Aktuelle Projekte

Personifikation von Alexandria (RPC IV,4,1236 Rv.) Public domain

Alexandria in der Kaiserzeit

In meiner im September 2024 abgeschlossenen Habilitationsschrift beschäftige ich mich mit der Geschichte Alexandrias in der römischen Kaiserzeit. Für keine andere Provinzmetropole liegen so vielfältige Quellen vor, die es bei aller auch hier gegebenen Lückenhaftigkeit doch erlauben, Identitätsdiskurse und innere Konflikte in ihren demographischen, ökonomischen, infrastrukturellen, rechtlichen und politischen Kontexten zu betrachten. Ferner erlauben die Quellen in Ansätzen einen multiperspekivischen Ansatz, der römische, griechische, ägyptische, jüdische und christliche Perspektiven auf die Stadt zulässt.

 

Publikationen:

  1. Judenhass und Märtyrertum: zum kulturgeschichtlichen Kontext der Acta Alexandrinorum, in: Hartmann, A.; Weber, G. (Hgg.): Zwischen Antike und Moderne. Festschrift für Jürgen Malitz zum 65. Geburtstag, Speyer 2012, S. 119-209, auch als Open Access-Publikation auf Propylaeum-DOK.
  2. Griechen, Juden und Christen in Alexandria – Muster in der narrativen Konstruktion von Resilienz, in: Schliephake, C; Hartmann, A.; Rieger, A.-K. (Hgg.): Ressourcen der Resilienz in der Antike (Manuskript abgeschlossen)
  3. Von der Residenz zur Provinz: Konflikte und Identitäten im kaiserzeitlichen Alexandria (Habilitationsschrift, Manuskript abgeschlossen)
  4. zusammen mit A. Free: Alexandria und die griechischen Städte, in: Sänger, P. (Hg.). Ägypten in griechisch-römischer Zeit (DNP Suppl.) (als Teilherausgeber und Autor, in Vorbereitung)
 
 
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Politische Kulturen und kulturelle Hybridisierungen

Jede Herrschaft ist auf Akzeptanz angewiesen und insofern legitimationsbedürftig. Ich beschäftige mich in diesem Zusammenhang besonders mit Herrschaftsrepräsentation im Hellenismus und der Frühen und Hohen Kaiserzeit. Mein besonderes Interesse gilt den kleineren Königreichen am Rand des Seleukidenreiches sowie Alexandria in der Frühen und Hohen Kaiserzeit. Die verfolgten Fragen betreffen dabei, die Bedeutung charismatischer Narrative in ihrem Verhältnis zur Verrechtlichung von Herrschaft, das Herrscherzeremoniell sowie die Bedeutung ethnischer, kultureller und religiöser Diskurse im Spannungsfeld zwischen indigenen Traditionen und hellenistischen Einflüssen. Davon ausgehend befasse ich mich mit Konstruktion und Bedeutung von Ethnizität sowie der Auseinandersetzung mit dem Fremden in antiken Gesellschaften. Meine Beschäftigung mit dem kaiserzeitlichen Alexandria treibe ich als Mitglied und Atbeitsgruppenleiter im Rahmen des von der DFG geförderten Netzwerks „Resilienz in der Antike: ökologische, soziale und kulturelle Systeme zwischen Beharrung und Transformation“ voran.

 

Publikationen:

