Lebensraum: Ruderale Standorte
Neben den angepflanzten und häufig gepflegten Standorten, gibt es an der Universität Augsburg auch manch unangerührte Fläche, auf welcher sich klassische Spontanvegetation ausbreiten kann. Häufig sind dies Flächen, die nur für eine begrenzte Zeit ungenutzt bleiben. Das können beispielsweise Schutthaufen auf Baustellen oder auch aus Kies bestehende Parkplätze sein. Spontan auftretende Vegetation wird auch als Ruderalvegetation bezeichnet. Der Name kommt aus dem Lateinischen: „rudera“ bedeutet Trümmer und wurde vor allem in der Nachkriegszeit für die Pflanzen verwendet, die als Initialbestand auf Trümmern und Schutt aufgetreten sind. Da sich die Vegetation an solchen Brachflächen für eine bestimmte Zeit ungestört ausbreiten kann und zu Beginn keinem starken Konkurrenzdruck ausgesetzt ist, weisen Flächen dieser Art meistens eine höhere Artenvielfalt auf als z.B. Vielschnittwiesen.
Ackerbrombeere (Rubus Caesius)
Fundort am Campus: Sträucher, Schotterfläche, Wegrand, Ruderalstandorte
Die Ackerbrombeere (Rubus caesius), auch als Kratzbeere bekannt, gehört zur Familie der Rosengewächse (Rosaceae). Es handelt sich um einen Halbstrauch, der eine Höhe von 30 bis 60 cm erreicht. Die Ackerbrombeere ist in Mitteleuropa weit verbreitet, kommt jedoch nur selten in Höhenlagen über 1000 Meter vor. Auch in Skandinavien, Russland und auf dem Balkan ist sie vereinzelt anzutreffen. Die Früchte der Ackerbrombeere sind reich an Vitaminen und Antioxidantien und werden häufig in der Küche verwendet, um Marmeladen, Säfte und Desserts herzustellen. Darüber hinaus besitzt die Pflanze medizinische Eigenschaften und wird traditionell zur Linderung von Entzündungen eingesetzt.
Acker-Glockenblume (Campanula rapunculoides)
Fundort am Campus: Straßen- und Wegränder
Die Acker-Glockenblume gehört zur Familie der Glockenblumengewächse, erreicht eine Höhe von 30 bis 80 cm und blüht von Juni bis September. Sie bevorzugt trockene, kalkhaltige Böden und ist an Wegrändern, in Gebüschen, Hecken, lichten Eichen- und Kiefernwäldern, auf Äckern sowie auf trockenen Wiesen zu finden. Dabei wächst sie nicht in Gruppen, sondern vereinzelt. Ihre Blüten erinnern an kleine Glocken, sind 2 bis 3 cm lang, trichterförmig und blauviolett gefärbt. Sie stehen in einer langen, traubenartigen Anordnung. Der Stängel der Pflanze ist entweder kahl oder leicht behaart, während die Blätter dreieckig bis oval und spitz zulaufend sind.
Acker-Schachtelhalm (Equisetum arvense L.)
Fundort am Campus: Schotterböden, Ruderalvegetation
Der Name des Acker-Schachtelhalms setzt sich aus dem Fundort und dem Aussehen der Pflanze zusammen. Sie bevorzugen als Wuchsstandort Äcker, lehmige feuchte Wiesenränder oder auch Gräben und Böschungen. Die Pflanze lässt sich durch den geschachtelten Aufbau seiner Stängelglieder erkennen. In Asien wird der Acker-Schachtelhalm auch als Gemüse verwendet, während er in unserer Region entweder als Unkraut oder als Heilkraut gesehen wird. Wichtig ist, dass vor dem Verzehr die Verwechslung mit dem sehr ähnlichen, aber giftigen Sumpfschachtelhalm ausgeschlossen wird. Er ist der wichtigste Vertreter der Schachtelhalm Familie (Equisetum). Die Sporennähren, die zur Fortpflanzung dienen, sind meist im Mai zu sehen.
