"Ein Reichtum, den kein Maß bestimmen kann"
„Ein Reichtum, den kein Maß bestimmen kann“:
Die Sondersammlungen der Universitätsbibliothek Augsburg
Ausstellung in der Zentralbibliothek
(Ausstellungshalle und Schatzkammer)
12. November - 18. Dezember 2021
Montag - Freitag: 8:30 - 18:00 Uhr
Samstag: 13:00 - 16:30 Uhr
Zur Ausstellung erscheint ein reich bebilderter Katalog, bestellbar über dir@bibliothek.uni-augsburg.de
Die Universitätsbibliothek Augsburg präsentiert erstmals einen Überblick über die wichtigsten Sondersammlungen, die sie im Laufe ihrer fünfzigjährigen Geschichte unter ihrem Dach vereint hat.
Die kostbarsten Stücke stammen aus der 1980 vom Freistaat Bayern angekauften Bibliothek des fürstlichen Hauses Oettingen-Wallerstein. Darüber hinaus tragen mehrere weitere Sondersammlungen dazu bei, dass sich in der Ausstellung ein breites buch- und kulturgeschichtlichen Panorama entfaltet:
... illuminierte mittelalterliche Handschriften, die nur selten den Tresor verlassen ... meisterliche Pariser Renaissance-Einbände aus Fugger-Besitz ... Holzschnitt- und Kupferstichillustrationen des 16.-18. Jahrhunderts aus europäischen Kunstzentren (Augsburg, Antwerpen, London, Paris) ... seltene Dokumente jüdisch-liturgischer Musik des 19. Jahrhunderts ... farbenfrohe Bilderbücher und Fibeln des frühen 20. Jahrhunderts ... Erstausgaben und Autografe bedeutender deutscher Schriftsteller der Moderne (darunter Thomas Mann, Stefan Zweig, Hermann Hesse) ...
Die Sondersammlungen im Einzelnen:
Die Oettingen-Wallersteinsche Bibliothek:
Handschriften
Unter den mittelalterlichen Handschriften der Bibliothek befinden sich Kostbarkeiten von internationalem Rang. Einige der Spitzenstücke wurden angekauft von Fürst Ludwig (reg. 1812-1823), dessen Sammelleidenschaft einen stetig wachsenden Schuldenberg zur Folge hatte. Bedeutenden Zuwachs erfuhr der Handschriftenbestand auch durch die Übernahme der Bibliothek des säkularisierten Benediktinerklosters St. Mang in Füssen.
Die Oettingen-Wallersteinsche Bibliothek:
Inkunabeln
Die ca. 1300 Inkunabeln (Frühdrucke bis zum Jahr 1500) der Bibliothek stammen vor allem aus den fünf säkularisierten schwäbischen Klöstern, deren Besitz zu Beginn des 19. Jahrhunderts dem Haus Oettingen-Wallerstein zugesprochen wurde.
Die Oettingen-Wallersteinsche Bibliothek:
Einbände aus der Bibliothek des Markus Fugger
Markus Fugger (1529-1597): Geschäftsmann, humanistischer Gelehrter, Mäzen und Bücherfreund mit einer besonderen Vorliebe für kostbare Einbände. Die erlesensten Stücke seiner Sammlung ließ er 1550-1555 in Paris fertigen, wo sogar der königliche Buchbinder für ihn arbeitete. Sein Enkel Marquard Fugger verkaufte die Bibliothek des Großvaters um 1650 an seinen Schwager Graf Ernst II. zu Oettingen-Wallerstein.
Die Oettingen-Wallersteinsche Bibliothek:
Drucke nach 1500
Knapp 148.00 Bände aus diesem Zeitraum beherbergt die Oettingen-Wallersteinsche Bibliothek; knapp 110.000 davon aus dem Zeitraum 15.-18. Jahrhundert.
Ein besonders eifriger Büchersammler war Kraft Ernst zu Oettingen-Wallerstein (reg. 1773-1802). So groß war der Zustrom an Büchern, dass die fürstliche Hofhaltung mit der Verwaltung der Bibliothek zumindest zeitweise überfordert war.
Die Oettingen-Wallersteinsche Bibliothek:
Musikalien
Unter Kraft Ernst zu Oettingen-Wallerstein (reg. 1773-1802) zählte die Hofkapelle zu den besten ihrer Zeit im deutschsprachigen Raum. Aufgeführt wurden schwerpunktmäßig Kompositionen von Hofmusikern (Antonio Rosetti, Ignaz von Beecke) sowie Werke süddeutscher, Pariser und Wiener Zeitgenossen. Der überwiegende Teil der in der Bibliothek erhaltenen rund 1.800 Musikhandschriften und 600 Musikdrucke ist dieser Blütezeit des Musiklebens am Hof Oettingen-Wallerstein zu verdanken.
