München: W. Fink 1993

Thomas Hausmanninger

 

 

 

W. Fink

Eine konstruktive Medienethik für den Filmbereich und die erste umfassende ethische Aufarbeitung der Diskussion über den Film von 1907 bis 1992.

 

Die Auseinandersetzung um den Film ebbt nicht ab: Schon 10 Jahre nach seiner Entstehung setzt eine Debatte über ihn ein, die sich bis zur heutigen Diskussion über "Gewaltvideos" und "Pornofernsehen" erstreckt. Das Ausmaß dieser Diskussion nimmt jedoch nicht wunder: Seine synästhetische, audiovisuelle Struktur und seine alle Schichten und Kulturkreise übergreifende Verbreitung machen den Film in der Tat zum wirkmächtigsten Medium der Moderne und zugleich zum Prüfstein für eine vernünftige medienethische Konstruktion.

 

Der Autor setzt sich daher in einer umfassenden systematischen Rekonstruktion mit den Fundamenten und den praktischen (pädagogischen, politischen und juristischen) Auswirkungen der Filmdebatte auseinander. Im Blick stehen dabei die Phasen der Kinoreformbewegung zu Beginn des Jahrhunderts, des Nationalsozialismus, der Filmerziehung in den 50er und 60er Jahren und der Kritischen Theorie. Untersucht wird neben den unmittelbar ethischen Optionen auch, welches Menschenbild, welche Gesellschaftskonzeption und welche Kunsttheorie den Normen des jeweiligen Entwurfs zugrundeliegen. Auf diese Weise legt der Autor die filmbezogene Medienethik dieses Jahrhunderts in vier epochalen Typen frei. Dabei zeigen sich diese Ethiktypen von bestimmten Ängsten und Ressentiments geprägt, die in grundsätzlichen Schwierigkeiten mit der Moderne wurzeln und die partiell bis zur Stunde fortwirken.

 

Diesen Ängsten und Vorbehalten setzt der Autor seine eigene medienethische Konstruktion entgegen. Auf der Basis einer entschiedenen Parteinahme für die Moderne und ihr Projekt sucht er jedoch zugleich berechtigten Anliegen der Reformer, Filmerzieher und Kritischen Theoretiker Rechnung zu tragen. Zusammen mit einer medienethischen Grundlagenkonstruktion liefert er dabei auch konkrete Praxisnormen: Er stellt so zum einen das Fundament einer sozialethischen Normierung der gesellschaftlichen Rolle des Films bereit,; zum anderen aber gibt er auch unmittelbar handlungsrelevante Antworten auf die zeitgenössischen Fragen nach einer Ethik der Unterhaltung, inhaltsethischen Kriterien für den Film, Begründung und Umfang des Jugendmedienschutzes, sowie Berechtigung und Form einer institutionell vermittelten gesellschaftlichen Kommunikationskontrolle.

 

Die Verbindung von ethischer Grundlagenreflexion mit der Konkretion von Praxiskriterien, die interdisziplinäre Arbeitsweise des Autors und seine Themenvielfalt machen das Werk zu einem unentbehrlichen Handbuch für Ethiker, Pädagogen und Juristen.

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