Paul Wegener: "Der Golem, wie er in die Welt kam" (1920)

Veranstaltungsdetails
Datum: 08.06.2022, 18:30 Uhr - 20:00 Uhr 
Ort: Stadtbücherei Augsburg, Ernst-Reuter-Platz 1, 86150 Augsburg
Veranstalter: Lehrstuhl für Anglistik / Amerikanistik, Lehrstuhl für Vergleichende Literaturwissenschaft / Europäische Literaturen, Stadtbücherei Augsburg
Themenbereiche: Kunst und Musik, Sprache, Literatur und Geschichte
Veranstaltungsreihe: Große Werke des Films
Veranstaltungsart: Vortragsreihe
Vortragende: Franz Fromholzer

Die nächste Station der Reihe "Große Werke des Films" ist der deutsche Expressionismus. Mit Wegeners Stummfilm stellt Franz Fromholzer eines der bedeutendsten Werke dieser Strömung vor.


Die Geschichte des von Rabbi Löw erschaffenen Golem, der zum Schutz der jüdischen Gemeinde vor ihrer Vertreibung aus dem Prager Ghetto zum Leben erweckt wird, hat nicht nur literarisch zahlreiche Bearbeitungen erfahren. Mit „Der Golem, wie er in die Welt kam“ gelang eine bildgewaltige, düstere Umsetzung jener Paradoxien um ein aus Lehm geschaffenes Wesen – göttliche Prophezeiung und dämonisches Werk, Beschützer und Vernichter – kurz nach dem Ersten Weltkrieg, eine der erfolgreichsten Produktionen der deutschen Stummfilm-Ära. Für Paul Wegener, den von Max Reinhardt geförderten Berliner Star-Schauspieler, war es bereits die dritte filmische Bearbeitung des Golem-Stoffes, die in einer berühmten Szene schließlich ein Kind das künstliche Wesen zu Fall bringen lässt. Der unbeholfene Golem, selbst ein kindliches Geschöpf, ist hier ganz in einer Welt der Magie und des Horrors angesiedelt, eingefangen von einer zur Poesie erklärten Kameraführung (wie Wegener es forderte). Als kongenial kann hierzu nur die expressionistische Architektur bezeichnet werden, die Hans Poelzig für den Film entwarf: Sie inszeniert ein Stadtbild Prags im 16. Jahrhundert, das die sich darin bewegenden Figuren geradezu bedrohlich überwölbt oder vor ihnen entsetzt zurückzuschrecken scheint.

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