Transfer
Am Augsburger Lehrstuhl für Politikwissenschaft, Friedens- und Konfliktforschung verstehen wir „Transfer“ nicht als Einbahnstraße, sondern als partizipative Wissenschaft, die praxis- und bedarfsorientiert forscht, dabei die Expertise der Praktiker*innen als bedeutsames Wissen einbezieht und ihre Erkenntnisse gerne allen Interessierten in passenden Formaten bereitstellt, insbesondere im Transferzentrum Frieden Augsburg. Als transdisziplinäres Forschungsfeld befasst sich die Friedens- und Konfliktforschung mit der Analyse von Konflikten, den Möglichkeiten und Voraussetzungen konstruktiver Konfliktbearbeitung sowie den Friedens-Bedingungen in und zwischen Gesellschaften bzw. Staaten. Unsere Expertise basiert auf interdisziplinären Forschungsansätzen sowie Friedens- und Konflikttheorien bezogen auf den gesellschaftlichen Umgang mit Differenzen und Konflikten.
Aktuelles im Bereich Transfer:
Das "Friedensgutachten 2025" wird am Mittwoch, 2. Juli in der Friedensstadt Augsburg vorgestellt. Das Transferzentrum Frieden Augsburg lädt ein zu Vortrag und Diskussion mit Dr. Claudia Baumgart-Ochse, Redaktionsleiterin des „Friedensgutachtens“, um 17:30 Uhr im Augustanasaal, Annahof 4. Moderation: Prof. Dr. Christoph Weller
Die vier großen deutschen Friedensforschungsinstitute legen seit 1987 in jedem Jahr ihr Friedensgutachten vor. Mit seinen konkreten Handlungsempfehlungen ist es ein zentrales Medium für den Dialog zwischen Wissenschaft, Gesellschaft und Politik. In diesem Jahr trägt das Friedensgutachten den Titel „Frieden retten!“, denn der Frieden ist auf dem Rückzug: Russlands Krieg in der Ukraine destabilisiert Europa, der Krieg in Gaza stürzt den Nahen Osten in Leid und Gewalt, und im Sudan hat der Konflikt die größte humanitäre Katastrophe der Welt ausgelöst. Zugleich fällt der globale Stabilitätsanker USA aus. Präsident Donald Trump baut das Land nicht nur zu einer Autokratie um, er setzt auch in der Außenpolitik auf das Recht des Stärkeren statt auf Regeln und Kooperation. Das Friedensgutachten 2025 zeigt, warum Europa selbst für seine Sicherheit und Verteidigung sorgen und zugleich am Ziel des Friedens festhalten muss.
Die Redaktionsleiterin des „Friedensgutachtens“, Dr. Claudia Baumgart-Ochse, wird die zentralen Ergebnisse der diesjährigen Ausgabe vorstellen, Prof. Christoph Weller moderiert die sich anschließende Diskussion. Veranstaltet wird die Friedensgutachten-Vorstellung vom Transferzentrum Frieden Augsburg (TFA) gemeinsam mit dem Friedensbüro der Stadt Augsburg in Kooperation mit dem Evangelischen Forum Annahof und dem Lehrstuhl für Politikwissenschaft, Friedens- und Konfliktforschung der Universität Augsburg.
Dr. Claudia Baumgart-Ochse ist Programmbereichsleiterin am Leibniz-Institut für Friedens- und Konfliktforschung (PRIF) in Frankfurt. Sie forscht zum israelisch-palästinensischen Konflikt und zur Rolle von Religion in Konflikten.
Prof. Dr. Christoph Weller leitet den Lehrstuhl für Politikwissenschaft, Friedens- und Konfliktforschung der Universität Augsburg und das Transferzentrum Frieden Augsburg (TFA).
Die Augsburger Oberbürgermeisterin Eva Weber spricht im Podcast „Augsburg direkt“ aus Anlass des Friedensfestprogramms „375 Jahre Friedensfest“ mit Professor Christoph Weller über das Transferzentrum Frieden Augsburg, die Erwartungen der Friedensstadt an die Friedens- und Konfliktforschung und die Chancen von Konflikten und ihrer konstruktiven Bearbeitung.
