Hymnologische Sammlungen

Bestandsüberblick

Zwischen 1986 und 1990 konnte die Bibliothek dank der Initiative Augsburger Wissenschaftler einige Gesangbuchsammlungen aus Privatbesitz erwerben (Sammlungen Ameln, Blankenburg, Herold, Wölfel). Der relativ schmale Bestand an derartiger Literatur innerhalb der Oettingen-Wallersteinschen Bibliothek erfuhr damit eine erhebliche Erweiterung. Heute verfügt die Bibliothek über insgesamt ca 2900 Bände hymnologischer Quellenliteratur des 16. bis 20. Jahrhunderts.

 

Die deutschsprachigen Werke überwiegen in diesem Bestand. Für die Frühzeit ist eine Anzahl lateinischer und französischsprachiger Titel zu nennen. Besonders im Bereich der Titel des 19. und 20. Jahrhunderts kommen weitere Sprachen hinzu. Insgesamt dürfte der Anteil der fremdsprachigen Texte 20 % nicht überschreiten.

 

Neben überwiegend protestantischen Gesangbüchern sind in geringerem Umfang auch Gebet- und Andachtsbücher, Agenden, Choralbücher sowie einzelne Kantatentexte und Liederblätter enthalten. Unter den 176 Einträgen in Répertoire international des sources musicales (RISM; nur Werke mit Noten vor 1800) finden sich 14 Unica und weitere 46 seltene Texte mit weltweit weniger als drei Besitznachweisen. Die individuelle Eigenart der einzelnen Sammlungen ist durch eine nach Vorbesitzern getrennte Aufstellung gewahrt. Innerhalb der einzelnen Provenienzen sind die Bände chronologisch geordnet.

© Universität Augsburg

Erschließung

Alle Sammlungen sind vollständig im OPAC nachgewiesen und können dort in den Handschriftenleseraum bestellt werden. Für die Sammlungen Ameln und Wölfel sind außerdem die von den Vorbesitzern angelegten Kataloge vorhanden.

 

Sämtliche Bände einer Sammlung werden im OPAC angezeigt, wenn in das Suchfeld Signatur folgende trunkierte Signaturen eingegeben werden:

 

  • Ameln: 221/BS 4780 A498*
  • Blankenburg: 221/BS 4780 B642*
  • Herold: 221/BS 4780 H561*
  • Wölfel: 221/BS 4780 W842*

 

In den Katalogisaten ist die Zugehörigkeit zu einer Sammlung im Feld Hinweis verzeichnet (Sammlung Ameln etc.)

 

Die vor 1800 erschienenen Hymnologica sind, soweit sie auch Melodien enthalten, in RISM enthalten. Die dort genannten alten Sigel der Vorbesitzer sind jetzt als Besitznachweise für die UB Augsburg zu verstehen:

 

  •  HR - Oettingen-Wallersteinsche Bibliothek
  • FÜw - Sammlung Wölfel, Fürth
  • LÜDa - Sammlung Ameln, Lüdenscheid
  • SLÜb - Sammlung Blankenburg, Schlüchtern

 

In den Jahren 2002-2005 wurden sämtliche Texte des 16.-18. Jahrhunderts, die dies aus konservatorischen Gründen zuließen, vom Harald-Fischer-Verlag, Erlangen, auf Mikrofiche faksimiliert. Mit in das Editionsprojekt Hymnologische Quellen aus Augsburger Bibliotheken einbezogen wurden die einschlägigen Bestände der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg. Der Gesamtumfang beläuft sich auf rund 1500 Werke mit zusammen ca. 830.000 Seiten auf 10.307 Mikrofiches. 

