Internationale Gesellschaft für Schulbuch- und Bildungsmedienforschung e.V.

„Bildungsmedien als politischer und gesellschaftlicher Konfliktfall“ – IGSBi-Tagung 2025 in Wien

Vom 26. bis 28. September 2025 fand an der Universität Wien (Österreich) die Jahrestagung der Internationalen Gesellschaft für Schulbuch- und Bildungsmedienforschung e.V. unter dem Thema „Bildungsmedien als politischer und gesellschaftlicher Konfliktfall“ statt. Wissenschaftler*innen und Lehrkräfte aus elf europäischen Ländern sowie aus Kanada befassten sich aus historischer und aktueller Perspektive mit verschiedenen Aspekten dieses Themas.


Im ersten Panel ging es um Schulbuchkonflikte im 18., 19. und frühen 20. Jahrhundert in Lettland, Bayern, Kanada, Frankreich und Deutschland, etwa um Fragen der Zulassung und um konkurrierende Geschichtsbilder; im zweiten Panel wurden Konflikte um Bildungsmedien in und nach Diktaturen des 20. Jahrhunderts, z.B. um den Film Jud Süß und seine Rezeption nach 1945 und um konkurrierende Lehrwerke für Bildungsgeschichte in Ungarn in den 1950er-Jahren, behandelt. Die Beiträge des dritten Panels befassten sich mit dem Ringen um nationale Identität in Bildungsmedien der Nachkriegszeit bis in die 1970er-Jahre in Österreich, in der Schweiz und in Rumänien. Das vierte Panel galt dem Ringen um die „richtige“ Darstellung der Geschichte in aktuellen Bildungsmedien; dabei ging es beispielsweise um den Umgang mit dem „1619 Project“ in den USA und die Darstellung Israels und des Nahost-Konflikts in österreichischen Schulbüchern sowie grundsätzlich um die Herausforderungen multilateraler Schulbucharbeit. Im Panel „Ringen zwischen Wissenschaft, Staat und gesellschaftlichen Akteuren um ,richtige‘ Inhalte bzw. ihre ,angemessene‘ Darstellung in aktuellen Bildungsmedien“ stellten die Referent*innen u.a. Konflikte rund um Bildungsmedien von Unternehmen in Deutschland, um die Präsentation kontroverser Themen in spanischen Lehrbüchern und um das Verbot bestimmter Medien in US-amerikanischen Schulbibliotheken dar. Die Interessengemeinschaft Fibeln präsentierte in einem eigenen Panel „Fibeln als Gegenstand politischer und gesellschaftlicher Konflikte“ anhand von historischen und aktuellen Beispielen aus Estland, Deutschland, Italien und der Schweiz. Im abschließenden Panel wurde der Einsatz von Künstlicher Intelligenz in Bildungskontexten, u.a. anhand von Positionspapieren deutscher Bildungsinstitutionen zum Umgang mit KI an Hochschulen, kritisch reflektiert.


Die Beiträge regten lebhafte Diskussionen an und inspirierten zu weiterführenden Forschungsfragen.


Beiträge dieser Tagung sowie weitere Texte zu diesem Thema werden 2026 in einem Tagungsband veröffentlicht.

 

 

 

Newsletter der Interessengemeinschaft Fibeln

Newsletter No. 20 der Interessengemeinschaft Fibeln (RP SIG) vom August 2025

 

VERÖFFENTLICHUNG "LEARNING TO READ, LEARNING RELIGION" IM RAHMEN DES „EDITED BOOK AWARD 2025“ ALS „HONOR BOOK“ AUSGEZEICHNET

Die Ergebnisse einer Initiative der „Interessengemeinschaft Fibeln“ haben kürzlich bedeutende Anerkennung erfahren:


Das „Edited Book Award Committee“ der „Children‘s Literature Association“ (ChLA) hat einstimmig beschlossen, dem Band Learning to Read, Learning Religion. Catechism primers in Europe from the sixteenth to the nineteenth centuries in diesem Jahr den „Edited Book Award“ zuzuerkennen. Das preisgekrönte Buch erschien 2023 im Verlag John Benjamins, Amsterdam, und wird herausgegeben von Britta Juska-Bacher, Matthew Grenby, Tuija Laine und Wendelin Sroka: .


Die ChLA mit Sitz in Purcellville, VA (USA), ist eine gemeinnützige Vereinigung von Wissenschaftler*innen, Kritiker*innen, Professor*innen, Studierenden, Bibliothekar*innen, Lehrkräften und Institutionen, die sich der wissenschaftlichen Untersuchung von Literatur für Kinder widmet ( ). Der „Edited Book Award“ wird jährlich von der ChLA verliehen, um herausragende Veröffentlichungen auf dem Gebiet der Erforschung von Kinderliteratur zu würdigen. Teilnahmeberechtigt sind Titel, die zwei Jahre vor dem Verleihungsdatum veröffentlicht wurden.