Frieden als Teil der Stadtkultur fördern - dazu trägt auch der Lehrstuhl für Politikwissenschaft, Friedens- und Konfliktforschung der Universität Augsburg bei, weshalb in der aktuellen Episode des Podcasts „Augsburg direkt“ der Frieden im Mittelpunkt des Austauschs zwischen Oberbürgermeisterin Eva Weber und Prof. Dr. Christoph Weller steht:
Was bedeutet es eigentlich, Friedensstadt zu sein - über feierliche Anlässe hinaus? Wie lässt sich Frieden im Alltag leben, erforschen und in die Praxis übersetzen? Warum ist das gerade in Augsburg so spannend? Wie hat sich unser Verständnis von Frieden verändert? Und was macht das neue Transferzentrum Frieden Augsburg?
Im Gespräch zwischen Weber und Weller geht es um das Potenzial konstruktiver Konfliktbearbeitung und darum, wo sie in einer Stadtgesellschaft gefragt ist. Wie wissenschaftliche Erkenntnisse und praktisches Handeln ineinandergreifen, um Frieden als Teil einer vielfältigen Stadtkultur zu fördern. Und wie das Transferzentrum Frieden die Universität und die Stadt in der Friedensstadt Augsburg verbindet.
Michaela Zöhrer hat gemeinsam mit den beiden Mitherausgeberinnen des W&F-Dossiers 99 „Feministische Friedensforschung. Impulse für Frieden“ die Frage aufgeworfen, welchen Frieden wir brauchen, und eine Antwort aus der Perspektive feministischer Friedens- und Konfliktforschung formuliert.
Der Beitrag ist am 26. Mai 2025 in der Printausgabe der Frankfurter Rundschau (Nr. 121) erschienen und online nachzulesen
Das von Christine Buchwald, Patricia Rinck und Michaela Zöhrer herausgegebene Dossier „Feministische Friedensforschung. Impulse für Frieden“ ist online auf der Homepage von W&F zu lesen und zu bestellen.
Für die Augsburger Stadtgesellschaft findet unmittelbar vor dem zweitägigen "Deutschen Präventionstag" (DPT), der in diesem Jahr zum Thema "Präventon und gesellschaftlicher Frieden" in der Friedensstadt Augsburg stattfindet, der "Aktionstag Prävention" mit zahlreichen Veranstaltungen und Aktionen statt. Die Stadt Augsburg präsentiert am Samstag, 21. Juni von 10 - 18 Uhr an verschiedenen Orden der Innenstadt mahr als 60 Mitmachaktionen, Vortäge und Workshops. Eröffnet wird der Aktionstag durch Oberbürgermeisterin Eva Weber um 10:30 Uhr auf der Piazza im Annahof. Die Angebote des Lehrstuhls für Politikwissenschaft Friedens- und Konfliktforschung sowie des Transferzentrums Frieden Augsburg (TFA) sind:
Ab 10:00 Uhr bieten wir auf dem "Platz der Demokratie" im Annahof einen Infostand zur Friedens- und Konfliktforschung in der Friedensstadt an.
Der Lehrstuhl für Politikwissenschaft, Friedens- und Konfliktforschung der Universität Augsburg präsentiert seine aktuellen Projekte im Themenfeld „Prävention und gesellschaftlicher Frieden“: Dazu gehören die Partizipative Konfliktforschung zu den Wirkungen kommunaler Konfliktberatung, das Transferzentrum Frieden Augsburg (TFA) sowie die Forschungen im Bayerischen Zentrum für Friedens- und Konfliktforschung (BZeFK).
Um 13:45 Uhr bieten wir im Hollbau (2. OG) den Workshop „Zusammenleben in der Stadt: Lasst uns über wirksame Konfliktbearbeitung nachdenken!“ an.
Angeregt durch Einblicke in die aktuelle Forschung und Praxis kommunaler Konfliktberatung möchten wir mit Ihnen über Konflikte rund ums Zusammenleben ins Gespräch kommen: Wie gehen wir mit Konflikten direkt vor unserer Haustür um und woran merkt man eigentlich, dass man dabei erfolgreich ist? Ein interaktiver Workshop zur gemeinsamen Reflexion verschiedener Formen der Konfliktbearbeitung.
Um 15:15 Uhr bieten wir im Hollbau (EG) den Workshop „Frieden hinter Fragen - Ein Blick auf Frieden & Krieg in der Welt“ an.
