Ringvorlesung der Universität Augsburg
Lehrstuhl für Vergleichende Literaturwissenschaft / Lehrstuhl für Amerikanistik

 

 

© Universität Augsburg

Große Werke der Literatur

 

Die Ringvorlesung, in Augsburg inzwischen eine Institution, will an interessante Literatur heranführen, das Monumentale verlebendigen und näherbringen, das Schwierige auflösen, aber auch Verständnis für das Widersprüchliche oder Sperrige wecken. Grundsätzlich sollen Werke aus verschiedenen Nationalliteraturen vorgestellt werden. Und immer geht es, bei aller wissenschaftlichen Fundierung, um Anschaulichkeit und ganz einfach Freude am Lesen. Dass die Vortragenden ihre Themen frei gewählt haben, ist dafür sicher eine gute Voraussetzung.

Große Werke des Films

 

120 Jahre nach den ersten öffentlichen Vorführungen ist der Film längst als eigenständige Kunst anerkannt, die ihre ‚Großen Werke‘ ebenso hervorgebracht hat wie die Literatur, die Musik oder die bildende Kunst. Über die Epochen- und Genregrenzen hinweg hat sich ein Kanon von Werken herausgebildet, der als Bezugsgröße für die Einordnung und Beurteilung von Filmen fungiert, der aber auch immer wieder aufs Neue befragt und revidiert werden muss. Die Ringvorlesung, die Vortragende aus verschiedenen literatur-, medien- und kunstwissenschaftlichen Disziplinen vereint, will diesen dynamischen Prozess der Kanonbildung, –fortschreibung und –revision mitgestalten, indem sie etablierte Filme neu interpretiert und aktuelle Filme für den Kanon vorschlägt.

Aktuell

 

PROGRAMM IM WINTERSEMESTER 2024/2025

Große Werke der Literatur XVIII

Schwerpunktthema: Wasser

 

Veranstaltungsort/-zeit: Stadtbücherei Augsburg, 18:30-20:00 Uhr

 

 

  • 16.10.2024
    Der Untergang Venedigs in zeitgenössischen Dystopien – Paolo Malaguti: L'ultimo Carnevale (2019)
    Rotraud von Kulessa (Augsburg

     

    Es vergeht keine Woche, dass nicht auch in der deutschsprachigen Presse vom ‚Untergang‘ Venedigs die Rede ist: acqua alta, Kreuzfahrtschiffe, overtourism, Eintrittsgebühren und Korruptionsskandale bestimmen das Bild einer Stadt, die aufgrund ihrer Geschichte, ihres Kulturerbes und vor allem auch aufgrund ihrer geographischen Lage einzigartig ist. Wie keine andere Stadt ist das Leben in Venedig vom Wasser bestimmt, das zugleich Reichtum aber auch Bedrohung bedeutet. Die Auswirkungen des Klimawandels, des Massentourismus, die menschlichen Eingriffe in ein einzigartiges Ökosystem scheinen sich in der Metapher des Untergangs Venedigs gleichsam zu verdichten und finden nicht nur in der Presse, sondern auch in der zeitgenössischen italienischen Literatur ihren Niederschlag, die zumeist im Genre der Dystopie die Zukunft Venedigs verhandelt.         

    Resilienz, personifiziert durch den alten Giobbe, sowie Rebecca, die junge Aktivistin, ist das Thema des dystopischen, hypermodernen Romans Paolo Malagutis, L’ultimo carnevale (2019), der vor dem Hintergrund aktueller venezianischer Stadtpolitik den schon seit langem prophezeiten Untergang der Lagunenstadt mit ihrem besonders fragilen ökologischen Gleichgewicht inszeniert.

  • 13.11.2024
    Caleb Azumah Nelson, Open Water / Freischwimmen
    Eva Ries (Augsburg)

