Große Werke der Literatur / Große Werke des Films
Ringvorlesung der Universität Augsburg
Lehrstuhl für Vergleichende Literaturwissenschaft / Lehrstuhl für Amerikanistik

Große Werke der Literatur
Die Ringvorlesung, in Augsburg inzwischen eine Institution, will an interessante Literatur heranführen, das Monumentale verlebendigen und näherbringen, das Schwierige auflösen, aber auch Verständnis für das Widersprüchliche oder Sperrige wecken. Grundsätzlich sollen Werke aus verschiedenen Nationalliteraturen vorgestellt werden. Und immer geht es, bei aller wissenschaftlichen Fundierung, um Anschaulichkeit und ganz einfach Freude am Lesen. Dass die Vortragenden ihre Themen frei gewählt haben, ist dafür sicher eine gute Voraussetzung.

Große Werke des Films
120 Jahre nach den ersten öffentlichen Vorführungen ist der Film längst als eigenständige Kunst anerkannt, die ihre ‚Großen Werke‘ ebenso hervorgebracht hat wie die Literatur, die Musik oder die bildende Kunst. Über die Epochen- und Genregrenzen hinweg hat sich ein Kanon von Werken herausgebildet, der als Bezugsgröße für die Einordnung und Beurteilung von Filmen fungiert, der aber auch immer wieder aufs Neue befragt und revidiert werden muss. Die Ringvorlesung, die Vortragende aus verschiedenen literatur-, medien- und kunstwissenschaftlichen Disziplinen vereint, will diesen dynamischen Prozess der Kanonbildung, –fortschreibung und –revision mitgestalten, indem sie etablierte Filme neu interpretiert und aktuelle Filme für den Kanon vorschlägt.
Aktuell
PROGRAMMANKÜNDIGUNG FÜR DAS SOMMERSEMESTER 2025
Große Werke der Literatur XVIII
Schwerpunktthema: Wasser
Veranstaltungsort/-zeit: Stadtbücherei Augsburg, 18:30-20:00 Uhr
23.04.2025 | Kerstin Schlögl-Flierl (Augsburg): Kathrin Röggla, Das Wasser (2023)
Das Theaterstück Das Wasser von Kathrin Röggla ist, wenn man an das Augsburger Hochwasser im letzten Jahr denkt, mehr als hochaktuell. Was passiert, wenn das Wasser steigt und steigt und steigt... In beklemmenden Szenarien, Verantwortungshin- und hergeschiebeorgien, einem Chor von zukünftigen Kindern usw.: Das Stück bietet alles, um die Themen der Blue Humanities aufzuzeigen. Als Auftragsarbeit geschrieben, sollen wir ins Handeln 'gebracht' werden. Aber gelingt das? Als Theologin ist eine Tiefenschicht im Stück besonders spannend, denn es wird mit dem biblischen Motiv von Jona und dem Wal auf mehrfache Weise gespielt. Was passiert, wenn der Rufer Jona nicht mehr gehört wird? Und wie kann es überhaupt weitergehen... wenn das Wasser steigt und steigt und steigt.
14.05.2025 | Simone Müller (Augsburg): Delia Owens, Where the Crawdads Sing / Der Gesang der Flusskrebse (2018)
Der Gesang der Flusskrebse ist eine faszinierende Kriminalgeschichte über das Erwachsenwerden, Liebe und Gemeinschaft, Zugehörigkeit und Ausgeschlossensein. Zugleich ist es eine Hommage an die wandelbaren Sumpflandschaften Nordamerikas und ihrer großen Bedeutung als Ökosysteme. Dieser Beitrag in der Vortragsreihe folgt Kyas Wandlung in einer Zeit, in der Feuchtgebiete durch Trockenlegung und Bauprojekte noch stark unter Druck stehen, von 'einfacher' Sumpfbewohnerin zu einer bedeutsamen Beobachterin und Fürsprecherin für diese gerade in Zeiten des Klimawandels so wichtigen Landschaften.
25.06.2025 | Friedmann Harzer (Augsburg): Christoph Ransmayr, Der Fallmeister. Eine kurze Geschichte vom Töten (2021)
An einem Wasserfall des Weißen Flusses kommt dem Fallmeister die Aufgabe zu, Boote sicher an diesem lebensgefährlichen Hindernis vorbeizuführen. Nach Jahrzehnten, in denen er seine Aufgabe auf das Zuverlässigste versehen hat, macht der Mann einen verhängnisvollen Fehler: Fünf Menschen ertrinken. Seinem Sohn kommen daraufhin Zweifel: War sein aufbrausender Vater womöglich ein Mörder? Hängt sein Versehen am Ende mit verdrängten Traumata der Familiengeschichte zusammen? Der Sohn des Fallmeisters begibt sich auf die Suche nach Spuren, die dies Geheimnis lüften könnten. Sein Weg führt ihn dabei durch eine dystopische Welt, in der Kriege um das immer knapper werdende Trinkwasser die politische Landkarte mehr und mehr zerklüften.
Christoph Ransmayrs „Der Fallmeister“ ist ohne Zweifel ein Wasser-Roman. Auf eine bereits in früheren Ransmayr-Romanen erprobte Art arrangiert er Historisches und Fiktives neu. Zählt das Buch mit seinem postmodernen Nature Writing damit auch zu den ‚großen Werken der Literatur‘?
09.07.2025 | Caroline Rosenthal (Jena): Henry David Thoreau, Walden; or, Life in the Woods / Walden oder Leben in den Wäldern (1854)
Der amerikanische Transzendentalist Henry David Thoreau verbrachte zwischen 1845-1847 zwei Jahre in einer selbstgebauten Hütte am Walden Pond. Sein Lebensexperiment hielt er im 1854 erschienen Text Walden fest. Heute ist der Walden Pond zu einem nationalen Gedächtnisort avanciert, an dem See, Text und Autor zu einem rhetorischen Topos verschmelzen und als Modell für ein einfaches, selbstbestimmtes Leben abseits gesellschaftlicher Normen und in Einklang mit der Natur dienen. Selbst wer Walden nie gelesen hat, weiß sofort, wofür es steht. Und nirgends wird die Wasserqualität so akribisch beobachtet wie am Walden Pond. Daher eignet Walden/Walden sich besonders, um im Sinne der Blue Humanities sowohl die elementaren wie narrativen Eigenschaften des Wassers zu erkunden. Thoreau wandte sich ab 1850 mit neuer Entschlossenheit der Erkundung der Natur wie auch den Naturwissenschaften zu. Walden enthält Messungen und Tabellen ebenso wie wirkmächtige poetische Bilder, die sich aus dem Teich generieren. Der Vortrag untersucht wie Thoreaus Walden Naturwissenschaften und Poetik sowie die materielle und symbolische Funktion des Wassers in Dialog bringt und was wir heute davon lernen können.