Was ist Frieden? Wie sieht er aus? Wo gibt es Krieg auf der Welt? Was hat das mit uns zu tun? In dem interaktiv gestalteten Workshop setzen wir uns mit einem engen Friedensbegriff auseinander und betrachten kriegerische Auseinandersetzungen in der Welt anhand des sogenannten, aus dem Globalen Lernen bekannte „Weltverteidigungsspiels“. Dabei wird der Blick vor allem auf die globale Ebene geworfen und ein Überblick über verschiedene, als „Krieg“ definierte Kontexte verschafft. Was ist der "Global Peace Index“ und welche Handlungsideen lassen sich entwickeln für weiteres Engagement in diesem Bereich?
Um 16:45 Uhr beginnt im Augustanasaal der Kurzvortrag „Gesellschaftlicher Frieden: Wissenschaftliche Hinführung zum Thema des Deutschen Präventionstages 2025“ von Prof. Dr. Christoph Weller
„Prävention und gesellschaftlicher Frieden“ ist das Rahmenthema des 30. Deutschen Präventionstags 2025 in Augsburg. Der Kurzvortrag erläutert den Begriff „Gesellschaftlicher Frieden“ aus der Perspektive der Friedens- und Konfliktforschung und liefert Anregungen für eine sich anschließende Diskussion.
Das gesamte Rahmenprogramm ist hier abrufbar:
Rahmenprogramm Stadt Augsburg zum Deutschen Präventionstag 2025.
Die Kolonialgeschichte Augsburgs ist im öffentlichen Raum bis heute weitgehend unerzählt. Stattdessen prägen glorreiche Darstellungen die Wahrnehmung, wie jene der Augsburger Handelsfamilien Fugger und Welser. Ein besonders prägnantes Beispiel dafür ist die sogenannte Welsertafel in der Annastraße. Diese stellt Bartholomäus Welser als Pionier „erster deutscher Kolonialunternehmungen“ dar und verschweigt die damit einhergehende Gewalt: die Ermordung tausender Indigener und die Versklavung von 4.578 Afrikaner*innen.
Deshalb wird die Welsertafel am Aktionstag durch eine Gedenktafel ergänzt, die den Opfern der Augsburger Kolonialgeschichte gewidmet ist. Daneben wird in einem Stadtrundgang und einer Performance thematisiert, wie eng die koloniale Vergangenheit mit unserer heutigen Lebensweise und globalen Ungleichheiten verwoben ist. Anschließend gibt es die Möglichkeit zum offenen Austausch mit den Beteiligten.
Programm am Mittwoch, 18. Juni:
14:00 Uhr Kolonialer Stadtrundgang der Werkstatt Solidarische Welt (Anmeldung erforderlich)
16:00 Uhr Enthüllung der ergänzenden Gedenktafel neben der Welsertafel in der Annastraße 25
16:30 Uhr Lecture Performance Intersecciones II (Moritzplatz)
ab 18:00 Uhr Get-Together und offener Austausch im Fugger und Welser Erlebnismuseum
(Äußeres Pfaffengässchen 23, 86152 Augsburg)
Die Teilnahme an nur einzelnen Programmpunkten ist jederzeit möglich. Für Fragen wenden Sie sich bitte an info@postkoloniale-friedensstadt.de
Kolonialer Stadtrundgang
Von den Römern über die Fugger und Welser bis hin zur Konsumwelt der Gegenwart ist Augsburg immer wieder Schauplatz kolonialer Einflüsse und Auswirkungen. Der Rundgang will globale wirtschaftliche und politische Zusammenhänge deutlich machen und Stadtgeschichte aus einer etwas anderen Perspektive beleuchten.
Anmeldung für den Stadtrundgang bis zum 16. Juni erforderlich unter:
tickets@werkstatt-solidarische-welt.de
Kosten: 3,50 €/ 2,50 € (erm.)
Treffpunkt Augustusbrunnen (Dauer ca. 2 Stunden)
Enthüllung der ergänzenden Gedenktafel neben der Welsertafel
Aus der intensiven Beschäftigung mit der Augsburger Kolonialgeschichte im 16. Jahrhundert sind für das Friedensfest 2025 eine ausführliche Broschüre mit wichtigen Erinnerungen an die Welser-Kolonie sowie ein Text für eine Gedenktafel entstanden. Damit soll an das Leid und die Gewalt durch die Kolonialunternehmungen gedacht werden. Diese ergänzende Gedenktafel wird am 18. Juni um 16 Uhr am Ort der Welser-Tafel (Annastraße 25) enthüllt.