In einer Mitteilung an die Herausgeber*innen von Learning to Read, Learning Religion erklärt Naomi Lesley, Professorin für Englisch am Holyoke Community College und Vorsitzende des „Edited Book Award Committee“ des ChLA: „Alle Mitglieder des Komitees haben den einzigartigen Beitrag dieses Bandes zum Forschungsgebiet hervorgehoben und die sorgfältige redaktionelle Gestaltung sowie die beeindruckende Archivarbeit und Koordination gewürdigt. Wir danken Ihnen für Ihren Einsatz bei der Herausgabe dieses Bandes!“


Da alle Herausgeber*innen und viele Autor*innen Mitglieder des RP-SIG-Netzwerks sind, würdigt der Preis die Forschungsarbeit all derjenigen, die an diesem Band mitgewirkt haben. Der Preis stellt eine willkommene Unterstützung dar, um die Sichtbarkeit der historischen Fibel-Forschung international zu erhöhen, und ist nicht zuletzt ein Anreiz, die transnationale historische Untersuchung von Lesefibeln als Forschungsgebiet fortzusetzen, das die Grenzen von Ländern, Sprachen und einzelner Wissenschaften überschreitet.

 

„Nachhaltigkeit und Bildungsmedien“ – IGSBi-Tagung 2024 in Augsburg (Deutschland)

Vom 27. bis 29. September 2024 fand an der Universität Augsburg (Deutschland) die Jahrestagung der Internationalen Gesellschaft für Schulbuch- und Bildungsmedienforschung e.V. unter dem Thema „Nachhaltigkeit und Bildungsmedien“ statt. Wissenschaftler*innen und Verlagsvertreter*innen aus neun europäischen Ländern sowie aus Japan befassten sich aus historischer und aktueller Perspektive mit den unterschiedlichsten Aspekten des Themas.

 

Nach zwei einführenden Vorträgen zu Begriff, Geschichte und Zukunft der Nachhaltigkeit sowie Nachhaltigkeit als Thema von Schulbüchern ging es in den einzelnen Panels um Nachhaltigkeit als Thema in Bildungsmedien für Schule und Lehrer*innenbildung – historisch beispielsweise im sog. Elementarwerk von Johann Bernhard Basedow und in Schulbüchern der Kaiserzeit, aktuell in fächerübergreifenden und fachspezifischen Lehrmitteln (z.B. für Geographie und Fremdsprachen) für den Unterricht. Neben Schulbüchern befassten sich die Referent*innen u.a. mit Schulwandbildern, mit edukativen Comics und Sachfilmen sowie Virtual-Reality-Präsentationen. In einem weiteren Panel wurden Lernorte in der Natur als Bildungsmedien für Nachhaltigkeit präsentiert, so didaktische Arrangements in Lerngärten und Naturlehrpfade. In Werkstattbeiträgen wurde die Erstellung von Bildungsmedien unter Aspekten der Nachhaltigkeit diskutiert, insbesondere mit Blick auf die Gestaltung von Open Educational Resources. Doch auch die Frage der Nachhaltigkeit von (schulischem) Lernen wurde eingehend reflektiert, beispielsweise in den Beiträgen der IGSBi-Arbeitsgruppe Fibeln. Die Beiträge regten lebhafte, anregende Diskussionen an und inspirierten zu weiterführenden Forschungsfragen.

Eine Veröffentlichung mit vielen Beiträgen dieser Tagung erscheint 2025.

 

Neuerscheinungen

Tina Dietrich: Lehr-Lern-Materialien zur Holocaust-Literatur. Exemplarische Untersuchungen zum historischen Lernen im Literaturunterricht (Bad Heilbrunn: Klinkhardt 2025)

 

Die vorliegende Studie analysiert exemplarisch ausgewählte Lehr-Lern-Materialien zu Texten der Holocaustliteratur. Dabei werden didaktisch-methodische Potentiale der Lehr-Lern-Materialien für historisches Lernen im Literaturunterricht unter besonderer Berücksichtigung der Funktion der Texte im Bereich der Erinnerungskultur ausgelotet. Zentral ist dabei die Entwicklung von Untersuchungsaspekten auf der Basis des geschichts- und deutschdidaktischen Diskurses zum historischen Lernen. Im Anschluss an die Analysen werden Überlegungen für die Konzeptualisierung zukünftiger Lehr-Lern-Materialien angestellt.