Acker-Senf (Sinapis arvensis)
Fundort am Campus: Baustelle nordwestlich des Unigeländes am Musik- und Kunstgebäude
Findet der Acker-Senf erst mal einen guten Standort zum Wachsen, dann breitet er sich sehr schnell aus und bildet flächendeckende Bestände. Durch diese Eigenschaft und die zum Verwechseln ähnlich aussehende gelbe Blüte, wird der Acker-Senf bei der Bestimmung gerne mit dem durch den Menschen häufig kultivierten Raps verwechselt. Wie der Name der Pflanze bereits erahnen lässt, schmeckt Sinapis arvensis nach unserem herkömmlichen Senf. Normalerweise wird jedoch der Weiße Senf (Sinapis alba) kultiviert und zur Senfherstellung genutzt. Bereits im Altertum haben die Menschen sowohl die Heilwirkung des Senfs als auch seine Nutzbarkeit als Nahrungsmittel erkannt. Die durch die Pflanze erzeugten Senföle haben auch Vorzüge für den Acker-Senf selbst, da sie Insekten, welche sich bevorzugt von Pflanzen ernähren, fern halten.
Ackerwinde (Convulvus arvensis L.)
Fundort am Campus: Schotterböden und Säume
Die Ackerwinde gehört zu der Familie der Windengewächse und ist in ganz Europa eine weitverbreitete Pflanze. Sie ist in fast allen Ackerkulturen, sowie auf Wegen, Wiesen und Schuttplätzen zu finden und führt besonders bei Getreide und Dauerkultur-Äckern zu Problemen, da sie die Erntearbeiten erschwert. Sie ist ein langlebiges Beikraut, mit verzweigten Stängeln, die sowohl auf den Boden liegen, aber sich auch an anderen Pflanzen in die Höhe winden können. Wenn die Pflanze nur oberflächlich gejätet wird, kommen immer wieder neue Sprossen nach und daher wird die Ackerwinde oftmals als ein hartnäckiges Unkraut gesehen. Die Blütezeit erstreckt sich vom Frühsommer bis zum Herbst. Durch eine rosa weiße Trichterform ist die Blüte gut zu erkennen. Die Blüte kann als Wetterprophet genutzt werden, da sie bei Regenwetter geschlossen bleibt. Außerdem dient sie vielen Insekten als Nahrungsquelle.
Beifuss (Artemisia vulgaris)
Fundort am Campus: Wegränder, Schotter, Kies, Uni-Heide
Der gewöhnliche Beifuß ist eine der ältesten einheimischen Heilpflanzen und zeichnet sich durch seine markante Erscheinung aus. Mit einer Wuchshöhe von bis zu 160 cm und einem auffälligen roten Stiel ist die Pflanze leicht zu erkennen. Ihre Blätter sind ein- bis zweifach fiederschnittig und zeigen auf der Unterseite eine weiße Behaarung. Von Ende Juli bis September blüht der Beifuß mit kleinen, grüngelben Blütenbällchen, die der Pflanze ein leuchtendes Aussehen verleihen. In der traditionellen Naturheilkunde wird Beifuß besonders in der Frauenheilkunde geschätzt, vor allem als Geburtshilfemittel und zur Linderung von Krämpfen. Der Name „Beifuß“ leitet sich von der alten Praxis ab, die Pflanze unter der Fußsohle zu verwenden, um beim Wandern müde Beine zu verhindern.
