehrstuhls für Romanische Sprachwissenschaft Französisch/Italienisch der Universität Augsburg, wird vom DAAD (Deutscher Akademischer Austauschdienst) aus Mitteln des Auswärtigen Amts gefördert.

Im Fokus des Projekts steht die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der sprachlichen Konstruktion und Konzeptualisierung von Körper. Der Körper nimmt zweifelsohne einen zentralen Platz in unserem symbolischen Universum ein, insofern unser gegenwärtiger Lebensstil von der Beschäftigung mit dem Körper stark geprägt ist (z.B. Schönheit, Gesundheit, Fitness, Ernährung, Alter). Dabei ist Körperlichkeit stets in Diskurse und Prozesse der Vorstellung und Wahrnehmung eingebunden. Während die Beschäftigung mit der Frage des Körpers aus soziologischer, anthropologischer, religiöser, aber auch aus medizinischer, psychologischer, juristischer bzw. künstlerischer Perspektive eine rege wissenschaftliche Produktion hervorgebracht hat, sind linguistische Studien zum Sprechen über den Körper noch ein Desiderat. Doch ist die Auseinandersetzung aus sprachlicher Perspektive auch deshalb von besonderer Relevanz, weil es durch die linguistische Untersuchung von Lexik, Konnotationen, Metaphern, Argumentationstopoi usw. möglich wird, zum einen zu reflektieren, wie Wissen in Bezug auf Körper hergestellt wird, sowie zum anderen aufzuzeigen, wie sich konkurrierende Denkmuster bzw. gesellschaftliche Machtverhältnisse darin spiegeln. Außerdem werden oft gerade körperliche Prozesse und Eigenschaften tabuisiert bzw. als Vorwand zur Diskriminierung verwendet (z.B. Ageismus, Habilismus, Body Shaming). Das Projekt „Körperdiskurse im Wandel der Zeit - linguistische Ansätze“ versucht diese Lücke zu schließen, indem es die sprachlichen Repräsentationen von Körperlichkeit untersucht. Dabei geht es insbesondere um die Art und Weise, wie ausgewählte umstrittene Aspekte von Körperlichkeit (z.B. Alter, Behinderung, Fett- bzw. Magersucht, vermeintliche Normalität, Schönheitsideale) sprachlich dargestellt werden. Zum einen sollen die sprachlichen Repräsentationen von Körperlichkeit aus diachroner, historisch-semantischer Perspektive rekonstruiert werden und zum anderen Formen der sprachlichen Konstruktion von Körper (vor allem in Bezug auf einige brisante Aspekte) anhand von aktuellen Beispielen bzw. innerhalb ausgewählter Kommunikationsräume und -medien (z.B. Presse, Film, Social Media) dargestellt werden.

Die Förderung erfolgt im Rahmen des Programms „Hochschuldialog mit Südeuropa“, welches sich zum Ziel setzt, „den gesellschaftlichen Dialog zwischen den von der Wirtschaftskrise besonders stark betroffenen südeuropäischen Ländern (Griechenland, Italien, Portugal, Spanien und Zypern) und Deutschland zu fördern“ (https://www.daad.de). Das Projekt „Körperdiskurse im Wandel der Zeit“ wird in Partnerschaft mit dem DILEF (Dipartimento di Lettere e Filosofia) der Universität Florenz realisiert. Im Rahmen des Projekts findet vom 23. bis 26. Oktober 2024 im Reichlesaal (Zeughaus) eine internationale Fachtagung statt, an der zahlreiche italienische Sprachwissenschaftlerinnen und Sprachwissenschaftler teilnehmen werden.

Obwohl der inhaltliche Fokus des Projekts auf dem Italienischen liegt, soll mit diesem Projekt die Zusammenarbeit der Mitglieder der Universität Augsburg und der Università degli Studi di Firenze mit ihren jeweils unterschiedlichen Expertisen und Schwerpunkten die Diskussion durch eine vergleichende Perspektive bereichern. Darüber hinaus wird angestrebt, durch die Einbeziehung von Kolleginnen und Kollegen, die sich aus anderen wissenschaftlichen Perspektiven mit dem Körperdiskurs auseinandersetzen, Zusammenhänge auf transdisziplinärer Ebene ans Licht zu bringen und neue Denkräume zu eröffnen.

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