Ines Heinbach
Ich bin davon überzeugt, dass die Klimakrise auch eine Kommunikationskrise ist. Zu lange wurde über das Klima rein wissenschaftlich gesprochen und zu wenig lokal, emotional und handlungsorientiert.

Ines Heinbach
Referentin für Presse und Kommunikation bei Plant-for-the-Planet

Wichtige Karriereschritte

seit 01/2023               Referentin für Presse & Kommunikation bei Plant-for-the-Planet, Starnberg
12/2020 – 07/2023     Presse- und Öffentlichkeitsarbeit beim Bioland Landesverband, Augsburg, Studentische Hilfskraft
11/2020 – 03/2023     Masterstudium Umweltethik an der Universität Augsburg
02/2018 – 11/2020     Onsite-Marketing bei Weltbild GmbH & Co. KG, Augsburg, Werkstudentin
10/2017 – 10/2020     Bachelorstudium Medien- und Kommunikationswissenschaft an der Universität Augsburg
04/2017 – 09/2017     Fachangestellte im Medien- und Informationszentrum bei der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), Bonn
02/2014 – 12/2016     Weiterbildungskolleg Bonn mit Abschluss Abitur
08/2013 – 08/2016     Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste bei der Stadtbibliothek Bonn
08/2010 – 07/2013     Ausbildung zur Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste, Fachrichtung Bibliothek bei der Stadt Sankt Augustin

Interview vom 19.05.2025

Frau Heinbach, Sie sind als Referentin für Presse und Kommunikation bei Plant-for-the-Planet tätig. Würden Sie bitte kurz beschreiben, wie Ihr Arbeitsalltag aussieht und welche Aufgaben dazu gehören?
Bei Plant-for-the-Planet bin ich für die strategische PR- und Kommunikationsarbeit zuständig. Ich verfasse Pressemitteilungen, pflege ein Netzwerk von Klimajournalist*innen, organisiere Medienauftritte und entwickle Kampagnen zum Schutz des Amazonas Regenwaldes. Auch durfte ich Teil der Delegation auf der UN-Klimakonferenz COP 29 in Baku, Aserbaidschan sein. Ich konzipiere und moderiere auch Workshops zu Klimakommunikation für junge Menschen und bereite die jungen „Botschafter*innen für Klimagerechtigkeit“ auf Interviews vor. Zusätzlich arbeite ich auch an der
Konzeptionierung von Bildungsmodulen des neuen Akademie-Programms für Klimagerechtigkeit nach bildungswissenschaftlichen Standards und BNE-Methoden.

 

Wie sind Sie in diesen Bereich gekommen, was begeistert Sie daran und welchen Berufsweg haben Sie ursprünglich geplant?
Ich denke ich bin vor allem durch meine Leidenschaft für Klima- und Umweltschutz zu Plant-for-the-Planet gekommen – und durch die Frage, warum wir als Gesellschaft trotz all des vorhandenen Wissens über die Klimakrise so wenig handeln. Das hat mich dann schnell zu Klimakommunikation und Umweltbildung geführt, worauf ich mich auch in meinem Bachelor- und Masterstudium spezialisiert habe. Geholfen hat mir bei meinem Berufsweg mein ehrenamtliches Engagement, unter anderem bei Greenpeace als Öffentlichkeitskoordinatorin und Trainerin, sowie meine Tätigkeit als studentische Hilfskraft in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit beim Bioland Landesverband Bayern. Vorgezeichnet war dieser Weg für mich erstmal nicht: Als Arbeiterkind mit Berufsausbildung und Abitur auf dem zweiten Bildungsweg war mein Berufsweg zunächst ein anderer – auch wenn mein Interesse für Umweltschutz tatsächlich schon in der Grundschule begann.


Können Sie sich in Ihrem Beruf verwirklichen?
Ja, ich kann mich in meinem Beruf sehr gut verwirklichen. Das Gefühl, mit meiner Arbeit einen sinnvollen Beitrag zum Klima- und Umweltschutz zu leisten, ist für mich sehr wichtig und hier voll und ganz erfüllt. Gleichzeitig kann ich meine fachlichen Interessen und persönlichen Werte miteinander verbinden. Besonders die kreative Arbeit an Kommunikationsformaten, die Bildungsarbeit mit jungen Menschen und die Möglichkeit, gesellschaftliche und politische Prozesse mitzugestalten, reizen mich sehr.
 

Was sind die 3 wichtigsten Kompetenzen/Softskills, die in ihrem Beruf gefragt sind?
Ich würde sagen Kommunikationsgeschick, um komplexe Inhalte zielgruppengerecht und wirksam zu vermitteln, Kreativität und ein gutes Gespür für gesellschaftliche und politische Entwicklungen im Bereich Klima und Umwelt sind sehr hilfreich.