    Caleb Azumah Nelson, eine der wichtigsten neuen Stimmen der britischen Gegenwartsliteratur, erzählt in seinem Debütroman Open Water von der Liebe zweier junger Schwarzer Künstler im London des 21. Jahrhunderts und der Wirkmacht der Kunst vor dem Hintergrund eines von Rassismuserfahrungen geprägten Alltags. Das titelgebende ‘open water’ wird dabei zur zentralen Metapher einer Freiheit, die immer schon prekär ist und nur durch das Anerkennen der eigenen Vulnerabilität und die Öffnung hin zum ungewissen Ausgang einer affektiven Bindung an Andere, erlangt werden kann. Diese primäre Relationalität des Subjekts wird durch den seltenen Modus des Erzählens in der zweiten Person Singular illustriert und vom Text vollzogen. Das ‘Du’ der Erzählerstimme impliziert nicht nur die Selbst-Evaluation des Protagonisten nach einer gescheiterten Beziehung, sondern auch den Aufruf zur Identifikation durch die Leserschaft. Damit wird der Text gerade durch seine Externalisierung der Interiorität des Erzählers sowie einer damit verknüpften intermedialen Sicht- und Hörbarmachung Schwarzer Kunst zum dezidierten Akt der Widerständigkeit gegenüber der Ausblendung innerhalb weißer hegemonialer Diskurse.
        Ort: Achtung: findet ausnahmsweise in HS III statt!
 
 
 
  • 11.12.2024
    John Steinbeck, The Log from the Sea of Cortez / Logbuch des Lebens
    Kerstin Knopf (Bremen)


    Am 11. März 1940 brachen der Schriftsteller und Philosoph John Steinbeck und sein Freund, der Meeresbiologe Edward Ricketts, zu einer sechswöchigen Expedition von Monterey, Kalifornien, in die mexikanischen Gewässer rund um Baja California bis zur „Sea of Cortez“, dem Golf von Kalifornien, auf. Sie charterten ein 76-Fuß-Sardinenfischerboot, die Western Flyer, für ihre eher unprofessionelle Reise – 4.000 Meilen rund um Baja California, in den Golf und zurück. Ihr Ziel war, Proben von allen wirbellosen Tieren, kleinen Fischen und anderen kleinen Lebewesen zu sammeln, die in den Gezeitenzonen der damals noch wenig erforschten Küsten des Golfs leben. Steinbeck und Ricketts veröffentlichten gemeinsam ein Buch über ihre Expedition, Sea of Cortez: A Leisurely Journal of Travel and Research (1941), eine Mischung aus Naturgeschichte, taxonomischen Beschreibungen der gesammelten Meerestiere und einem Reisebericht. Zehn Jahre später veröffentlichte Steinbeck den Reiseberichtteil dieses Buches als The Log from the Sea of Cortez (1951). Der Vortrag wird diese wissenschaftliche Forschungsreise vorstellen und mehrere Aspekte beleuchten: Ricketts und Steinbecks Ideen und Methoden des Forschens, ihr neues Verständnis von Ökologie aus der Perspektive der Meeresforschung, ihre Begegnungen mit dem „Anderen“, den einheimischen mexikanischen UreinwohnerInnen, und ihr Forschen und Leben mit den Gezeiten.

  • 15.01.2025
    Tschingis Aitmatow, Der Junge und das Meer / Pergij pjoss begutschij krajem morja (1977)

    Matthias Schmidt (Augsburg)
     

    Der elfjährige Kirisk fährt mit seinem Großvater, Vater und Onkel in einem selbstgebauten Kajak zur Robbenjagd auf das Ochotskische Meer hinaus. Wie es der alte Brauch fordert, soll der Junge das Jägerhandwerk erlernen und Freundschaft mit dem Meer schließen. Die drei Männer gelten als hervorragende Jäger, geraten jedoch in einen zähen Nebel, aus dem sie tagelang nicht herausfinden. Umgeben von Stille und Wasser gehen die eigenen Vorräte an Trinkwasser und Nahrung zur Neige und ein Kampf ums Überleben beginnt. Diese Fahrt wird das Leben des Jungen für immer verändern. Sie lehrt ihn aber auch Ehrfurcht vor der Natur und was es heißt, Mensch zu sein.

    In kraftvoller Sprache schildert der kirgisische Schriftsteller Tschingis Aitmatow die Schönheit und Unberechenbarkeit des Meeres und entwirft eine packende Erzählung über den Überlebenskampf der Niwchen, einem Volk von Fischern und Robbenjägern im äußersten Osten Sibiriens. Selbst in höchster Not inmitten einer überwältigenden und bedrohlichen Natur zeigen die Jäger allergrößte Menschlichkeit.

    Tschingis Aitmatow (1928-2008) war einer der bedeutendsten Schriftsteller der Sowjetunion. Kultur und Tradition der ehemaligen Nomadenvölker Zentralasiens, der Zusammenprall mit der sowjetischen Modernisierung sowie die Fragilität und Schönheit der Natur spielen in seinen Werken eine zentrale Rolle.

Anfahrt

(c) Stadtbücherei Augsburg

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