Tagung Interesse revisited 13.03.-15.03.2024
Ein Verständnis des Konstrukts „Interesse“ und dessen Einfluss auf Lern- und Entscheidungsprozesse von Lernenden steht schon seit vielen Jahrzehnten im Fokus fachdidaktischer und pädagogisch-psychologischer Forschung. Mit Blick auf grundlegende Ziele des allgemeinbildenden Schulsystems, bspw. die Ermöglichung einer erfolgreichen Schullaufbahn und erfolgreicher Übergänge zwischen Bildungsetappen, die Eröffnung beruflicher Wahlentscheidungen oder die Vorbereitung auf gesellschaftliche Teilhabe, wird die Interessenförderung vielerorts als immanentes Prinzip fachbezogener Schulbildung, aber insb. auch als zentraler Kern außerschulischer und extracurricularer Bildungsangebote wiederholt hervorgehoben. Empirische Befunde betonen jedoch auch seit Jahrzehnten konsistent, dass das Interesse der Lernenden insbesondere an mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächern und Fachinhalten im Verlauf der Schulzeit abnimmt. Ebenso wird aus der Perspektive der Wirtschaft betont, dass der schon vorhandene Fachkräftemangel sich in den kommenden Jahren weiter verschärfen wird, wenn nicht bspw. mehr Schulabsolventinnen und -absolventen für MINT-bezogene Studien- und Ausbildungsgänge begeistert werden können. Diese Prognose gilt auch für Lehrkräfte, allerdings nicht für alle MINT-Fächer gleichermaßen. An diesem skizzierten Gesamtgefüge von Bildungs- und Forschungszielen auf der einen und gesellschaftlichen Problemlagen und entsprechender Bedarfe hinsichtlich einer Steigerung spezifischer Interessen auf der anderen Seite hat sich trotz phasenweise intensiver Forschungs- und Entwicklungsbemühungen über die letzten Dekaden nur wenig geändert. Vor diesem Hintergrund entstand die Idee einer Arbeitstagung, die unter Leitung von Prof. Dr. Olaf Krey (Universität Augsburg), Prof. Dr. Thorid Rabe (Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg), PD Dr. Sascha Bernholt (IPN Kiel) und Dr. Daniel Laumann (Universität Münster) mit freundlicher Unterstützung der Wilhelm und Else Heraeus Stiftung realisiert werden konnte und von 13.3. bis 15.3.2024 an der Universität Augsburg stattfand. In Vorbereitung auf die Tagung entstanden Synthesen zu den folgenden Themenfeldern Die ca. 60 Naturwissenschaftsdidaktikerinnen und -didaktiker aus Deutschland, Österreich und der Schweiz haben auf dieser Grundlage in immer wieder neuen Gruppenarbeitsphasen den status quo analysiert, Defizite und Leerstellen in Forschung und Praxis identifiziert und konkrete Projektideen entwickelt. Dabei reicht das Spektrum von der Planung einer Längsschnittstudie zu Interessen in den Naturwissenschaften bis hin zur Erarbeitung einer Übersicht von Entscheidungsdimensionen, die für Akteure außerschulischer Lernorte hilfreich sein kann. Aus der Tagung heraus wird auch an einer Buchpublikation zum Thema Interesse gearbeitet. „Mit diesem Ergebnis sind wir sehr zufrieden, denn anders als bei einer Vortragstagung, lässt sich bei einer Arbeitstagung zwar ein Rahmen bieten, dessen Ausgestaltung und produktive Nutzung liegt aber bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Es ist aber gelungen, Impulse zu setzen und neue Projekte anzuregen, die nun nach der Tagung in den gebildeten Projektteams weiterverfolgt werden.“ Olaf Krey