Was können Sie aus Ihren Studiengängen in die Praxis einbringen? Welche Schwerpunkte hatten Sie im Studium gesetzt?
Schon in meinem Bachelorstudium der Medien- und Kommunikationswissenschaft habe ich versucht, wo immer möglich den Schwerpunkt auf Klimakommunikation zu legen. Denn ich bin davon überzeugt, dass die Klimakrise auch eine Kommunikationskrise ist. Zu lange wurde über das Klima rein wissenschaftlich gesprochen und zu wenig lokal, emotional und handlungsorientiert. In meiner Abschlussarbeit habe ich dann die Social-Media-Kommunikation von verschiedenen Klima-Protestbewegungen analysiert. Im Masterstudium habe ich, zusätzlich zu Klimakommunikation, den Schwerpunkt auf Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) gesetzt. In meiner Masterarbeit habe ich beide Bereiche miteinander verknüpft: Augsburgs Klimazukunft in Virtual Reality war ein klimakommunikationswissenschaftliches und umweltpädagogisches Projekt, das ich am Beispiel des Augsburger Stempflesees durchgeführt habe. Viele Erkenntnisse daraus kann ich direkt in meine Arbeit bei Plant-for-the-Planet einbringen.

 

Wie hat Sie das Studium auf Ihre jetzige Tätigkeit vorbereitet? Welche Fähigkeiten haben Sie sich zusätzlich aneignen müssen?
Neben den Modulen zu Klimakommunikation und Umweltbildung war die Interdisziplinarität des Umweltethik-Studiums sehr hilfreich. So habe ich gelernt schnell in verschiedene Themenfelder einzutauchen und komplexe Zusammenhänge zu erfassen. Besonders wertvoll für die Vorbereitung auf die UN-Klimakonferenz COP 29 war außerdem das Mastermodul zur internationalen Klimapolitik. Neben den inhaltlichen Kenntnissen aus dem Studium habe ich mir in der Praxis kommunikative und technische Fähigkeiten angeeignet: Zum Beispiel den Umgang mit Tools wie WordPress, Canva und verschiedenen Content-Management-Systemen, oder dem Verfassen von Pressemitteilungen. Auch konnte ich mir ein erstes Netzwerk aus journalistischen Kontakten aufbauen.

 

Welche Bedeutung haben Praktika und Nebentätigkeiten für die Berufsorientierung und zur Verbesserung der Einstellungschancen?
Ich würde sagen, Praktika und Nebentätigkeiten sind, wenn es möglich ist, fast essenziell für die Berufsorientierung und die Verbesserung der Einstellungschancen. Und sie bieten ja nicht nur praktische Erfahrungen, sondern auch finanzielle Vorteile im Studium. Und ich kann nur sagen: In meinen bisherigen Jobs wurde ich nie nach meinen Noten gefragt, aber immer nach meiner Arbeitserfahrung. Bei mir war es so: Ohne meine ersten Arbeitserfahrungen, die zwar noch nichts mit Klima oder Umwelt, aber viel mit Marketing und Kommunikation zu tun hatten, hätte ich wahrscheinlich den Job bei Bioland in der Kommunikation nicht bekommen. Und ohne den Job bei Bioland, der das erste Mal Nachhaltigkeit und Kommunikation verknüpfte, hätte ich wiederum die Stelle bei Plant-for-the-Planet nicht bekommen.

 

Was empfehlen Sie Studierenden für einen erfolgreichen Berufseinstieg?
Ich würde empfehlen, früh auszuprobieren, was einem wirklich liegt und Spaß macht – sei es durch Praktika, ehrenamtliches Engagement oder Werkstudierendenstellen. So sammelt man nicht nur wertvolle Erfahrungen, sondern baut auch ein Netzwerk auf und bekommt ein besseres Gefühl dafür, in welche Richtung man beruflich wirklich gehen möchte. Der erste Job muss übrigens nicht der absolut perfekte sein. Wie mein Weg zeigt, kann man durch gesammelte Arbeitserfahrung Schritt für Schritt in eine Richtung gehen, die noch besser zu den eigenen Interessen und Werten passt und jede Station bringt einen weiter. Ich habe mich übrigens selbst ziemlich gestresst und hatte Sorge, nicht direkt nach dem Studium einen Job zu finden. Diese Sorge war im Nachhinein unbegründet. Natürlich muss man sich aktiv bewerben, aber ich habe gemerkt, dass die Fähigkeiten aus einem Umweltethik-Studium in vielen Bereichen sehr geschätzt werden – vor allem, wenn man sie mit praktischer Erfahrung kombiniert.

 

Gibt es Ereignisse, mit denen Sie damals während der Bewerbungsphase überhaupt nicht gerechnet haben?
Ich weiß nicht, ob das hundertprozentig zur Frage passt, aber was mich während der Bewerbungsphase wirklich nachdenklich gestimmt hat und was ich auch heute noch bedauere ist, dass es im Bereich Umwelt- und Klimabildung leider noch sehr wenige hauptberufliche Stellen gibt. Vieles wird nur ehrenamtlich angeboten. Ich war selbst während meines Studiums ehrenamtlich in der Biodiversitäts- und Klimabildung an Schulen aktiv und habe dabei erlebt, wie viel Potenzial in dieser Arbeit steckt. Deshalb wünsche ich mir, dass es in diesem Bereich künftig deutlich mehr berufliche Möglichkeiten gibt. Denn Bildung ist für mich, neben der Kommunikation, eine der zentralen Stellschrauben für den Erhalt unserer Lebensgrundlagen.

 

Welcher Hashtag beschreibt Ihre Studienzeit oder Ihren Werdegang am besten?
#Klimakommunikation, weil letztlich die Frage, wie man wirkungsvoll über Klima- und Umweltthemen spricht, entscheidend für meinen beruflichen Weg war.

 

Mehr über die Person und die Möglichkeit, sich zu vernetzen: LinkedIn

Suche