Einjähriges Berufskraut (Erigeron annus)
Fundort am Campus: Wegränder, Schotterflächen, Baustellen, Wiesen
Das ursprünglich aus Nordamerika stammende Einjährige Berufskraut ist in Mitteleuropa eine der wichtigsten invasiven Neophyten. Es erscheint auf den ersten Blick wie ein hoch gewachsenes Gänseblümchen, erreicht aber im Vergleich zu diesem Wuchshöhen von 50-100 cm. Eine Gemeinsamkeit besteht darin, dass beide zur Familie der Asteraceae, der Korbblütler/Köpchenblütler, gehören. Das Einjährige Berufskraut ist eine ein- oder zweijährige krautige Pflanze, deren Blütezeit von Juni bis Oktober andauert. Während dieser Zeit bildet sie weiße bis blasspurpurfarbene Zungenblüten sowie die in der Mitte liegenden gelben Röhrenblüten aus. Aufgrund ihrer bis zu 1 m tief in den Boden reichenden Wurzel wird sie auch als Pionierpflanze angesehen. Die Vermehrung ist weitgehend ungeschlechtlich, d. h. eine Samenbildung erfolgt auch ohne Befruchtung. Am liebsten gedeiht das Einjährige Berufskraut an Ufern, Dämmen, Wegrändern, Kiesgruben und Auwäldern.
Falsche Kamille (Tripleurospermum inodorum)
Fundort am Campus: Schotterböden, Ruderalstandorte
Die geruchslose Kamille, auch bekannt als die falsche Kamille, ist eine Art aus der Gattung der Strandkamillen, welche wiederum zu der Familie der Korbblütler zählen. Der sehr ähnlich aussehende Blütenkorb führt zu einer häufigen Verwechslung mit der echten Kamille. Im Gegensatz zur echten enthält die falsche Kamille nur wenige ätherische Öle und somit können diese zwei Arten gut über den Geruch voneinander unterschieden werden. Lediglich bei der echten Kamille lässt sich der typische Kamillenduft wiedererkennen. Sie wächst an Randbereichen von Wegrändern oder Gärten. Ein nährstoffreicher und lockerer Boden an einem sonnigen Standort lässt die falsche Kamille besonders gut gedeihen. Sie zählt zu den einjährigen krautigen Pflanzen und kann zwischen 5 und 80 cm in die Höhe wachsen. Der Blütenkorb besitzt im Durchschnitt einen 3 bis 4,5 cm Durchmesser, er besteht in der Mitte aus gelben und darum liegenden weißen Zungenblüten.
Filzige Klette (Arctium tomentosum)
Fundort am Campus: Ufer, Säume, Schotterflächen
Die filzige Klette ist in Europa, sowie in Teilen Chinas, Zentralasien und Sibirien heimisch, in Nordamerika ist sie eingeschleppt worden und breitet sich als Neophyt weiter aus. Sie siedelt sich auf kalkhaltigen, nährstoffreichen und nicht zu trockenen Böden an. Zudem ist sie auf Ruderalflächen und Ödland, an Weg- und Feldrändern, aber auch entlang von Gewässerufern, zu finden. In den Alpen wächst sie bis in Höhenlagen von etwa 1.400m ü. NN. Wie alle einheimischen Klettenarten ist sie eine zweijährige, krautige und verzweigte Stängelpflanze. Sie wird – je nach den örtlichen Milieubedingungen – zwischen 60 und 120cm hoch, in Ausnahmefällen sogar mehr als 200cm. Die Blütezeit der filzigen Klette fällt in die Monate Juli bis September. Dort bilden die purpurfarbenen Blüten kugelförmige, bis zu 3cm breite Köpfe. Die äußeren grün gefärbten Hüllblätter haben eine hakenförmig gebogene Spitze. Die inneren Hüllblätter sind dagegen rötlich gefärbt mit kurzen geraden Spitzen, die miteinander spinnwebenförmig wollartig verbunden sind. Das unterscheidet sie von anderen Klettenarten.
Gemeine Kratzdistel (Cirsium vulgare)
Fundort am Campus: Uni-Heide, Schotterflächen, Ruderalflächen, Baustellen
Die gemeine oder auch gewöhnliche Kratzdistel erreicht Wuchshöhen zwischen 0,5 bis 3,50 Metern. Die Blütezeit liegt zwischen Juli und Oktober. Gleichmäßig feuchte Standorte werden als Wuchsort bevorzugt. Ein faszinierender Dualismus zeichnet sich bei der gewöhnlichen Kratzdistel ab: Einerseits gilt sie als lästiges Unkraut, andererseits wird sie als Nationalblume Schottlands verehrt. Die purpurfarbenen Blüten übertragen den Pollen an Insekten. Die Früchte der Cirsium vulgare breiten sich durch den Wind oder durch Finken aus. Diese Distelart ist eng mit der Artischocke verwandt.
