Neues Forschungsprojekt am Jakob-Fugger-Zentrum nimmt italienische Sprachchroniken unter die Lupe

Wie hat sich die italienische Sprache in den letzten 75 Jahren verändert und welche Debatten wurden öffentlich darüber geführt? Damit beschäftigt sich ein interdisziplinär und international ausgerichtetes Forschungsprojekt von Franz Meier (Lehrstuhl Romanische Sprachwissenschaft), der im Rahmen dieses Vorhabens im April 2025 als außerordentliches Mitglied in das Jakob-Fugger-Zentrum aufgenommen wurde. Gemeinsam mit Christian Chiarcos, Professor für Angewandte Computerlinguistik, und Fabio Rossi, Professor für Italienische Sprachwissenschaft an der Universität Messina, widmet er sich der sprach- und computerlinguistischen Erschließung italienischer Sprachchroniken aus dem 20. und 21. Jahrhundert.

Sprachchroniken sind regelmäßig erscheinende Kolumnen zu sprachlichen Themen, die sich in Italien über Jahrzehnte als bedeutendes Forum sprachlicher Reflexion etabliert haben. Zu den Autorinnen und Autoren zählen namhafte Stimmen der italienischen Sprachwissenschaft wie Bruno Migliorini, Tullio De Mauro, Giulia Zoli oder Annamaria Testa. Trotz ihrer Bedeutung für die öffentliche Diskussion über Sprache sind diese Texte bislang kaum systematisch erforscht und noch weniger digital erschlossen.
 
Das neue Projekt setzt genau hier an: Ziel ist es, ausgewählte Sprachchroniken zu sammeln, digital aufzubereiten und sie als Linguistic Linked Open Data bereitzustellen. „Wir schaffen ein digitales Korpus, das die sprachreflexiven Texte semantisch aufbereitet und so mit anderen Ressourcen wie Online-Wörterbüchern verknüpft werden kann. Es ist spannend zu zeigen, wie sich die italienische Sprache in den letzten 75 Jahren verändert hat und welche Debatten über diesen Wandel geführt wurden“, zeigt sich Franz Meier begeistert von seinem Vorhaben. Eine zentrale Rolle spielt dabei der Einsatz moderner KI-Technologien: Mittels automatischer Annotation wird das Textmaterial tiefenanalytisch erschlossen, um etwa Themen, diskursive Muster oder argumentative Strategien sichtbar zu machen. Langfristig soll eine frei zugängliche Online-Plattform entstehen, die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ebenso offensteht wie Sprachberatenden, Lehrkräften oder Studierenden.
 
Infrastrukturell unterstützt wird das Vorhaben vom Jakob-Fugger-Zentrum, das seit seiner Gründung im Jahr 2012 innovative, interdisziplinäre und transnationale Forschung in den Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften fördert. Projekte wie dieses zeigen exemplarisch, wie geisteswissenschaftliche Forschung Antworten auf zentrale Fragen unserer global vernetzten Gegenwart geben kann.
 
Weitere Informationen auf der Hompage des Jakob-Fugger-Zentrums hier.
 
Meier

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