Öffentlicher Sprachdiskurs in den Spectator-Zeitschriften (Giulia Mantovani)

Mantovani

Der öffentliche Sprachdiskurs in den Spectator-Zeitschriften des 18. Jahrhunderts

 

Das 18. Jahrhundert wird in der Forschung vielfach als das ‚Jahrhundert der Sprachdiskussion‘ beschrieben (vgl. etwa Ricken, 1990: 66; Schiewe, 1998: 68; Roggia, 2020: 7). Die öffentliche Sprachreflexion erfolgte dabei in zunehmendem Maße in der neu entstehenden Kommunikationsform der Zeitschrift, die zu diesem Zeitpunkt auch ihre prototypischen Charakteristika entwickelte. Die sogenannten Moralischen Wochenschriften (auch ‚Spectators‘ genannt) stellen unter den vielfältigen Presseorganen ein einzigartiges Medium der Volksaufklärung dar, die sich ausgehend vom ersten Prototyp in London (The Spectator, 1711-1714) im gesamteuropäischen Kontinent verbreitete. Ziel der Zeitschriften war die Meinungs- und Kulturbeeinflussung im eigenen Land durch die Anwendung kommunikativer Strategien, die gezielt ein breites Publikum erreichen sollten. Aufgrund ihrer internationalen Vernetzung stellen die Spectator-Zeitschriften ein ideales Objekt für eine Korpusanalyse dar, um die Rolle des Mediums Zeitschrift bei der Verbreitung von Wissen innerhalb der europäischen Kulturkreise zu untersuchen.

Gegenstand des Dissertationsprojekts ist die kontrastive Erfassung von metasprachlichen Äußerungen in italienisch-, deutsch- und englischsprachigen Zeitschriften. Das Ziel des Projekts besteht in der Nachzeichnung von Kontinuitäten und Innovationen von paneuropäischen Sprachbegriffen, die zum Teil eine Grundlage für die darauffolgende Herausbildung der historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft im 19. Jahrhundert bildeten. Insgesamt wird damit die Leistung der Spectators als Medium der Propagierung und semantischen Aushandlung metasprachlicher Begriffe in Europa beleuchtet.

 

Giulia Mantovani ist Stipendiatin im Promotionsprogramm „Formen des kulturellen Austauschs“ an den Universitäten Augsburg-Trento.

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