  1. Europe and the Other: roots of European identity in Greco-Roman antiquity, in: Pinheiro, T.; Cieszynska, B.; Franco J. E. (Hgg.): Ideas of | for Europe. An interdisciplinary approach to European identity, Frankfurt a. M. 2012, S. 37-57.
  2. Judenhass und Märtyrertum: zum kulturgeschichtlichen Kontext der Acta Alexandrinorum, in: Hartmann, A.; Weber, G. (Hgg.): Zwischen Antike und Moderne. Festschrift für Jürgen Malitz zum 65. Geburtstag, Speyer 2012, S. 119-209, auch als Open Access-Publikation auf Propylaeum-DOK.
  3. Königtum, Priesterherrschaft und Monarchie Gottes: Konzeptionen und Problematik von Alleinherrschaft im Judentum der Zeit des Zweiten Tempels, in: Rebenich, S. (Hg.): Monarchische Herrschaft im Altertum (= Schriften des Historischen Kollegs: Kolloquien 94), Berlin/Boston 2017, S. 341-361.
  4. Verräter der Gesetze. Verargumentierung von Konflikten im hellenistischen Judäa, in: Pfeiffer, S.; Weber, G. (Hgg.): Gesellschaftliche Spaltungen im Zeitalter des Hellenismus (4.-1. Jahrhundert v. Chr.) (= Oriens et Occidens 35), Stuttgart 2021, S. 155-180.
  5. Kriegstüchtig, aber den Krieg nicht liebend: der ideale Herrscher im politischen Denken der hellenistischen Zeit, in: Chrysafis, C.; Hartmann, A.; Schliephake, C.; Weber, G. (Hgg.): Basileus eirenophylax. Friedenskultur(en) und monarchische Repräsentation in der Antike (= Studies in ancient monarchies 9), S. 11-38.

 

 

Trajan und die alimenta Italiae (RIC II Trajan 93 var. Rv) Public domain

Sozialfürsorge in antiken Staaten

Ausgehend von der Beschäftigung mit antiken Kriegswaisen interessiere ich mich grundsätzlich für die Frage, welche Formen staatlicher Transferzahlungen es in der Antike gab und welche Personen jeweils in ihren Genuss kamen. Im Gegensatz zu einer verbreiteten Anschauung konnte Bedürftigkeit dafür durchaus eine Rolle spielen. Wo sie es nicht tat, kann man tendenziell von einem auf Statussicherung zielenden Grundeinkommen sprechen. Anhand der antiken Beispiele lassen sich grudnlegende Probleme staatlicher Sicherungssysteme erkennen, die zum einen eine mögliche Stigmatisierung durch Bedürftigkeitsprüfungen einerseits, ihre Zielgenauigkeit sowie die von administrativen Regelungen unabhängigen Diskurse über Leistungsempfänger betreffen.

 

Publikationen:

  1. Kriegswaisen und staatliche Fürsorge: Griechenland, Rom, Byzanz, in: Denzler, A.; Grüner, S.; Raasch, M. (Hgg.): Kinder und Krieg: Von der Antike bis zur Gegenwart (= Historische Zeitschrift, Beiheft 68), München 2016, S. 37-58.
  2. Warum ist's süß, für's Vaterland zu sterben? Die Familie in Kriegsparainesen und Leichenreden der griechischen Polis, in: Denzler, A.; Hartmann, A.; Kiefer, K.; Raasch, M. (Hgg.): Familie und Krieg. Erfahrung, Fürsorge und Leitbilder von der Antike bis in die Gegenwart (= Krieg & Konflikt), Frankfurt a. M. 2023, S. 171-197.
 
 
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Antike Geschichtskultur(en) und Erinnerungsobjekte

In Gestalt materieller Überreste ragt die Vergangenheit in spätere Gegenwarten hinein. Oft wird solchen Überresten ein besonderer Zeugniswert zugeschrieben (so bereits in der antiken Historiographie) oder sie werden sogar zum Gegenstand kultischer Verehrung (etwa im christlichen Reliquienkult). Tatsächlich sind solche Relikte jedoch nicht einfach da, sondern sie müssen als solche zunächst einmal (an)erkannt werden. Materielle Erinnerungslandschaften sind damit in erster Linie ein Zeugnis für die Geschichtskultur der jeweiligen Gegenwart. Gegenstand meiner Forschung sind der konkrete Umgang mit materiellen Überresten der Vergangenheit, ihre Bedeutung für verschiedene Formen des Erinnerns, sowie die an sie geknüpften Geschichtsbilder und die soziale Funktion von Erinnerung überhaupt.

Ausgehend von der Beschäftigung mit real existierenden Relikten interessiere ich mich zudem für den Einsatz fiktiver Relikte als Beglaubigungsmittel in Reiseromanen und utopischer Literatur.