Gemeine Nachtkerze (Oenothera biennis)
Fundort am Campus: Ruderale Standorte, Schotterflächen
Die Nachtkerze stammt ursprünglich aus Nordamerika und ist in Deutschland als Neophyt bekannt. Sie wächst wild an Bahndämmen, Böschungen, Straßenrändern und auf Brachen, bevorzugt dabei warme, sonnige Standorte und mageren, sandig-lehmigen Boden. Wie ihr Name vermuten lässt, öffnet die Nachtkerze ihre Blüten erst in der Abenddämmerung und blüht von Juni bis September. Die zweijährige Pflanze erreicht eine Höhe von 80 bis 200 cm und eine Breite von bis zu 80 cm. Die gelben, trichterförmigen und duftenden Blüten erscheinen erst im zweiten Jahr. Sowohl die Wurzeln als auch die Blätter der Nachtkerze sind essbar und werden in Teilen Nordamerikas als Heilpflanze genutzt.
Grüne Borstenhirse (Setaria viridis)
Fundort am Campus: Entlang von Treppen, Pflastersteine, Ruderalstandorte
Mit ihren langen Grannen erinnert diese Grasart an Getreide und dies aus gutem Grund: Es handelt sich um die Grüne Borstenhirse, die der Stammform der Kolbenhirse (Setaria italica) entspricht, welche eine der vielen kultivierten Hirsearten ist. Die Grüne Borstenhirse wächst häufig wild auf Äckern neben angepflanztem Gut. Da dieses Gras sehr stickstoff- und wärmeliebend ist, breitet es sich in den letzten Jahren immer stärker in Siedlungsbereichen bzw. Städten aus. Hier wird die Pflanze durch die permanente Verkehrsbelastung mit ausreichend Stickstoff versorgt und fühlt sich auch bei der warmen Temperatur wohl, die dank dem Wärmeinseleffekt in Städten höher ist als im Umland.
Huflattich (Tussilago farfara)
Fundort am Campus: Wegränder, Pflasterritzen, Bauschutt
Der Huflattich ist eine typische und häufige Ruderalpflanze. Namensgebend ist die Form der Blätter, die an ein Hufeisen erinnern. Eine Besonderheit des Huflattichs ist, dass die Pflanze auffällig blüht, bevor die Blätter zum Vorschein kommen. Da die Blüten bei voll entwickelten Blättern bereits passé sind, kommt es häufig zu einer Verwechslung mit der Pestwurz (Petasites). Zwar sind die Blüten der beiden Arten nicht zu vergleichen, die Blattform ist jedoch sehr ähnlich. Die Blätter des Huflattichs sind generell kleiner und mit kleinen Zähnen am Blattrand versehen, die an der Spitze schwarz sind. Bevorzugt wächst der Huflattich als Pionierpflanze auf offenen Standorten und ist daher meist an Wegrändern, Bauschutt und Gruben vorzufinden. Auch an Ufern ist die Pflanze anzutreffen.
Johanniskraut (Hypericum perforatum)
Fundort am Campus: Uni-Heide, Wiesen, Ruderale Vegetation
Johanniskraut ist eine bis zu 1 m hohe Pflanze mit gelben Blüten, die von Juni bis August blühen. Bekannt für seine medizinischen Eigenschaften, wird es vor allem als pflanzliches Antidepressivum und zur Wundheilung genutzt. Es bevorzugt sonnige Standorte und durchlässige Böden. Während es für Menschen heilend ist, kann Johanniskraut für Tiere, insbesondere Pferde und Vieh, giftig sein und Sonnenempfindlichkeit verursachen. Bevor die Uni-Schafe zur Beweidung auf eine Wiesenfläche dürfen, wird aus diesem Grund Johanniskraut im Vorfeld aus der Fläche entfernt.