Sammlung Konrad Ameln (1899 - 1994)

© Universität Augsburg

Konrad Ameln war der Nestor der deutschsprachigen hymnologischen Forschung und maßgeblich an der Entstehung des Evangelischen Kirchengesangbuchs beteiligt. Seine seit den zwanziger Jahren aufgebaute Sammlung gilt als eine der herausragenden, wenn nicht als die bedeutendste ihrer Art in Privathand. Ihr Ankauf wurde  durch die finanzielle Unterstützung der DFG ermöglicht.

 

Die Sammlung umfaßt ca. 2.700 Bände Forschungsliteratur (davon schätzungsweise 500 Bände aus der Zeit vor 1900) und 776 Bände (Buchbindereinheiten) hymnologische Quellentexte. Letztere lassen sich, ohne dass besondere geographische Akzente erkennbar wären, einteilen in 206 gedruckte Gesangbücher, Choralbücher, Agenden etc. des 16. bis frühen 19. Jahrhunderts mit Noten (z. T. beigebunden in insgesamt 186 Bänden) und 312 Gesangbücher, Gebetbücher, Agenden; Liederblätter u.ä. aus dem genannten Zeitraum ohne Noten (in 299 Bd.). Hinzu kommen etwa 80 Gesangbücher des späteren 19. und frühen 20. Jahrhunderts sowie 57 frühe Druckschriften zur Hymnologie (17. - 19.Jh.). Unter den in RISM nachgewiesenen Texten mit Melodien (bis 1800) finden sich 8 Unica und weitere 30 seltene Stücke.

 

Sammlung Walter Blankenburg (1903 - 1986)

© Universität Augsburg

Walter Blankenburg war ein renommierter Musikwissenschaftler und wie Ameln maßgeblicher Mitarbeiter am Evangelischen Kirchengesangbuch.

Die Sammlung umfasst 550 Bände des 16. bis 20. Jahrhunderts aus dem gesamten deutschen Sprachgebiet mit qualitativem Akzent auf dem mitteldeutschen Raum (besonders Hessen, Thüringen und Sachsen). Neben Gesangbüchern und Agenden gehören 42 Choralbücher sowie einige Kantatentexte zum Bestand. Ein Drittel der insgesamt 212 Drucke aus der Zeit bis etwa 1850 weist Noten auf.

Sammlung Max Herold (1840 - 1921)

Max Herold war Theologe und Mitbegründer der ersten deutschsprachigen Zeitschrift für evangelische Kirchenmusik.

 

Teile seiner ehemals berühmten Sammlung waren bereits früher veräußert worden. Die heute in Augsburg vorhandenen 344 Bände Gesang- und Gebetbücher, Andachtsbücher und Agenden entstammen großenteils dem bayerisch-fränkischen Raum. Die Sammlung enthält 13 Titel des 17. und 18. Jahrhunderts. Mit 83 und 43 Bänden gehört jedoch der weit überwiegende Teil ins 19. und 20. Jahrhundert.
 

Sammlung Konrad Wölfel (1911 - 1982)

Konrad Wölfel war als Registrator bei der Bundesvermögensverwaltung in Nürnberg tätig. Seine Sammlung wurde der Universitätsbibliothek  als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt.

 

Den Kern der insgesamt 1523 Bände bilden 441 Bände (davon 297 aus der Zeit vor 1900) Gesangbücher, Agenden und Choralbücher aus den "vorbayerischen" Territorialkirchen (z. B. den Markgrafschaften Ansbach und Bayreuth, den Freien Reichsstädten Dinkelsbühl, Nördlingen, Nürnberg - einschließlich Altdorf -, Rothenburg, Schweinfurt, Windsheim und anderer Territorien) sowie der protestantischen Kirche in Bayern im 19. und 20. Jahrhundert. Darüber hinaus enthält die Sammlung ca. 1050 Gesangbücher (davon rund 600 vor 1900) aus dem übrigen deutschen Sprachraum, in geringerem Umfang auch aus anderen europäischen Ländern und aus Übersee (bis hin zu den evangelischen Missionsgebieten) sowie eine Anzahl Militärgesangbücher.

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