Lecture Performance Intersecciones II
Die Kunstschaffenden Magda Agudelo und Adelheid Schulz teilen in dieser Lecture-Performance in der Augsburger Innenstadt Perspektiven und künstlerische Reflexionen zur kolonialen Vergangenheit der Welser und ihren Spuren bis in die Gegenwart. Im 16. Jahrhundert zogen die Welservertreter gemeinsam mit spanischen Konquistadoren auf der Suche nach El Dorado durch die Region Orinoco, hinterließen eine Spur der Gewalt und wurden zu den ersten europäischen Eroberern dieser Gegend. Intersecciones II setzt sich mit den historischen und gegenwärtigen Auswirkungen dieser kolonialen Vergangenheit auseinander – insbesondere mit der Bedeutung der sogenannten Welser-Kolonie für koloniale Kontinuitäten, Erinnerung und globales Zusammenleben.
Treffpunkt: 16:30 Uhr am Moritzplatz
Dauer: ca. 60 Minuten.
Weitere Informationen unter: https://friedensfest-augsburg.de/programm/von-el-dorado-nach-augsburg/
Der Aktionstag findet im Rahmen des Teilprojektes „Deutungskämpfe in der Kolonialität des Friedens“des BMFTR-geförderten Verbundprojektes „Bayerisches Zentrum für Friedens- und Konfliktforschung“ (https://www.uni-augsburg.de/de/fakultaet/philsoz/fakultat/powi-friedens-und-konfliktforschung/forschung-projekte/ ) statt.

Frieden riskieren? Ringvorlesung zu den wissenschaftlichen Perspektiven auf Frieden
Mittwoch, 11.6.2025, 17:30 - 19 Uhr, Augustanasaal im Annahof
Frieden schaffen ohne Kompromisse? Zur Ehrenrettung einer Technik der Konfliktregelung mit schlechtem Ruf
Prof. Dr. Ulrich Willems, Universität Münster
Abstract: Georg Simmel, einer der Gründerväter der Soziologie, hat den Kompromiss als eine der „größten Erfindungen der Menschheit“ bezeichnet. In einer Zeit, in der Konflikte zahlreicher und unerbittlicher zu werden scheinen, ist daher vermehrt der Ruf nach Kompromissen und nach Kompromissbereitschaft zu vernehmen. Aber der Kompromiss genießt keinen sonderlich guten Ruf. Kompromisse gelten vielfach als „faul“, als „Kuhhandel“, als Verrat an den verfochtenen Zielen. Zudem mehren sich die Diagnosen einer abnehmenden Fähigkeit und Bereitschaft zum Kompromiss. Der Vortrag wird zeigen, wie sich der Kompromiss heute gegen diese grundlegende Skepsis als leistungsfähige Technik zur Regelung von Konflikten rehabilitieren lässt.
Referent: Prof. Dr. Ulrich Willems ist Professor für Politische Theorie mit dem Schwerpunkt Politik und Religion an der Universität Münster. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen Religionspolitik, der Umgang mit tiefgreifenden Dissensen und fundamentalen Konflikten sowie die Frage nach der Verfassung religiös, moralisch und kulturell pluraler Gesellschaften. Er ist Principal Investigator des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ an der Universität Münster und einer der drei Sprecher des vom Land NRW geförderten Forschungsprojektes „Kulturen des Kompromisses“ der Universitäten Duisburg-Essen, Münster und Bochum.
Mittwoch, 18.6.2025, 17:30 - 19 Uhr, Augustanasaal im Annahof
Friedensschutz durch Strafrecht? Eine juristische Perspektive
Prof. Dr. Johannes Kaspar, Universität Augsburg
Abstract: Der Vortrag behandelt die Frage, ob und wie das Strafrecht zum Schutz des "Friedens" beitragen kann. Was ist mit dem "öffentlichen Frieden" gemeint, der in manchen Strafnormen als Schutzgut genannt wird? Und dient es wirklich dem "Rechtsfrieden", wenn nach einer Straftat das Übel der Geld- oder Freiheitsstrafe verhängt wird? Oder müsste man sich gerade mit Blick auf "Friedensstiftung" nicht verstärkt um Alternativen zur Strafe bemühen?“
Referent: Prof. Dr. Johannes Kaspar ist seit 2012 Inhaber des Lehrstuhls für Strafrecht, Strafprozessrecht, Kriminologie und Sanktionenrecht der Universität Augsburg und beschäftigt sich u.a. mit straftheoretischen Grundlagenfragen. Er ist Autor eines Lehrbuchs zum Allgemeinen Teil des Strafrechts.
