Forschungsperspektiven
Die Arbeit des Instituts für Europäische Kulturgeschichte lässt sich perspektivisch drei eng miteinander verzahnten Schwerpunktbereichen zuordnen, die Zugänge zu zahlreichen und vielfältigen Forschungsfeldern und Projekten eröffnen.
Zentral für die Bestimmung dieser perspektivischen Achsen ist dabei das von den Mitgliedern des Instituts geteilte Grundverständnis von Kulturgeschichte. Kulturgeschichte bestimmt sich demnach nicht über einen konkreten Gegenstandsbereich, sondern über ein Verständnis von Geschichte, das Akteure, Prozesse und Strukturen in ihrer je eigenen temporalen Bedingtheit, in ihrer sozialen Konstruiertheit und somit auch grundsätzlichen Umstrittenheit interpretiert. Kultur wird folglich nicht als ein gesellschaftliches Phänomen neben anderen (etwa Staat/Politik und Wirtschaft) verstanden, sondern als umfassendes Geflecht von Sinnstiftung und Bedeutungszuschreibung, das prinzipiell alle Bereiche des menschlichen Lebens und Zusammenlebens betrifft. Somit rücken Prozesse des Aushandelns, der Kommunikation und der Medialität ins Zentrum des Interesses. Gesellschaften, soziale Verbände, größere und kleinere Gruppen von Menschen laden ihre Welt mit Sinn und Bedeutung auf, handeln untereinander ihre Werte und Normen aus und kommunizieren miteinander über Wirklichkeit(en). In ihren Begriffen, ihren Narrativen, ihrem Handeln werden Identitäten und sozialer Zusammenhalt erzeugt, Wissensbestände ausgehandelt, Hierarchien etabliert oder auch angefochten und vieles mehr. Kommunikation (mündlich, performativ, schriftlich, bildlich) und Medialität liegt somit nicht nur allen grundlegenden Prozessen der Kultur zugrunde, sondern ist auch in den hier als Forschungsperspektiven der Institutsarbeit ausgewiesenen Feldern stets mitzudenken.
Forschungsperspektiven
Vergangenheitsrekurse - Erinnerungskulturen - Traditionsbildung
Der Rekurs auf vergangene Zeiten war und ist vielfach Gegenstand der Arbeit des Instituts. Erinnerungskulturen, Traditionsbildungen und Formen der Identitätsstiftung aus Vergangenem sind ein interdisziplinäres, auf den Kern kulturhistorischer Fragestellungen zielendes Forschungsfeld, das sich aus unterschiedlichen Perspektiven adressieren lässt.
Mobilität - Kulturkontakt - Austauschbeziehungen
Auch Fragen der Mobilität, des Austauschs und der Zirkulation von Gütern und Wissen gehören seit seiner Gründung zu den Schwerpunkten des Instituts. Auch sie gehen von einer Grundannahme der Kulturgeschichte aus, dass nämlich Weltdeutungs- und Sinnstiftungssysteme nie konstant sind.
Wissenskulturen
Wissenskulturen stehen seit dem Graduiertenkolleg „Wissensfelder der Neuzeit“ im Zentrum der Forschungen des Instituts. Wie Wissen sozial ausgehandelt wird, welche Wissensbestände akzeptiert werden und welche nicht, sind Fragen, die diesem Forschungsschwerpunkt ebenso zugerechnet werden können wie Fragen nach der Zirkulation, Adaption und Nutzung von Wissensbeständen.