Der Codex Manesse. Sammlungsaufbau und Kontextualisierung der Autorcorpora

Das Projekt-Team: Dominik Nießl M.A., Claudia Maria Kraml M.A., Prof. Dr. Anna Kathrin Bleuler © Universität Augsburg

 

Über das Projekt

D-A-CH-Projekt, gefördert von FWF (lead agency) und DFG


Projektlaufzeit: März 2021 bis Oktober 2024
Projektleitung: Prof. Dr. Anna Kathrin Bleuler
Projektmitarbeiter*in: Claudia Maria Kraml M.A., Dominik Nießl M.A.
Internationaler Projektpartner: Prof. Dr. Andreas Hammer, Universität Konstanz (D)
Kooperationspartner*innen: Dr. Karin Zimmermann (Leiterin der Abteilung Historische Sammlungen der Universitätsbibliothek Heidelberg), Prof. Dr. Susanne Wittekind (Kunstgeschichte, Universität zu Köln), Prof. Dr. Franz-Josef Holznagel (mhd. Lyriküberlieferung, Universität Rostock), Prof. Dr. Manuel Braun (Poetik des Minnesangs, Universität Stuttgart)

 

Der Codex Manesse ist eine von der UNESCO 2023 zum Weltdokumenterbe ernannte, um 1300 entstandene Handschrift, die mit 140 Autorcorpora und 137 Miniaturen die umfangreichste Sammlung mittelhochdeutscher Lyrik darstellt. Das Projekt hat das Ziel, den Sammlungsaufbau der Handschrift zu erforschen. Gefragt wird, wie die Anordnung der Autorcorpora überlieferungsgeschichtlich zustande kommt, um davon ausgehend Aussagen zu den Gliederungs- und Sammlungsprinzipien, die in der Handschrift wirksam sind, zu treffen sowie zum literaturgeschichtlichen Wissen, das sich darin abbildet. Zwar gibt es codicologische und kunsthistorische Untersuchungen, die Aufschluss über die Entstehungsgeschichte des Codex geben, inhaltlich ist die Textsammlung jedoch nur unzureichend untersucht. Die literaturwissenschaftliche Forschung hat sich bisher hauptsächlich auf bestimmte Autoren konzentriert und diese losgelöst vom Sammlungskontext betrachtet. Die Überlieferungsgeschichte wurde (wenn überhaupt) isoliert in Hinblick auf einzelne Autoren bzw. Texte erforscht; die paläografischen und codicologischen Befunde wurden in literaturwissenschaftlichen Arbeiten zumeist nicht berücksichtigt. Das geplante Projekt möchte diesem Desiderat abhelfen und die genannten Disziplinen zusammenführen.

Ausgangspunkt dafür sind jüngere codicologische Befunde, die zeigen, dass die Gliederung nach dem Ständeprinzip nicht das einzige Anordnungskriterium der Sammlung ist. Im Zug der Herstellung des Buches wurden die Pergamentlagen umgeordnet, z.T. auseinandergetrennt und neue zusammengefügt; etliche Doppelblätter wurden zerschnitten und in anderer Anordnung wieder zusammengenäht. Die Rekonstruktion dieser herstellungstechnischen Vorgänge macht einen Gestaltungswillen sichtbar, der inhaltlich bislang unerforscht ist. Im geplanten Projekt werden einzelne Handschriftensegmente herausgegriffen und es wird nach dem Zustandekommen der Gruppierungen gefragt. Hierfür werden verschiedene Deutungsperspektiven eingenommen, indem die Autorcorpora in Hinblick auf überlieferungsgeschichtliche, historische, poetologische und rezeptionsgeschichtliche Relationen untersucht werden.

Diese Kontextualisierung wird grundlegende Erkenntnisse über den Sammlungsaufbau sowie das literaturgeschichtliche Wissen, das sich darin abbildet, hervorbringen. Des Weiteren sind Hinweise auf Vorlagen dieser Handschrift zu erwarten. Das Projekt leistet damit einen maßgeblichen Beitrag zur Entstehungsgeschichte des Codex.

Die Ergebnisse werden im TEI-XML-Dateiformat angelegt, das den Grundstein für einen digitalen Gesamtkommentar des Codex Manesse legt. Sie werden zudem in einer von der Antragstellerin und dem Antragsteller gemeinsam mit den Projektmitarbeiter*innen verfassten Monografie veröffentlicht, die die textphilologische und literaturwissenschaftliche Untersuchung der ausgewählten Handschriftensegmente in Hinblick auf die Frage nach dem Sammlungsaufbau des Codex Manesse auswertet.

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