Mittwoch, 25.6.2025, 17:30 - 19 Uhr, Kulturhaus Kresslesmühle
Erinnerung, Politik und Macht nach dem Völkermord in Ruanda
Prof. Dr. Timothy Williams, Universität der Bundeswehr München
Abstract: 1994 ereignete sich ein grauenhafter Völkermord an den Tutsi in Ruanda, bei dem in nur hundert Tagen 500.000-600.000 Menschen umgebracht wurden. Dieser Vortrag beschäftigt sich mit der Erinnerungspolitik seit dem Völkermord. Timothy Williams diskutiert, wie die Rollen von Täter, Opfer und Held politisch und gesellschaftlich zugeschrieben werden und wie die Regierung des Landes hieraus politische Vorteile gewinnt. Hierbei sind Fragen von Ethnizität, Macht, Trauma und Politik miteinander verstrickt und ergeben eine spannungsgeladene Erinnerungslandschaft.
Referent: Prof. Dr. Timothy Williams ist Friedens- und Konfliktforscher und setzt sich in seiner Forschung mit Konflikt, Gewalt und der Politik der Erinnerung auseinander. Nach seinem Studium der Politikwissenschaft in Mannheim und an der London School of Economics hat Timothy Williams seine Promotion am Zentrum für Konfliktforschung der Philipps-Universität Marburg abgeschlossen und folgte dann dem Ruf als Juniorprofessor an die Universität der Bundeswehr München, wo er zugleich auch Ko-Sprecher des Forschungszentrums RISK ist. Timothy Williams ist Vizepräsident der International Association of Genocide Scholars und war 2021-2023 Herausgeber der Zeitschrift für Friedens- und Konfliktforschung.
Gerade in „unfriedlichen Zeiten“ muss sich die Friedens- und Konfliktforschung mit den Bedingungen und Strukturen von Frieden in der Gegenwart beschäftigen. Dem widmet sich in diesem Sommersemester das Studium Generale „ Frieden in der Theorie? Perspektiven aus Philosophie und Wissenschaft“ an der Universität zu Lübeck, zu dem Christoph Weller am 28.5. mit dem Vortrag „Friedenstheorie in unfriedlichen Zeiten“ seinen Beitrag leistet.
Abstract: Etwas als „unfriedlich“ zu bezeichnen, setzt Friedenstheorie voraus. Doch angesichts des hohen normativen Gehalts des Friedensbegriffs wird sich in der Welt immer Unfriedliches entdecken lassen. Kann aber darüber hinaus von Friedenstheorien auch erwartet werden, dass sie Wege zu mehr Frieden, zum Abbau von Unfriedlichem beschreiben oder gar ebnen können? Dieser Frage geht der Vortrag unter Rückgriff auf Konflikttheorien nach und beleuchtet Zusammenhänge zwischen Konfliktbearbeitung und Frieden, gerade auch im Hinblick auf gesellschaftlichen Frieden in diesen unfriedlichen Zeiten.
Prof. Dr. Christoph Weller leitet den Lehrstuhl für Politikwissenschaft, Friedens- und Konfliktforschung der Universität Augsburg, hat das „Transferzentrum Frieden Augsburg“ initiiert und forscht zu Konzepten der Konfliktbearbeitung, zu Friedenstheorien und zur Geschichte der Friedens- und Konfliktforschung. Aktuell forscht er zu Deutungskämpfen im Rahmen des BMFTR-geförderten Bayerischen Zentrums für Friedens- und Konfliktforschung (BZeFK) sowie zu den Wirkungen Kommunaler Konfliktberatung mithilfe einer Methodologie Partizipativer Konfliktforschung.
Weller, Christoph 2024: Frieden durch Konfliktbearbeitung: Deeskalation der Konfliktaustragung friedenstheoretisch betrachtet, in: Zeitschrift für Internationale Beziehungen 31: 1, 91-106.
Weller, Christoph 2024: Friedens- und Konfliktforschung – Herausforderung für die Internationalen Beziehungen, in: Sauer, Frank/von Hauff, Luba/Masala, Carlo (Hrsg.): Handbuch Internationale Beziehungen, Wiesbaden: Springer VS, 639-660.
Weller, Christoph 2024: Krisenkonflikte: was hilft gegen Krisenprofiteure?, Marks, Erich, Heinzelmann, Claudia, Wollinger, Gina Rosa (Hrsg.): Krisen und Prävention: ausgewählte Beiträge des 28. Deutschen Präventionstages 459-466.
