Tagung: Landschaft - Unsere Heimat in der Krise?

1.-3. Juni 2024, Bildungshaus Vierzehnheiligen in Zusammenarbeit mit:

For a New Earth; Working Group on Environmental Aesthetics; Institut „Mensch & Ästhetik“;Universität Augsburg; Otto-Friedrich-Universität Bamberg

Wenn Sie als Gast an dieser Veranstaltung teilnehmen möchten, wenden Sie sich bitte möglichst bald an den Veranstalter, das Bildunghaus Vierzehnheiligen.

Telefon: 09571 - 926 - 0

E-Mail:

Die Landschaften, die wir bewohnen, benutzen und pflegen - können sie in der vielfältigen Krise unserer Zeit eine bergende Heimat sein und dies auch bleiben? Oder befinden sich jene Landschaften selbst in einer Krise, die unter anderem in den Bedrohnungen durch extreme Wetterereignisse und Artensterben besteht? Der Titel dieser Veranstaltung lässt gezielt beide Möglichkeiten offen, denn unsere Tagung beschäftigt sich genau mit dieser Zweischneidigkeit unseres Lebens in einer vertrauten und zugleich im Umbruch begriffenen Umgebung. Expertinnen und Experten der Working Group on Environmental Aesthetics aus verschiedenen Kulturregionen der Erde sollen dabei helfen, den Blick auf das alltäglich Vertraute zu weiten, und möchten dabei selbst lernen, was die konkreten Probleme und Lösungsansätze hier am Ort angeht. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, wie sich unsere Erfahrung der Landschaft und unser Umgang mit ihr wechselseitig beeinflussen – in der geschichtlichen Tiefendimension, in unserer Gegenwart und in einer Zukunft, die uns vor noch nicht gekannte Herausforderungen stellen dürfte.

Diese Tagung ist zugleich eine Veranstaltung der kanadischen NGO For a New Earth, die das Ziel verfolgt, weltweit basisdemokratische Dialoge zu drängenden ökologischen Fragen am jeweiligen Ort zu initiieren und dabei die Betroffenen selbst zu Wort kommen zu lassen. Diesem Zweck dient insbesondere die Exkursion nach Klosterlangheim, einem Ort, der um die Pflege seines zisterziensischen Erbes auch in der Landschaftsgestaltung bemüht ist.

 

Programm:

Samstag, 1. Juni 2024: Erbe in der Krise. Zur Kulturgeschichte unserer Landschaften

10:00 Uhr

Prof. Dr. Elmar Koziel (Würzburg) und Prof. Dr. Uwe Voigt (Augsburg)

Begrüßung und Einführung

10:15 Uhr

Prof. Dr. Ryosuke Ohashi (Kyoto)

Der „Wind“ als japanischer Begriff der Kulturlandschaft

11:15 Uhr

Prof. Dr. Tanehisa Otabe (Tokyo)

Die Landschaft als das Zwischen. Ein Beitrag aus dem japanischen Denken

12:15 Uhr

Mittagessen

 

14:00 Uhr

Prof. Dr. Barry Stephenson (St. John's)

Cultural Landscapes and Monastic Buildings: Questions to Consider

15:00 Uhr

Prof. Dr. Christian Illies (Bamberg)

Nachdenken über Naturgedanken. Wie frei sind wir, unser Naturverhältnis zu ändern?

 

Ab 16:45 Uhr findet dieser Veranstaltungstag in Klosterlangheim (Gastwirtschaft Klosterhof) statt!

 

16:45 Uhr Hans Richter (Lichtenfels) Begrüßung in Klosterlangheim
17:00 Uhr Prof. Dr. Thomas Gunzelmann (Bamberg) Die historische Kulturlandschaft der Rekreation, Reflexion und Repräsentation und ihre materielle Überlieferung in Franken - eine Annäherung 
     
18:00 Uhr Abendessen und kleiner Rundgang
19:30 Uhr

Runder Tisch: Was kümmert uns die Landschaft?

 

Sonntag, 2. Juni 2024: Landschaft heute. Zur Lage in der Umweltkrise

07:30 Uhr

Gelegenheit zum Besuch eines Gottesdienstes in der Basilika

12:00 Uhr

Mittagessen

13:45 Uhr Andreas Hügerich (Bürgermeister der Stadt Lichtenfels) Grußwort

14:00 Uhr

Dr. Dina Barbian (eco 2050 Institut für Nachhaltigkeit Nürnberg)

Das Konzept der planetaren Belastungsgrenzen in unserer Heimat

15:15 Uhr

Dipl.-Biol. Manfred Rauh (Landschaftspflegeveband Obermain)

Landschaft als Pflegefall?

Nachmittag

Exkursion auf den Staffelberg mit PD Dr. Joachim Rathmann (Augsburg/Würzburg)

Abendessen auf dem Staffelberg

 

Montag, 3. Juni 2024: Landschaft morgen. Was kann, soll, wird geschehen?

9:00 Uhr

Prof. Dr. Sean McGrath (Montreal/St. John’s)

Die Anthropozänische Natur

10:00 Uhr

Prof. Dr. Uwe Voigt (Augsburg)

Gottesgarten – Gottesacker: Unterwegs zu einer ökologischen Erinnerungskultur?

