EXTREME
Die Klimakrise ist in vollem Gange. Das merkt man auch in Deutschland unter anderem an Extremwetterereignissen, veränderter Witterung und Trockenheit. Und an steigenden Temperaturen im Sommer. Da mag man noch kurz an Freibad und Eis denken. Aber Hitzewellen, also wenn es länger als drei Tage am Stück über etwa 25 Grad hat, sind eine große Belastung.
Für alle, für Pflanzen, den Grundwasserspiegel, Tiere und natürlich für Menschen.
Heiße Perioden stellen eine ernsthafte gesundheitliche Gefahr dar. Da in den nächsten Jahren und Jahrzehnten mit einer stetigen Zunahme der Dauer, Intensität und Häufigkeit von Hitzewellen zu rechnen ist – selbst wenn die Klimakrise eingedämmt wird – ist es von großer Wichtigkeit, die gesundheitlichen Auswirkungen von Hitze zu quantifizieren und zu verstehen.
Das wird nun mit dem Projekt EXTREME des Institutes und Lehrstuhls für Umweltmedizin durchgeführt. Das Team erhält pseudonymisierte Patient:innendaten aus dem Uniklinikum – wer wann weswegen in die Notaufnahme musste und wie der weitere Verlauf der Beschwerden der Person war. Auch eventuelle Vorerkrankungen und Medikamenteneinnahmen werden mit übermittelt. Denn gerade wer bereits (chronisch) vorerkrankt ist oder Medikamente einnimmt, die zum Beispiel in den Wasserhaushalt des Körpers eingreifen, ist besonders vulnerabel für Hitze. Eines der Ziele des Projektes ist, herauszufinden welche Erkrankungen genau von Hitze beeinflusst werden, wieviel häufiger diese ggf. auftreten und ob es auch Neuerkrankungen gibt. Hier rücken vor allem Herzkreislauferkrankungen, Komplikationen von Stoffwechselerkrankungen, Lungenerkrankungen oder Allergien in den Fokus.
Geplant ist, Daten aus dem Zeitraum von 2000 bis 2022 zu untersuchen, um ein möglichst gutes Bild von dem zeitlichen Verlauf der steigenden Belastungen durch Hitze zu erhalten. Die zur Verfügung gestellten Daten auftretender Erkrankungen aus dem Universitätsklinikum werden mit den Wetterdaten der jeweiligen Tage aus Augsburg verschränkt. Zusätzlich erhält das EXTREME-Team Abrechnungsdaten der KVB (Kassenärztlicher Verband Bayern) aus dem gleichen Zeitraum, um auch Daten aus dem ambulanten, hausärztlichen Sektor zu analysieren und mit Wetterdaten in Zusammenhang zu bringen.
Zu guter Letzt sind auch Umfragen geplant. Diese sollen unter Patient:innen und Versorgenden durchgeführt werden, die während einer Hitzewelle in die Notaufnahme des Uniklinikums kommen oder dort arbeiten.
Das Team erhofft sich dadurch einerseits Erkenntnisse darüber, wie Patient:innen und Versorgende Hitze empfinden und mit ihr umgehen, welche Auswirkungen Hitze auf Krankheit und Gesundheit hat und welche Optimierungspotenziale für das Personal, das während Hitzewellen eingesetzt ist, bestehen. Andererseits können auch Herausforderungen und Engpässe in der Versorgung und Behandlung sichtbar werden.
Eine Gruppendiskussion mit medizinischem Personal aus Notaufnahme und Rettungsdienst soll helfen, die geeignetsten Fragestellungen für die Patient:innenumfragen zu erarbeiten. Teilnehmende beim Projekt sind herzlich willkommen. Nähere Informationen folgen, u.a. auf dieser Seite.
Übergeordnetes Ziel des Projektes EXTREME ist die Erstellung eines Konzeptes für ein Hitzeregister, das die Fähigkeit hat, Dynamiken kommender Hitzewellen, u.a. z.B. den erwartbaren Kapazitätsbedarf in der gesundheitlichen Versorgung, vorherzusagen und – im besten Fall - dringend notwendige Präventionsprogramme zu erarbeiten und implementieren. Mögliche Maßnahmen wären zum Beispiel, Hitzeschutzpläne zu erstellen und Kliniken und Praxen dabei zu unterstützen, klimaneutral und hitzeresilient zu werden. Ideen hierzu sind zahlreich: vom Einbau von Verschattungen und Anlagen zur Klimatisierung des Gebäudes bis zum Anlegen von grünen, kühlenden Aufenthaltsorten. Auch ergeben sich konkrete Handlungsempfehlungen für die Behandlung, Medikation und Verköstigung von Patient:innen während Hitzewellen, wie das Absetzen oder die Dosisreduktion bestimmter Medikamente oder dafür zu sorgen, dass genug Flüssigkeit und leichte Speisen bereit stehen.
Ziel der Studie ist, die Anpassung an extremere Umweltbedingungen zu verbessern und letztlich Gesundheit zu erhalten.