Zur Zusammenfassung, zum Inhaltsverzeichnis und zur Einleitung dieses Buches:  

 

 

 

 

 

Ewa Andrzejewska / Eva Matthes / Sylvia Schütze / Jan Van Wiele (Hrsg.): Bildungsmedien für Erwachsene. Educational Media for Adults (Bad Heilbrunn: Klinkhardt 2024)

 

Bildungsmedien kommen in Lehr-/Lernkontexten über die Lebensspanne hinweg zum Einsatz. Sie spielen u.a. eine wichtige Rolle als Materialien für Lehrende unterschiedlicher Bildungsinstitutionen und finden sich als informelle gedruckte wie digitale Materialien zu gesundheitlichen, politischen und vielen anderen Themen. Die durch die erwachsenen Nutzer*innen häufig bewusst vorgenommene Auswahl der Medien lässt auf eine hohe Erwartungshaltung schließen, aber auch eine starke Offenheit für die angebotenen Inhalte vermuten, was angesichts der Heterogenität der Anbieter*innen nicht immer unproblematisch ist. Die Beiträge des vorliegenden Bandes von Wissenschaftler*innen unterschiedlicher Disziplinen und aus verschiedenen Ländern befassen sich mit den Spezifika des Lernens Erwachsener generell, mit informellen Bildungsmedien, Medien für Lehrkräfte, für die Hochschulbildung, den Sprachunterricht und den Einsatz in der Entwicklungszusammenarbeit; sie zeigen die Vielfalt von Themen und Forschungsaspekten in diesem bislang vernachlässigten Gebiet.

 

 

 

 

 

 

 

Eva Matthes / Christine Ott / Sylvia Schütze / Dieter Wrobel (Hrsg.): Kontinuität und Wandel von Wissen in Bildungsmedien. Continuity and Change of Knowledge in Educational Media (Bad Heilbrunn: Klinkhardt 2024)

 

Wissen in Bildungsmedien ist im schulischen Kontext ausgerichtet an Gesetzen, Bildungsstandards und Lehrplänen; in außerschulischen Kontexten ist es meist weniger stark reguliert, aber dennoch orientiert an Vereinbarungen oder Leitbildern.

Bildungsmediales Wissen zeigt dabei teilweise eine erstaunliche Beharrungskraft; zugleich können die Inhalte von Bildungsmedien Seismographen für Veränderungen sein, mitunter gar „subversives“ Potenzial entfalten, indem sie Vorgaben unterlaufen. Ihr Potenzial in beiderlei Hinsicht ist erst in Relationierung mit außerhalb des Bildungsmediums liegenden Bezügen und Wissensproduktionen einordenbar.

Die Beiträge dieses Bandes tragen dem Facettenreichtum des Wissensbegriffs Rechnung und bieten vielschichtige Zugänge zum Themenkomplex. Neben fachlichen Betrachtungen zu bildungsmedialem Wissen stehen Untersuchungen zur Umsetzung pädagogisch-didaktischen Wissens, Auseinandersetzungen mit medial-materiellen Präfigurationen von Wissensvermittlung und -aneignung sowie Rekonstruktionen von soziokulturellem Wissen und dessen historische oder kulturgeschichtliche Einordnung.

 

 

 

 

 

 

Jasmine Annette Dorigo: Lehr- und Lernmittel für den Sprachunterricht im ladinischen Sprachraum Südtirols. Eine historisch-didaktische Analyse von Mehrsprachigkeit (Bad Heilbrunn: Klinkhardt 2024)

Die Bildungsinstitutionen der ladinischen Dolomitentäler (Südtirol/Italien) zeichnen sich seit jeher durch ihre Mehrsprachigkeit aus. Mehrsprachiger Unterricht bedarf auch entsprechender Lehr- und Lernmittel.

Die Publikation setzt sich zum Ziel, einige besonders bedeutsame Lehr- und Lernmittel für den Sprachunterricht an den ladinischen Grundschulen des Gadertals und Grödens zu analysieren. Zum einen betreffen die Lehr- und Lernmittelanalysen historische Schulbücher, die auf die Zeit der Errichtung der paritätischen Schule (1948) zurückgehen, und zum anderen neue Lehr- und Lernmittel, die aktuell (2023) in den ladinischen Grundschulen Einsatz finden.

Der Fokus liegt insbesondere im Bereich der Sprachdidaktik. Insgesamt geben die Lehr- und Lernmittelanalysen einen Einblick in die Entwicklungen und Veränderungen der ladinischen Schule Südtirols zwischen 1948 und dem 21. Jahrhundert.

 

 

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