Christina Gohle
Ehrenamtliche Tätigkeiten zeugen von Interesse und Engagement und können Erfahrungen ersetzen, die man vielleicht sonst nur im Beruf erwerben kann. Sie können insbesondere dann helfen, wenn man sich in eine Richtung entwickeln möchte, die nicht genau dem Profil des Studiengangs entspricht.

Christina Gohle
Lehrassistentin für Germanistik über den DAAD an der Hochschule Østfold, Halden, Norwegen

Wichtige Karriereschritte

Seit 2021         Lehrassistentin für Germanistik über den DAAD an der Hochschule Østfold, Halden, Norwegen

2017 - 2021     M.A. in Multilingualism & Deutsch als Fremdsprache an der Universität Konstanz

2019                Praktikum in einer NGO in Bonn

2013 - 2017     Bachelor ANIS (Span., Arab., Ital.) 

 

Interview vom 01.09.2022

Frau Gohle, Sie waren als Lehrassistentin für an der Hochschule Østfold, Halden tätig. Würden Sie bitte kurz beschreiben, wie Ihr Arbeitsalltag aussah und welche Aufgaben dazu gehören?
Meine Aufgaben lagen schwerpunktmäßig im Germanistik-/Deutschstudium. Allerdings habe ich auch in der Lehrerausbildung mitgeholfen und dort einen Präsenzkurs übernommen. Meine Kurse/Tutorien waren vielfältig aufgestellt: von Grammatik über Phonetik und Didaktik zu Deutscher Literatur, Kultur und Geschichte. Außerdem habe ich auch eine eigene Vorlesung & Übung zu Akademischem Schreiben gehalten. Insgesamt fanden alle Kurse und Übungen online am späten Nachmittag oder Abend statt, nach 16 Uhr. Dazu lag es auch in meinem Aufgabenbereich unbenotete Leistungsfestellungen/ Zwischentests („arbeidskrav“) (mit-) zu korrigieren und zu bewerten. 


Wie sind zu Ihrer Tätigkeit gekommen und welchen Berufsweg haben Sie ursprünglich geplant?
Ich wusste nicht genau, was ich nach meinem Masterabschluss machen möchte. Da ich nebenher ein wenig Deutsch unterrichtet hatte, dachte ich mir, ich möchte das gerne für ein Jahr ausprobieren. Eine Freundin von mir war über den DAAD in Brasilien und sie hat mich motiviert, mich ebenfalls dort zu bewerben. Da ich ein Erasmus in Norwegen (Tromsø) verbracht hatte, wollte ich gerne in das Land zurück und mehr von der Sprache lernen – deswegen habe ich mich schließlich dort beworben. Alternativ hatte ich auch über eine Promotion nachgedacht.


Worauf freuen Sie sich, wenn Sie zur Arbeit gehen? Was motiviert Sie?

Mein Arbeitsprofil ist durch die sehr breit gefächerten Kurse sehr vielfältig, was es auf der einen Seite abwechslungsreich und spannend macht, aber auf der anderen Seite sehr anspruchsvoll ist. Am meisten motiviert mich, die Freiheit in der Gestaltung meiner Übungen und Kurse, das großartige Arbeitsumfeld (sehr, sehr nette Kolleg(inn)en!) und natürlich der Kontakt mit den Studierenden: die unerwarteten Fragen und fachlichen Diskussionen. Es ist immer ein schönes Gefühl, wenn man jemandem geholfen hat, etwas zu verstehen.

 

Was sind die 3 wichtigsten Kompetenzen/Softskills, die in ihrem Beruf gefragt sind?
Interkulturelle Kompetenz ist natürlich wichtig, wenn man im Ausland arbeitet, in einem anderen Uni-System und mit Studierenden aus verschiedenen Ländern, d.h. offen für Neues & neugierig sein, sich schnell in etwas einarbeiten können etc. Ansonsten ist ein gewisses Organisationstalent/ Selbstmanagment gefragt, da man seine Kurse selbstständig vorbereiten muss. Auch sollte man stressresistent sein, denn wenn die Zwischentests in verschiedenen Kursen gleichzeitig korrigiert werden müssen, ist das sehr viel Druck und Arbeitsaufwand.

 

Welche Bedeutung hatten Praktika und (ehrenamtliche) Nebentätigkeiten für Ihre persönliche Berufsorientierung und Ihre Einstellungschancen?
Beides ist sehr hilfreich zur Orientierung. Im Zweifelsfall lernt man, was man nicht machen möchte, und im besten Fall knüpft man wertvolle Kontakte und eignet sich Kenntnisse und Skills an, die man später verwenden kann. Ehrenamtliche Tätigkeiten zeugen von Interesse und Engagement und können Erfahrungen ersetzen, die man vielleicht sonst nur im Beruf erwerben kann. Sie können insbesondere dann helfen, wenn man sich in eine Richtung entwickeln möchte, die nicht genau dem Profil des Studiengangs entspricht. Ich wurde zum Beispiel bei meinem Einstellungsgespräch gefragt, wie ich meine Erfahrungen in der Schauspielerei in den Unterricht einbringen kann. 

 

Welchen Tipp können Sie Studierenden zur Berufsorientierung geben? Wie sind Sie dabei vorgegangen/was hat Ihnen geholfen?

Ich glaube, mit der Berufsorientierung ist man nie am Ende. Man entwickelt sich stetig weiter. Und deswegen ist es auch gar nicht schlimm, wenn man erst einmal einen Zwischenschritt einlegt, z.B. eine Zeit nur aushilfsmäßig jobbt oder einen Jahresvertrag annimmt. Geholfen haben mir am meisten Kontakte – Freunde und Freunde von Freunden, ehemalige Dozierende und Kontakte von Messen/Konferenzen. Ansonsten kann auch das Arbeitsamt weiterhelfen. Als Erstes würde brainstormen empfehlen: alles aufschreiben, was einen interessiert, und andere danach fragen, was man in der Richtung so arbeiten könnte – da kommen bestimmt einige Ideen zusammen. 
Bei der endgültigen Jobsuche hilft es natürlich, wenn man schon genauere Vorstellungen hat. Vielleicht möchte man gerne an einem bestimmten Ort arbeiten – dann hat man einen Anhaltspunkt, hat aber vielleicht nur eine begrenzte Auswahl an Jobs. Oder man hat genaue Jobvorstellungen – dann wird man sich meistens nicht aussuchen können, wo man landet. Jobsuche beinhaltet also gewisse Dinge, die man opfern muss, und ich persönlich habe mich bis jetzt fast immer von dem Ort oder von persönlichen Gründen leiten lassen. Dabei gilt das Motto „Der Weg ist das Ziel“.
Zum Schluss möchte ich allen sagen: Nicht aufgeben, nicht verzweifeln! Es ergibt sich immer etwas. Daran glaube ich ganz fest!

 

Mehr über die Person und die Möglichkeit, sich zu vernetzen: LinkedIn

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