Fit für die Klassenfahrt?!
Fit für die Klassenfahrt?!
Fit für die Klassenfahrt: ein ganz anderes Uniseminar
Lehrpersonen sind dazu verpflichtet, Schülerwanderungen und Exkursionen durchzuführen. Diesem Umstand möchte der Lehrstuhl für Schulpädagogik der Universität Augsburg Rechnung tragen, in dem er seit dem Sommersemester 2022 für Lehramts-Studierende aller Schularten ein pädagogisches Seminar zum Thema "Klassenfahrten" unter der Leitung von Dr. Denise Weckend und Dr. Elmar Straube vom Lehrstuhl für Schulpädagogik und in Kooperation mit Dipl. Päd. Gerhard Koller und dem Landesverband Bayern des Deutschen Jugendherbergswerks (DJH Bayern) durchführt.
Das Seminar ist offen für jeweils zwanzig Studierende pro Semester unterschiedlichen Alters und aller Lehrämter. Ziel ist es, angehende Lehrkräfte zu befähigen, eine mehrtägige Fahrt verantwortlich (mit) zu organisieren, zu begleiten und nach entsprechender Erfahrung auch selbst durchzuführen.
Das Seminar enthält u.a. folgende Themenfelder:
- Unterwegs mit der Schulklasse: Erwartungen der Schülerinnen und Schüler und deren Eltern
- Durchführung und inhaltliche Gestaltung von Klassenfahrten
- Themen, Methodik und Ideen für pädagogische Übungen, Spiele und Freizeit
- Organisation und Finanzierung
- Rechts- und Versicherungsfragen
- Verhalten bei Erkrankungen und in Notfallsituationen
Der Kurs ist partizipativ, d.h. die Studierenden werden in die einzelnen Aufgaben in kleinen Teams aktiv eingebunden. Gleichzeitig stellt das Seminar für alle Teilnehmenden ebenfalls eine „Klassenfahrt“ dar; sie können die pädagogischen Zielsetzen und Ergebnisse selbst erleben und reflektieren. Aufgrund der positiven Erfahrungen wird dieser Kurs an der Universität Augsburg seit 2022 nun in jedem Semester – auch an wechselnden Orten – angeboten. Eine mögliche Ausweitung an anderen Universitäten ist geplant.
Im April 2024 erhielt das Seminar „fit für die Klassenfahrt“ den ersten „Preis für gute Lehre“ (Lehrpreis) der Philosophisch-Sozialwissenschaftlichen Fakultät. Diese Auszeichnung wird jährlich auf der Basis einer (anonymen) Evaluation aller Vorlesungen und Seminare vergeben. Damit setzt die Universität Augsburg eine der zentralen Forderungen der Positionspapiere zu Schülerfahrten, die 2013 und 2018 vom „Runden Tisch Schülerfahrten“ der Bayerischen Jugendherbergen erarbeitet wurden, konsequent um.
Für die Teilnahme erhalten die Studierenden ein Zertifikat, mit dem sie die Weiterbildung nachweisen und im Rahmen der Lehrerausbildung dokumentieren können. Ebenso erhalten sie nach Abschluss und Abgabe ihrer ausgearbeiteten Klassenfahrt entsprechende ECTS-Punkte für ihr Erziehungswissenschaftliches Studium im Rahmen ihres Lehramtsstudiums.
Warum brauchen wir „Schule außerhalb der Schule“?
Es ist inzwischen wissenschaftlich erwiesen, dass erlebnispädagogische Maßnahmen und Outdoor-Education das Lernen in vielen Bereichen fördert. Denn Lernen ist im echten Leben, mit originalen Begegnungen wesentlich intensiver und wirksamer als der Unterricht im Klassenzimmer.
Insgesamt ist das Thema Klassenfahrten in ganz Deutschland weder ein verpflichtender Bestandteil der Lehrerausbildung (I. oder II. Phase) noch fest in der Lehrerfortbildung (III. Phase) verankert. Aufgrund dieser Situation, aber auch aufgrund des hohen Vorbereitungs- und Zeitaufwandes sowie der großen Verantwortung und der eigenen familiären Verpflichtungen verzichten viele Lehrkräfte auf Klassenfahrten.
Darüber hinaus gibt es auch einige pädagogische Gründe, die für Klassenfahrten sprechen. Alles beginnt schon in der bayerischen Verfassung/Art. 131. Hier werden als oberste Bildungs- und Erziehungsziele u.a. „Selbstbeherrschung, Verantwortungsgefühl und Verantwortungsfreudigkeit, Hilfsbereitschaft“ oder „im Geiste der Demokratie“ genannt. Doch was bedeutet das konkret? Ein paar Gründe sind z.B.:
- Ein besseres Kennenlernen zwischen den Schüler*innen und der Klasse bzw. den Lehrkräften.
- Förderung der Gemeinschaft und des Zusammenhalts.
- Förderung der Persönlichkeitsbildung und des sozialen Lernens (bspw. Entwicklung von Selbständigkeit; Verantwortung übernehmen; Förderung und Entwicklung der Kommunikation und Kooperation, Förderung der Partizipation; Förderung der interkulturellen Kompetenz; Entwicklung positiver Erinnerungen an die Schule)
Aus zahlreichen empirischen Untersuchungen zur Unterrichtsqualität geht hervor, dass z.B. ein positives Klassenklima die Leistungen der Schülerinnen und Schüler positiv beeinflusst. Wer sich in seiner Schule bzw. Klasse wohl und von seiner Lehrkraft wertgeschätzt fühlt, der lernt offensichtlich lieber und besser. „Eine Atmosphäre des Vertrauens und Zutrauens, der Geborgenheit, der Fürsorge und des Wohlwollens ist unerlässlich für Bildung im Allgemeinen und schulische Leistung im Besonderen.“ (Hattie und Zierer 2018b, S. 124).
Rezensionen von Studierenden, die das Seminar (anonym) bewertet haben
- „Tolle Gemeinschaft mit guter Atmosphäre zwischen den Studierenden und Dozenten“
- „Mehrwert durch viel Praxisanwendung und Erfahrungsberichten“
- „Tolles und sinnvolles Seminar, das viel gebracht hat und eine optimale Möglichkeit ist, sich auf den Lehrerberuf vorzubereiten.“
- "Das Programm und die Dinge, die neu waren und alles mit uns geteilt wurde.
Man konnte immer alles fragen und dadurch viel mitnehmen. Wir wurden schrittweise an so eine Tätigkeit herangeführt und wurde
echt mutiger, sich das selbst zu zutrauen." - "Dynamischer Ablauf, schönes Teambuildung, gutes Lernklima."
- "Das man in der Jugendherberge vor Ort war und es aktiv erlebt hat und nicht nur theoretisch gehört hat. Gutes Verhältnis zwischen
Lehrer-und Schülerperspektive. Das heißt wie Schüler selbst erleben und auch aus Lehrerperspektive vorbereitet werden und
reflektieren." - "Das praktische Erleben. Die hohe Qualität und große Erfahrung der Lehrpersonen mit viel Praxisbezug
Die große Relevanz für den späteren Berufsalltag im Vergleich zu anderen, z.b. Geographie - Bachelor Seminare, die man als GSLehramt
Besuchen muss