Jakob-Fugger-Zentrum
Augsburg und die deutsche Bibel im Mittelalter
18.10.2016
Im Reformationsjahr ist Martin Luthers Übersetzung der Heiligen Schrift in aller Munde. Es hat aber schon im Mittelalter nicht wenige deutsche Bibeln gegeben. In handschriftlicher und in gedruckter Form. Augsburg ist für die Geschichte der deutschen Bibel im Mittelalter eine ausgesprochen wichtige Stadt. Der Vortrag wird diese beutende Rolle darstellen und er wird dafür unter anderem besonders drei verschiedene Phänomene herausgreifen.
Die sogenannte ‚Augsburger Bibelhandschrift‘ gilt als erste erhaltene Fassung des Neuen Testaments in deutscher Sprache; diese Textfassung bot zudem die Vorlage für den Text einer der bedeutendsten illustrierten Prachtbibeln überhaupt: der sogenannten Ottheinrich-Bibel, die in einer großen Ausstellung in Neuburg im Jahr 2016 eigens der Öffentlichkeit präsentiert wurde und die hier ebenfalls vorgestellt werden soll.
Augsburger Drucker sind wesentlich an der Druck-Geschichte der deutschen Bibel (ebenfalls vor Martin Luther!) und der Veränderung der Textgestalt beteiligt, die zunächst ganz dem Lateinischen verhaftet ist und sich mehr und mehr davon löst.
Seit einiger Zeit arbeitet an der Universität Augsburg eine Forschergruppe der Bayerischen Akademie der Wissenschaften daran, die Rätsel um den sogenannten ‚Österreichischen Bibelübersetzer‘ zu lösen, eines Laien (!), der im 14. Jahrhundert die Übersetzung und Auslegung der Bibel gegen erheblichen Widerstand aus dem Klerus in die eigenen Hände nahm. Er verteidigt dabei das Recht der ‚ungebildeten Laien‘ auf die Bibel in der Volkssprache, wendet sich gleichzeitig gegen ‚Ketzer‘, die ebenfalls eigene Auslegungen der Bibel vorlegen und greift mit deutlichen Worten und einer gut lesbaren Übersetzung in die Geschichte der deutschen Bibel ein.
Datum: 07.02.2017, 18:30 Uhr
Ort: Fugger und Welser Erlebnismuseum Äußeres Pfaffengässchen 23 86152 Augsburg
Vortragsreihe: Stadtgeschichte(n): Von Bischöfen, Bibeln und Baukunst in Augsburg.
Prof. Dr. Freimut Löser
ist der Inhaber des Lehrstuhls für Deutsche Sprache und Literatur des Mittelalters, Gründungs- und derzeit Direktoriumsmitglied des Jakob-Fugger-Zentrums, in einer breiteren Augsburger Öffentlichkeit hervorgetreten auch durch seine Vorträge und Beiträge bei der feierlichen Eröffnung des Jakob-Fugger-Zentrums, über Kaiser Maximilian, den Lech im Mittelalter und Augsburger mittelalterliche Handschriften.