Weller, Christoph 2022: Hindernisse der Verständigung – Schwarz-Weiß-Bilder des Kriegs in der Ukraine, in: Werkner, Ines-Jacqueline/Mayer, Lotta/Krüger, Madlen (Hrsg.): Wege aus dem Krieg in der Ukraine: Szenarien - Chancen - Risiken, Heidelberg: heiBOOKS, (FEST kompakt – Analysen – Stellungnahmen – Perspektiven ; 5), 103-115.
Ab sofort ist die Anmeldung zur Peace Summer School 2025 eröffnet! Vom 19. bis 21. Juni 2025 laden der ASKA – Alumni und Studierende der Konfliktforschung Augsburg e.V. und das Transferzentrum Frieden Augsburg zum neunten Mal zur dreitägigen Summer School nach Augsburg ein – diesmal unter dem Titel: MIND THE GAPS! Intersektionalität erleben, Gesellschaft gestalten.
MIND THE GAPS! Diesen Impuls nimmt die Peace Summer School 2025 zum Anlass, um gesellschaftliche Ungleichheiten und ihre Zusammenhänge zu erkunden. Teilnehmende erfahren, wie verschiedene Formen von Diskriminierung zusammenwirken und wie intersektionale Perspektiven helfen können, gesellschaftliche Konflikte besser zu verstehen. Im Mittelpunkt steht das gemeinsame Lernen: voneinander, miteinander und mit Blick auf eine Zukunft, in der die Verschiedenheit der Menschen als Stärke gedacht wird.
Das Programm beinhaltet Workshops, die Grundlagen intersektionalen Denkens mit konkreten gesellschaftlichen Herausforderungen verknüpfen: Georg Blokus (School of Political Hope) erkundet die Zusammenhänge von Arbeit, Klasse und Migration, Jermaine Irebor (Universität Erlangen-Nürnberg) lädt zum queeren Pilgern über Religion und Identität ein und Claire Rumny und Constanze Ziegler zeigen, wie kritische Soziale Arbeit und Community Organizing gesellschaftlichen Wandel ermöglichen.
Am Samstagabend findet unter dem Titel RECLAIM THE NIGHT! eine öffentliche Abendveranstaltung mit anschließender Clubnacht im Beim Weissen Lamm (Ludwigstraße 23, Augsburg) statt. Eine Diskussionsrunde beleuchtet Clubs als Räume politischer Selbstermächtigung – danach wird getanzt, gefeiert und das Erlebte in Bewegung übersetzt.
Zur Teilnahme an der Peace Summer School ist ein Ticketkauf erforderlich. Das vollständige Programm, weitere Infos und Tickets gibt es hier.
Die Peace Summer School 2025 findet im Rahmen des 375-jährigen Jubiläums FRIEDEN RISKIEREN! des Augsburger Hohen Friedensfests statt (mehr dazu hier).
Die Peace Summer School 2025 findet in Kooperation mit dem Friedensbüro der Stadt Augsburg, der Petra-Kelly-Stiftung, der argon{lounge}, der Gesellschaft der Freunde der Universität Augsburg, dem Integrationsbeirat der Stadt Augsburg, Arbeit und Leben in Bayern, dem Evangelischen Forum Annahof und der Queersensiblen Pastoral des Bistums Augsburg statt. Gefördert wird sie vom Bundesministerium für Bildung und Forschung sowie der Bürgerstiftung Augsburg. Gesponsert wird sie vom Rewe Team Reincke Augsburg.
Die Titelfrage „Ist Frieden kolonial?“ lädt dazu ein, unsere gängigen Vorstellungen von Frieden kritisch zu hinterfragen: Basiert ‚unser‘ Friedensverständnis im globalen Norden möglicherweise auf dem historisch gewachsenen Machtgefälle zum Globalen Süden, und damit auf den Langzeitwirkungen von Kolonialismus? Entsprechend greift der Vortrag die lauter werdende Kritik aus post- und dekolonialen Theoriezugängen auf: Diese kritisieren etwa, dass Frieden häufig als Zustand oder Prozess verstanden wird, der bestehende – teils kolonial begründete – Ungleichheiten ausblendet oder gar absichert. Anhand des Beispiels von Erinnerungspolitik wird dargelegt, wie koloniale Logiken bis heute in der Friedensarbeit fortwirken, etwa indem koloniale Verbrechen in der kollektiven Erinnerung ausgeblendet werden. So lädt der Vortrag zu Erkundungen der Zusammenhänge von Frieden und Kolonialismus ein und möchte zur kritischen Auseinandersetzung mit gängigen Vorstellungen von Frieden anregen.
