Frieden gestalten! Zweiter Teil des Friedensfestprogramms mit drei Veranstaltungen der Ringvorlesung
Frieden riskieren?
Ringvorlesung zu den wissenschaftlichen Perspektiven auf Frieden Mittwoch, 11.6.2025, 17:30 - 19 Uhr, Augustanasaal im Annahof Frieden schaffen ohne Kompromisse? Zur Ehrenrettung einer Technik der Konfliktregelung mit schlechtem Ruf Prof. Dr. Ulrich Willems, Universität Münster Abstract: Georg Simmel, einer der Gründerväter der Soziologie, hat den Kompromiss als eine der „größten Erfindungen der Menschheit“ bezeichnet. In einer Zeit, in der Konflikte zahlreicher und unerbittlicher zu werden scheinen, ist daher vermehrt der Ruf nach Kompromissen und nach Kompromissbereitschaft zu vernehmen. Aber der Kompromiss genießt keinen sonderlich guten Ruf. Kompromisse gelten vielfach als „faul“, als „Kuhhandel“, als Verrat an den verfochtenen Zielen. Zudem mehren sich die Diagnosen einer abnehmenden Fähigkeit und Bereitschaft zum Kompromiss. Der Vortrag wird zeigen, wie sich der Kompromiss heute gegen diese grundlegende Skepsis als leistungsfähige Technik zur Regelung von Konflikten rehabilitieren lässt. Referent: Prof. Dr. Ulrich Willems ist Professor für Politische Theorie mit dem Schwerpunkt Politik und Religion an der Universität Münster. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen Religionspolitik, der Umgang mit tiefgreifenden Dissensen und fundamentalen Konflikten sowie die Frage nach der Verfassung religiös, moralisch und kulturell pluraler Gesellschaften. Er ist Principal Investigator des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ an der Universität Münster und einer der drei Sprecher des vom Land NRW geförderten Forschungsprojektes „Kulturen des Kompromisses“ der Universitäten Duisburg-Essen, Münster und Bochum. Mittwoch, 18.6.2025, 17:30 - 19 Uhr, Augustanasaal im Annahof Friedensschutz durch Strafrecht? Eine juristische Perspektive Prof. Dr. Johannes Kaspar, Universität Augsburg Abstract: Der Vortrag behandelt die Frage, ob und wie das Strafrecht zum Schutz des "Friedens" beitragen kann. Was ist mit dem "öffentlichen Frieden" gemeint, der in manchen Strafnormen als Schutzgut genannt wird? Und dient es wirklich dem "Rechtsfrieden", wenn nach einer Straftat das Übel der Geld- oder Freiheitsstrafe verhängt wird? Oder müsste man sich gerade mit Blick auf "Friedensstiftung" nicht verstärkt um Alternativen zur Strafe bemühen?“ Referent: Prof. Dr. Johannes Kaspar ist seit 2012 Inhaber des Lehrstuhls für Strafrecht, Strafprozessrecht, Kriminologie und Sanktionenrecht der Universität Augsburg und beschäftigt sich u.a. mit straftheoretischen Grundlagenfragen. Er ist Autor eines Lehrbuchs zum Allgemeinen Teil des Strafrechts. Mittwoch, 25.6.2025, 17:30 - 19 Uhr, Kulturhaus Kresslesmühle Erinnerung, Politik und Macht nach dem Völkermord in Ruanda Prof. Dr. Timothy Williams, Universität der Bundeswehr München Abstract: 1994 ereignete sich ein grauenhafter Völkermord an den Tutsi in Ruanda, bei dem in nur hundert Tagen 500.000-600.000 Menschen umgebracht wurden. Dieser Vortrag beschäftigt sich mit der Erinnerungspolitik seit dem Völkermord. Timothy Williams diskutiert, wie die Rollen von Täter, Opfer und Held politisch und gesellschaftlich zugeschrieben werden und wie die Regierung des Landes hieraus politische Vorteile gewinnt. Hierbei sind Fragen von Ethnizität, Macht, Trauma und Politik miteinander verstrickt und ergeben eine spannungsgeladene Erinnerungslandschaft. Referent: Prof. Dr. Timothy Williams ist Friedens- und Konfliktforscher und setzt sich in seiner Forschung mit Konflikt, Gewalt und der Politik der Erinnerung auseinander. Nach seinem Studium der Politikwissenschaft in Mannheim und an der London School of Economics hat Timothy Williams seine Promotion am Zentrum für Konfliktforschung der Philipps-Universität Marburg abgeschlossen und folgte dann dem Ruf als Juniorprofessor an die Universität der Bundeswehr München, wo er zugleich auch Ko-Sprecher des Forschungszentrums RISK ist. Timothy Williams ist Vizepräsident der
International Association of Genocide Scholars und war 2021-2023 Herausgeber der
Zeitschrift für Friedens- und Konfliktforschung.