Prof. Dr. Valentin Kockel – Dr. Daniel Graepler (Göttingen) – Studierende der Universität Augsburg
Antike Gemmen in Abdrucksammlungen des 18. und 19. Jahrhunderts
Sonderausstellung im Maximilianmuseum Augsburg 2005–2006.
Gefördert durch die Gesellschaft der Freunde der Universität Augsburg, Arno Buchegger Stiftung Augsburg, Stadtsparkasse Augsburg, Römisches Museum Augsburg, Stiftung der Georg-August-Universität Göttingen
Die uneingeschränkte Bewunderung antiker Kunst führte im 18. Jahrhundert zu einem großen Bedarf an Abbildungen ihrer Bildwerke. Gemmen waren besonders beliebt, da sie viele Aspekte der antiken Bilderwelt im handlichen Format überlieferten. Neben Stichen oder Zeichnungen bediente man sich zu ihrer Reproduktion der Abformung in Gips und anderen Materialien. Da die Steine ursprünglich zum Siegeln gedacht waren, entsprachen Abdrücke auch der Intention des antiken Künstlers.
Daktyliothek bedeutet auf griechisch so viel wie Kasten oder Schatulle für Fingerringe mit Edelsteinen. Schon für die Römer ein Fremdwort, wurde der Begriff in der Neuzeit in gelehrten Schriften vereinzelt für Sammlungen antiker Ringe und Ringsteine (Gemmen) benutzt. Populär wurde er erst durch Philipp Daniel Lipperts Kollektion von Abdrücken antiker Gemmen, die 1755 erschienene Dactyliotheca Universalis. In der gebildeten Welt des 18. Jahrhunderts geläufig, ist das komplizierte Wort heute völlig in Vergessenheit geraten.
Daktyliotheken erlauben es, die Bilderwelt der Antike in den Schubladen kleiner Kästen in einer Bibliothek, einer Kunstakademie oder bei sich zu Hause zu versammeln und zu studieren. Die Bestände aus Augsburg und Göttingen, die von zahlreichen anderen Leihgaben ergänzt werden, bieten einen Einblick in die vielfältigen Formen und Nutzungen dieses einst so beliebten aber heute vergessenen Bildmediums.
Pressemitteilung zur Ausstellung
Daktyliotheken reloaded
Die Ausstellung "Daktyliotheken - Götter & Caesaren aus der Schublade", die im letzten Sommer in Maximilianmuseum in Augsburg zu sehen war, wird jetzt in anderer Form in Göttingen in der Zeit vom 12. Februar bis zum 15. April gezeigt: Auf Initiative von Dr. Daniel Graepler, dem Mitherausgeber des begleitenden Katalogs, veranstalten nun das Institut für Klassische Archäologie in Göttingen und die Niedersächsische Landes- und Universitätsbibliothek eine Ausstellung mit dem Titel "Das Studium des Schönen Altertums. Christian Gottlob Heyne und die Entstehung der Klassischen Archäologie.
"Christian Gottlob Heyne (1729-1812) war 1763 als Professor der Dichtkunst und Beredsamkeit an die Georgia Augusta berufen worden und hatte dort erstmals regelmäßig eine Vorlesung über die "Archäologie der Kunst des Altertums" gehalten. Es ist dies der Beginn der universitären Disziplin der Klassischen Archäologie. In seinem Amt als Leiter der am besten ausgestatteten Bibliothek der Aufklärung hatte Heyne auch dafür gesorgt, daß neben aller damals erreichbarer archäologischer Literatur auch Gipsabgüsse antiker Statuen sowie eine Reihe von Daktyliotheken erworben wurden. Sie dienten mit ihren Abdrücken antiker Gemmen als Anschauungsmaterial für ihn und seine Studenten. Neben Archivmaterial zu Heyne und seinen Publikationen päsentiert daher die Ausstellung auch die Göttinger Sammlung von Daktyliotheken, die bereits den Kern der Augsburger Schau gebildet hatte. Leihgaben aus Augsburg, München, Dillingen und Bonn ergänzen diesen Bestand. Die Ausstellung wird in der alten Paulinerkirche zu sehen sein, einem gotischen Kirchenraum, der aber seit dem 18. Jahrhundert als Bibliothek diente und in dem neben Büchern auch die Gipsabgüsse antiker Statuen sowie vielleicht die Daktyliotheken aufbewahrt wurden. Vor einigen Jahren wurde er zu seinem festlichen Ausstellungsraum umgestaltet. Die Ausstellung wird von Vorträgen zu Heyne und die Daktyliotheken begleitet.
Weitere Informationen:
http://www.paulinerkirche-goettingen.de/
Die Ausstellung ist danach unter dem Titel "Götterbilder und Geehrte" vom 26. April bis zum 10. Juni im Landesmuseum Oldenburg zu sehen (www.landesmuseum- oldenburg.niedersachsen.de) und schließlich, ab dem 20. Juni im Institut für Klassische Archäologie an der Universität Zürich. Weitere Ausstellungsorte sind geplant.
Publikation zum Forschungsprojekt
V. Kockel – D. Graepler (Hrsg.), Daktyliotheken - Götter & Caesaren aus der Schublade. Antike Gemmen in Abdrucksammlugen des 18. und 19. Jahrhunderts (München 2006). Inhaltsverszeichnis Rezension von Charlotte Schreiter