 

Publikationen:

  1. Zwischen Relikt und Reliquie. Objektbezogene Erinnerungspraktiken in antiken Gesellschaften (= Studien zur Alten Geschichte 11), Berlin 2010 (zugl. Diss. Eichstätt 2008).
  2. Vergessen, bewahren, erfinden. Vergleichende Perspektiven auf den Umgang mit Überresten der Vergangenheit in Griechenland und Rom, in: Chiai, G. F. u. a. (Hgg.): Athen, Rom, Jerusalem. Normentransfers in der antiken Welt (= Eichstätter Studien 66), Regensburg 2012, S. 257-311.
  3. Inscriptions and other material relics of the past in Greco-Roman antiquity, in: Liddel, P.; Low, P. (Hgg.): Inscriptions and their uses in Greek and Latin literature (= Oxford studies in ancient documents), Oxford 2013, S. 33-63.
  4. Die Stadt als (Alp-)Traum. Die Atlantiserzählung Platons und ihre Umdeutungen, in: Gaidolfi, S.; Hirschmüller, T.; Wenzl, G.; Wiedemann, J. (Hgg.): Metropolen: Politik – Kultur – Imagination, Würzburg 2014, S. 221-257
  5. Between Greece and Rome: forging a primordial identity for an imperial aristocracy, in: Vanacker, W.; Zuiderhoek, A. (Hgg.): Imperial identites in the Roman world, London/New York 2016, S. 16-35.
  6. Art. Reliquien, in: Reallexikon für Antike und Christentum 28 (2017), Sp. 1170-1205.

 

 

Gnomon Bibliographische Datenbank

Analoge und digitale Hilfwissenschaften – Epigraphik und Digital Humanities

Seit meinem Studium begleitet mich die Faszination durch inschriftliche Quellen. Die Zusammenstellung elektronischer Hilfsmittel für das Tutorium Augustanum und die Arbeit an der Gnomon Bibliographischen Datenbank haben mich zudem zu einer vertieften Beschäftigung mit informatischen Techniken und Konzepten geführt. Beide Interessen verbinden sich derzeit in meiner Arbeit an einem digitalen Sammelbuch, das alle römischen Inschriften aus Augsburg mit Übersetzung und Kommentar für eine breitere Öffentlichkeit erschließen soll. Für die Gnomon Bibliographische Datenbank entwickle ich Prozesse der automatisierten Qualitätsprüfung und Verfahren für eine bessere Datenaggregation.

 

Publikationen:

  1. Ein Berber im römischen Bayern? Eine Neulesung zu CIL III 5905 = 11906 (IBR 255/CSIR I 1,504), in: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik 174 (2010), S. 267-271.
  2. Nochmals zur angeblichen Brandmarkung von Sklaven nach der lex portorii Asiae, in: Epigraphica Anatolica 46 (2013), S. 188-204.
  3. Valerius Maximus, T. Pompeius Reginus und eine Inschrift aus Orange, in: Rheinisches Museum 160 (2017), S. 329-342.
  4. Tutorium Quercopolitanum. Ein althistorisches Proseminar, erste Fassung Eichstätt 2003, fortgeführt seit 2011 als Tutorium Augustanum, seit 2014 im Rahmen von historicum.net eStudies, seit 2021 im Rahmen des DFG-geförderten Fachinformationsdienstes Altertumswissenschaften Propylaeum.
  5. zusammen mit S. Thänert: Vom Thesaurus zum semantischen Netz. Potenziale von Data Mining in bibliographischen Datensätzen, in: Digital Classics Online 1 (2015), 34-45, als Open Access-Journal.
  6. Datenbanken in der Alten Geschichte: Beobachtungen aus der Alten Welt, in: Chronopoulos, S.; Maier, F. K.; Novokhatko, A. (Hg.): Digitale Altertumswissenschaften: Thesen und Debatten zu Methoden und Anwendungen (= Digital Classics Books 4), Heidelberg 2020, S. 169-190, als Open Access-Publikation.
 
 

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