Die Bibliothek der Philosophisch-Theologischen Hochschule Freising
Mit der Bibliothek der 1968 aufgelösten Philosophisch-Theologischen Hochschule Freising gelangten erste wertvolle Altbestände an die Universitätsbibliothek Augsburg, u. a. Bücher aus säkularisierten oberbayerischen Klöstern (darunter Polling, Herrenchiemsee, Raitenhaslach, Wessobrunn). Die Geschichte dieser Hochschule lässt sich zurückverfolgen zu den Lehranstalten der Jesuiten in München und dem 1833 in Freising eröffneten Lyzeum, einer Spezialhochschule für den katholischen Klerus.
Die hymnologischen Sammlungen
Quellen zur Geschichte des Kirchenliedes wurden in wissenschaftlichen Bibliotheken kaum je planmäßig gesammelt. Es darf deshalb als besonderer Glücksfall gelten, dass die Universitätsbibliothek Augsburg zwischen 1986 und 1990 mehrere Gesangbuchsammlungen aus Privatbesitz erwerben konnte. Besonders zu nennen sind die Sammlungen Walter Blankenburg, Max Herold, Konrad Ameln und Konrad Wölfel.
Die Bibliothek des Cassianeums
Das nach dem Schutzpatron der Lehrer benannte Cassianeum wurde 1875 von Ludwig Auer „zur Hebung und Förderung der Erziehung und des Unterrichts“ gegründet. Angesiedelt wurde es im ehem. Benediktinerkloster Hl. Kreuz in Donauwörth. Die Ende des 20. Jahrhunderts vom Freistaat angekaufte Bibliothek des Cassianeums spiegelt die pädagogische Zielsetzung und katholische Ausrichtung der Einrichtung. Farbenfrohe Akzente im Bestand setzen Kinder- und Jugendbücher sowie Fibeln.
Die Sammlungen jüdisch-liturgischer Musik
Viele Zeugnisse jüdisch-liturgischer Musikkultur des 19. Jahrhunderts sind mit dem Holocaust verschwunden. Glücklicherweise konnte die UB Augsburg 1986 die Musikaliensammlung des Budapester und späteren Straßburger Oberkantors Marcel Lorand erwerben. 2010/11 kam die Privatsammlung des Wiener Kantors Robert Singer hinzu, dessen Vater bis Mitte der 1960er Jahre in Budapest als Rabbiner wirkte. Mit ihrem umfangreichen Bestand an synagogaler Musik rangiert die UB Augsburg unter den europäischen Bibliotheken in diesem Bereich an prominenter Stelle.
Die Thomas-Mann-Sammlung Klaus W. und Ilsedore B. Jonas
Klaus W. Jonas und seine Frau Ilsedore B. Jonas, die beide Germanistik an der Universität Pittsburgh lehrten, forschten lebenslang über Thomas Mann, dessen Familie und Zeitgenossen wie Rilke oder Hesse. Klaus W. Jonas veröffentlichte in den Jahren 1955-1998 u.a. mehrere wegweisende Bibliografien zu Thomas Mann. Die von dem Ehepaar zusammengetragene Sammlung umfasst Forschungsliteratur, wertvolle Erstausgaben, Briefe und andere Autografe.
Die Sammlung Salzmann - Bibliothek der verbrannten Bücher
Angetrieben wurde er von dem Impetus, von den Nationalsozialisten verfemte Literatur vor dem Vergessen zu bewahren: Über mehr als 30 Jahre hinweg verfolgte Georg P. Salzmann (1929–2013) sein Ziel, das Gesamtwerk der Autorinnen und Autoren zusammenzutragen, deren Bücher am 10. Mai 1933 in mehr als 80 deutschen Universitätsstädten öffentlich verbrannt wurden. Die ca. 12.000 Bände der Sammlung, darunter zahlreiche Erstausgaben, wurden 2009 von der Universitätsbibliothek erworben.
Die Fotosammlung Groth-Schmachtenberger
Die Bild- und Fotojournalistin Erika Groth-Schmachtenberger (1906˗1992) arbeitete für zahlreiche Zeitschriften, Illustrierte und Verlage. Sie widmete sich vor allem der Dokumentation des ländlichen Alltags und des Brauchtums, fertigte aber auch Porträt-, Sport-, Städte- und Landschaftsaufnahmen. Die Universitätsbibliothek Augsburg besitzt aus ihrem Nachlass ca. 10.000 Schwarz-Weiß-Fotografien aus den Jahren 1923 bis 1984, eine reiche Fundgrube insbesondere für ethnologische Forschungen.