Referentin ist Christina Pauls, M.A., Lehrstuhl für Politikwissenschaft, Friedens- und Konfliktforschung der Universität Augsburg.
Weitere Informationen hier
Mit einem Vortrag von Prof. Dr. Christoph Weller zu den Perspektiven der Friedens- und Konfliktforschung auf das Thema „Frieden risikieren?“ beginnt die Ringvorlesung des Lehrstuhls für Politikwissenschaft, Friedens- und Konfliktforschung als Beitrag zum diesjährigen Friedensfestprogramm „375 Jahre Friedensfest“ am Mittwoch, 7.5. um 17:30 - 19:00 Uhr in der Stadtbücherei (S-Forum, Ernst-Reuter-Platz 1).
Die weiteren Termine der Ringvorlesung (zumeist im Augustana-Saal, Im Annahof 4):
14.05.2025, Augustanasaal
Ist Frieden kolonial? Erinnerungspolitik und Frieden in dekolonialer Perspektive
Christina Pauls, M.A., Universität Augsburg
11.06.2025, Augustanasaal
Frieden schaffen ohne Kompromisse? Zur Ehrenrettung einer Technik der Konfliktregelung mit schlechtem Ruf
Prof. Dr. Ulrich Willems, Universität Münster
18.06.2025, Augustanasaal
Friedensschutz durch Strafrecht? Eine juristische Perspektive
Prof. Dr. Johannes Kaspar, Universität Augsburg
25.06.2025, Kresslesmühle
Erinnerung, Politik und Macht nach dem Völkermord in Ruanda
Prof. Dr. Timothy Williams, Universität der Bundeswehr München
02.07.2025, Augustanasaal
Vorstellung des „Friedensgutachtens 2025“
Dr. Claudia Baumgart-Ochse, Leibniz-Institut für Friedens- und Konfliktforschung (PRIF), Frankfurt a.M.
09.07.2025, Augustanasaal
Hat der „gerechte Frieden“ ausgedient? Aktuelle Kontroversen protestantischer Friedensethik
Prof. Dr. Bernd Oberdorfer, Universität Augsburg„Frieden riskieren“ ist das Thema des Programms „375 Jahre Friedensfest“ sowie der Ringvorlesung des Lehrstuhls für Politikwissenschaft, Friedens- und Konfliktforschung zum diesjährigen Friedensfestprogramm, ab 7. Mai mittwochs von 17:30 Uhr - 19 Uhr
2025 feiern wir das Hohe Friedensfest zum 375. Mal. Zu diesem Jubiläum wird unter dem Motto FRIEDEN RISKIEREN über drei Monate hinweg ein umfangreiches Kulturprogramm in der gesamten Stadt präsentiert und mit lokalen, nationalen und internationalen Akteur*innen dem Frieden in seinen unterschiedlichen Formen und Bedeutungen nachgegangen.
Konzerte, Theaterstücke, Lesungen, Film- und Gesprächsreihen erwarten das Publikum ebenso wie Vorträge, Ausstellungen, Installationen, interaktive und partizipative Formate, die Menschen zusammenbringen und Grenzen überwinden. Mit allen Veranstaltungen wollen wir FRIEDEN RISKIEREN und ein starkes Band knüpfen, das Augsburg mit Europa verbindet.
Vom 8. Mai bis 8. August 2025 wird in vier Themenkreisen eine Brücke aus der Geschichte über das 20. Jahrhundert in die Gegenwart geschlagen und in über 140 Veranstaltungen und Projekten die große Bandbreite an gesellschaftlichen Positionen und künstlerischen Ausdrucksformen präsentiert, u.a. mit einer Ringvorlesung: Frieden risikieren? Ringvorlesung zu den wissenschaftlichen Perspektiven auf Frieden
Sieben Veranstaltungen im Rahmen von „375 Jahre Friedensfest“, Mai bis Juli 2025 in Augsburg, jeweils mittwochs von 17:30 - 19:00 Uhr
7.5.2025, S-Forum der Stadtbibliothek
Frieden riskieren? Eröffnungsvortrag zu den Perspektiven der Friedens- und Konfliktforschung
Prof. Dr. Christoph Weller, Universität Augsburg
14.5.2025, Augustanasaal
Ist Frieden kolonial? Erinnerungspolitik und Frieden in dekolonialer Perspektive
Christina Pauls, M.A., Universität Augsburg
11.6.2025, Augustanasaal
Frieden schaffen ohne Kompromisse? Zur Ehrenrettung einer Technik der Konfliktregelung mit schlechtem Ruf
Prof. Dr. Ulrich Willems, Universität Münster
18.6.2025, Augustanasaal
Friedensschutz durch Strafrecht? Eine juristische Perspektive
Prof. Dr. Johannes Kaspar, Universität Augsburg
25.6.2025, Kresslesmühle
Erinnerung, Politik und Macht nach dem Völkermord in Ruanda
Prof. Dr. Timothy Williams, Universität der Bundeswehr München
2.7.2025, Augustanasaal
Vorstellung des „Friedensgutachtens 2025“
Dr. Claudia Baumgart-Ochse, Leibniz-Institut für Friedens- und Konfliktforschung (PRIF), Frankfurt a.M.