11:15 Uhr

PD Dr. Joachim Rathmann (Augsburg/Würzburg)

Welche Tugenden bringt und braucht Landschaft?

12:15 Uhr

Mittagessen

 

14:00 Uhr

Prof. Dr. Kyla Bruff (Ottawa)

“For a New Earth”: Welche Zukunft wollen wir für unsere Landschaften?

15:15 Uhr

Andreas Motschmann (Santa Cruz, Bolivien)

Dehamm is Dehamm. Josef und Andreas Motschmann: Zwei Brüder und ihr Bezug zur Heimat

16:15 Uhr

Ausklang

 

Die Vorträge, Diskussionen und Exkursionen werden von Kurzbeiträgen weiterer Mitglieder der Working Group on Environmental Aesthetics bereichert: Dr. Yi Ding (Kyoto), Prof. Dr. Russell Duvernoy (London, Ontario), Laura Fumagalli, M.A. (Augsburg), Prof. Dr. Lore Hühn (Freiburg), Isabelle Lindsay (Montreal), Felix Treutner, M.A. (München), Adj. Prof. Dr. Stefanie Voigt (St. John’s / Augsburg), Prof. Dr. Jason Wirth (Seattle) und Dr. Sakura Yahata (Tokyo). 

 

Basilika Vierzehnheiligen CC BY-NC-ND

Einige Teilnehmende übten sich gleich am Uni-See in bereichernder Naturbegegnung. Von links nach rechts: Voigt, Krings, Friedrich, Hornung, Rathmann, Naurath, Simons, Schmidt-Dietrich. © Universität Augsburg

2024 erschien in der Reclam-Reihe „Was bedeutet das alles?“ ein Band, gemeinsam verfasst von drei Mitglieder des Augsburger Instituts für Philosophie: „Ego oder Öko? Narzissmus und die ökologische Krise“. Aus interdisziplinären Perspektiven (Dr. Marion Friedrich: Philosophie und Psychologie; PD Dr. Joachim Rathmann: Geographie; Prof. Dr. Uwe Voigt: Philosophie) ging es dabei um Narzissmus in einem engeren, psychopathologischen Sinn und die Frage, wie er von einer verarmten Umwelt hervorgerufen werden kann, seinerseits zum weiteren ökologischen Ruin beiträgt, sich aber auch dank entsprechender Anreize in aktiven Umweltschutz einbinden lässt.

Um daran anzuknüpfen und weiterführende Forschungsperspektiven zu erschließen, veranstaltete Rathmann am 7. und 8. 2. 2025 gefördert vom Zentrum für Interdisziplinäre Gesundheitsforschung (ZIG) logistisch unterstützt vom Lehrstuhl für Philosophie mit Schwerpunkt analytische Philosophie und Wissenschaftstheorie (studentische Hilfskraft: Etienne Dame) einen jener Studie gleichnamigen disziplinenübergreifenden und internationalen Roundtable.

An ihm beteiligten sich neben Friedrich, Rathmann und Voigt der Psychologe Prof. Dr. Alexander Batthyány (Wien), der Psychologe Prof. Dr. Severin Hornung (Innsbruck), die Soziologin Dr. Bettina-Johanna Krings (Karlsruhe), die evangelische Theologin Prof. Dr. Elisabeth Naurath (Augsburg), der Ökonom Prof. Dr. Michael Paul (Augsburg), die Pädagogin Prof. Dr. Claudia Schmidt-Dietrich (Mannheim) und die Ökologin Jun.-Prof. Dr. Nadja Simons (Würzburg).

In der regen Diskussion kristallisierte sich bald als Konsens heraus, sich nicht auf Narzissmus als Persönlichkeitsstörung zu konzentrieren, sondern vielmehr auf narzisstisches Verhalten im Sinn einer rücksichtslosen Verabsolutierung des je eigenen Standpunkts auf unterschiedlichen Ebenen vom Einzelnen bis zu globalen Akteuren. Dieses Phänomen solle nicht dem Individuum allein zugeschrieben werden, sondern lasse sich als Ergebnis gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Entwicklungen betrachten. Diese Entwicklungen brächten zugleich auch gegenläufige Tendenzen hervor, was auch und gerade den rapiden Fortschritt der Digitalisierung als eine ambivalente Verstärkung beider Richtungen erscheinen lasse. In dieser Situation könne es weiterführen, sich auf vorgängige Versuche beispielsweise aus der religiösen Tradition und der Lebensreform zu besinnen, narzisstisches Verhalten einzufrieden, aber auch danach zu fragen, was den Erfolg dieser Ansätze beschränkt habe.

Als spezifische Themenbereiche der angestrebten weiteren Zusammenarbeit ergaben sich: Gründe und Strukturen narzisstischen Verhaltens sowie, als dessen Gegenpole im Hinblick auf die überfällige ökologische Transformation, sinnerfüllter, da beziehungsstiftender Umgang mit Künstlicher Intelligenz und bereichernde Begegnung mit der natürlichen Umwelt. Dabei solle die interdisziplinäre Kooperation sich als Gegenmodell zu selbstsüchtiger Isolation konzipieren und reflektieren.

Die Planung einer internen Seminarreihe, die zu einem gemeinsamen Drittmittelprojekt führen soll, rundeten die von allen Teilnehmenden als äußerst ertragreich bewertete Veranstaltung ab.

Ein Bericht von Uwe Voigt

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