"Demokratische Doppelqualifikation“ als Lernziel - Christoph Weller bei der Tagung des AK Curriculum & Didaktik
Mit einem Vortrag zu Zielen der Hochschullehre in der Friedens- und Konfliktforschung war Christoph Weller an der Jahrestagung des
Arbeitskreises „Curriculum & Didaktik“ der Arbeitsgemeinschaft für Friedens- und Konfliktforschung (AFK) zum Thema „Demokratie lehren und lernen“ am 7.-9. November an der Hochschule Rhein-Waal in Kleve beteiligt. In seinem Vortrag präsentierte Christoph Weller ein Konzept gesellschaftlichen Friedens - in Abgrenzung zu Verständnissen eines internationalen Friedens - und erläuterte die Dimensionen und die Bedeutung von Partizipation für die Sicherung der Demokratie und gesellschaftlichen Friedens. Daran anknüpfend und mit Bezug auf die
„Augsburger Erklärung“ des Arbeitskreises von 2017 ging er vor allem darauf ein, wie sich in der Hochschullehre Demokratie lehren lässt: Um welche Praxis-Kompetenzen geht es, wenn die Lehre der Friedens- und Konfliktforschung auf eine Demokratische Doppelqualifikation abzielt, bei der Demokratie, ihre Voraussetzungen, Gelingens-Bedingungen und Gefährdungen nicht nur als Untersuchungsgegenstand, sondern auch als Praxis-Kompetenz gelehrt wird? Welche Strukturen des aktuellen Wissenschaftssystems stehen dieser Form von Demokratie-Lehre entgegen? Ist die vorhandene Wissenschaftsfreiheit ausreichend, dass an Universitäten Demokratie überzeugend gelehrt und gelebt werden kann? Die
„Augsburger Erklärung“ des Arbeitskreises „Curriculum und Didaktik“ der AFK von 2017 sieht die spezifischen Kennzeichen der Studiengänge der Friedens- und Konfliktforschung in der Verbindung von Forschungs- und Praxiskompetenzen und fragt nach den daraus ableitbaren Konsequenzen für das Agieren der Lehrenden: „Welche Bedeutung haben die gelehrten Theorieansätze für mein eigenes Konfliktverhalten? In welchen Situationen erachte ich welche Gewaltformen als legitim? Mit welchen Friedensvorstellungen stehen meine persönlichen Ziele in Verbindung?“ Die Inhalte der Lehre in der Friedens- und Konfliktforschung strahlen auf die sozialen Interaktionen zwischen Lehrenden und Lernenden aus, das Curriculum prägt die Didaktik. 2024 gibt es gute Gründe, Fragen und Aspekten der Demokratie größere oder gar besondere Aufmerksamkeit in der Lehre der Friedens- und Konfliktforschung zu schenken, ohne damit die Relevanz von „Konflikt, Gewalt und Frieden“ schmälern zu wollen. Vielmehr lässt sich die Demokratie als eine spezifische Verbindung des Umgangs mit Konflikten und Gewalt für die Stärkung und Stabilisierung gesellschaftlichen Friedens verstehen. Auf diesem Wege gewinnt aber Demokratie nicht nur erhöhte Bedeutung als Inhalt, sondern auch als Modus der Lehre in der Friedens- und Konfliktforschung: „Wie kann sie didaktisch so gestaltet werden, dass Demokratie als Konzept nicht nur vermittelt wird, sondern auch gelebt?“ fragte der „Call for Inspiration“ des AK Curriculum und Didaktik im Jahr 2024. Die Antwort der „Augsburger Erklärung“ darauf lautete: „Aus dieser reflexiven Beschäftigung [durch Reflexion des eigenen Konfliktverhaltens, der eigenen Gewaltbewertungen und Friedensvorstellungen] mit den Theorieansätzen zu Konflikt, Gewalt und Frieden resultiert eine ‚Doppel-Qualifikation‘ der Absolvent*innen dieser Studiengänge, da Forschungs- und Praxis-Kompetenzen entsprechend eng miteinander verbunden werden; zugespitzt formuliert: Wir theoretisieren die Praxis und praktizieren die Theorie.“ Wie sich diese Perspektive, dieser Anspruch auch auf die Demokratie übertragen lassen und auf welchen Wegen die Lehre der Friedens- und Konfliktforschung zu dieser Form der „Demokratischen Doppelqualifikation“ beitragen kann, war Thema der sich anschließenden Diskussionen in Kleve.