9.7.2025, Augustanasaal
Hat der „gerechte Frieden“ ausgedient? Aktuelle Kontroversen protestantischer Friedensethik
Prof. Dr. Bernd Oberdorfer, Universität AugsburgVom 29. bis 31. Januar 2025 haben rund 20 Personen – Studierende, Dozierende und zivilgesellschaftlich Aktive – Methoden intersektionaler Bildungsarbeit praktisch erprobt und die Potentiale und Grenzen deren Anwendbarkeit mit diversen Zielgruppen und in verschiedenen Kontexten reflektiert.
Ziel des dreitägigen englischsprachigen Workshops, der in Augsburg im Evangelischen Forum Annahof standgefunden hat, war es, die Teilnehmer*innen dazu zu befähigen, als Trainer*innen und Vermittler*innen inklusivere und gleichberechtigte (Lern-)Räume selbst zu gestalten. Dafür hat die sehr erfahrene Trainerin Dr. Gal Harmat (Senior Fellow bei Swisspeace) – die auch Autorin des Buches „Intersectional Pedagogy: Creative Education Practices for Gender and Peace Work“ ist – den Fokus gemeinsam mit der Gruppe auf Intersektionalität als praxis-anleitende Perspektive und Schlüsselkompetenz gelegt. Mit Simulationsspielen, interaktiven Übungen und Impulsen zu Intersektionalität und deren Ausdrucksformen, zum Beispiel mit Blick auf die eigene Person oder den öffentlichen und medialen Raum, wurde ein erfahrungsbasiertes Lernen ermöglicht. Zudem war Raum für die Reflexion über Anwendungsmöglichkeiten konkreter intersektional-pädagogischer Methoden in verschiedenen Lehr-Lern-Settings.
Der Workshop wurde organisiert von Dr. Michaela Zöhrer mit Unterstützung von Christina Pauls, beide Mitarbeiterinnen des Lehrstuhls für Politikwissenschaft, Friedens- und Konfliktforschung der Universität Augsburg. Zudem hat Isabella Bugdoll als studentische Hilfskraft wesentlich zum Gelingen der Veranstaltung beigetragen.
Realisiert werden konnte der Workshop aufgrund der finanziellen Unterstützung der Graduiertenschule für Geistes- und Sozialwissenschaften (GGS) der Universität Augsburg sowie des BMBF-Forschungsverbunds „Bayerisches Zentrum für Friedens- und Konfliktforschung: Deutungskämpfe im Übergang“. Wir sagen danke!
Die weitgereiste und welterfahrende Publizistin Charlotte Wiedemann sucht in ihrem jüngsten Buch „Den Schmerz der Anderen begreifen: Holocaust und Weltgedächtnis“ nach Wegen, Erinnerungskultur im Geist globaler Gerechtigkeit neu zu denken. Dazu bringt sie zwei persönliche Anliegen in einen Dialog: Sensibilität und Verantwortung für die Shoah bewahren und eurozentrisches Geschichtsdenken überwinden. In der Veranstaltung liest Charlotte Wiedemann aus ihrem Buch und eröffnet einen Gesprächsraum über Empathie, Erinnerung und Verantwortung.
Wann? Am Mittwoch, den 05.02.2025 ab 19:30 Uhr
Wo? Reichlesaal im Zeughaus, Zeugplatz 4 (Augsburg)
Eintritt frei, Spenden erbeten.
Link zu https://www.vvn-augsburg.de/2_archiv/archiv_2025/Schmerz%20der%20Anderen.pdf