Mittlerer Wegerich (Plantago media)
Fundort am Campus: Wiesen, Trampelpfade, Ruderalstandorte
Der Mittlere Wegerich (Plantago media) gehört zur Familie der Wegerichgewächse und bevorzugt sonnige Standorte. Im Hinblick auf Nährstoff- und Feuchtigkeitsbedarf ist der Pflegeanspruch der Pflanze gering. Der Mittlere Wegerich blüht von Mai bis September und erreicht eine Höhe von 15 bis 50 cm. Die angenehm duftende Blüte ist als Ähre angeordnet und besteht aus rosafarbenen Staubfäden. Die Blätter des Mittleren Wegerichs sind breit, ellipsen- bis eiförmig und sommergrün. Im Gegensatz zum Breitwegerich sind die Blätter des Plantago media behaart. Für die Bestäubung der Pflanze sind Wildbienen, wie die wollflüssige Blattschneiderbiene, Schwebfliegen oder kleine Käfer verantwortlich. Die Blätter des Mittleren Wegerichs sind essbar und können ähnlich wie Spinat zubereitet werden. In der Heilmedizin wird die Pflanze zur Behandlung von Husten verwendet. Auch bei Insektenstichen, Wunden und Entzündungen kann Plantago media durch äußere Anwendung Linderung verschaffen.
Purpur-Leinkraut (Linaria purpurea)
Fundort am Campus: Schulgarten, Gebäudenähe, Wegrand, Physik-Institut
Das Purpur-Leinkraut ist eine aus Südeuropa stammende, ausdauernde Pflanze aus der Familie der Wegerichgewächse. Sie wächst bis zu einem Meter hoch, hat schmale Blätter und blüht von Juni bis September mit purpurfarbenen Blüten. Diese pflegeleichte Pflanze bevorzugt sonnige, durchlässige Böden und zieht Bienen und Schmetterlinge an. In der Volksmedizin wurde das Purpur-Leinkraut traditionell zur Behandlung von Hautkrankheiten und Wunden verwendet.
Raue Gänsedistel (Sonchus asper)
Fundort am Campus: Baustellen, Schutt, Parkplätze
In ganz Deutschland sind neben der Rauen Gänsedistel (siehe Bild) noch zwei weitere stark verbreitet: die Acker- und die Kohl-Gänsedistel. Meistens wachsen die Gänsedisteln auf Äckern und an sonstigen ruderalen Standorten wie z.B. Schutt. Früher wurden diese Pflanzen als Heilmittel genutzt. Vor allem der weiße, milchige Saft im Inneren des Stängels wurde bei Magenbeschwerden, Kurzatmigkeit und Fieber eingenommen. Darüber hinaus sind alle drei Gänsedisteln für den Verzehr geeignet. Dazu reicht es wenn der Stängel gehackt, gewaschen und anschließend gedünstet wird. Geschmacklich erinnert die Gänsedistel an einen gewöhnlichen Kopfsalat. Vor dem Verzehr sollte jedoch immer auf die Umgebung des Wuchsstandorts geachtet werden, um eventuelle schädlichen Einträge auszuschließen.
Schmalblättriges Greiskraut (Senecio inaequidens)
Fundort am Campus: Physik-Institut, Straßenrand, Parkplätze, Ruderalstandorte
Das Schmalblättrige Greiskraut (Senecio inaequidens) gehört zur Gattung der Greiskräuter (Senecio) in der Familie der Korbblütler (Asteraceae). Ursprünglich aus den Savannen Südafrikas und Lesotho stammend, wurde die Pflanze vermutlich vor etwa 50 Jahren über Wolllieferungen nach Europa eingeschleppt. Heute ist sie in Mitteleuropa eine der häufigsten Greiskraut-Arten und gilt als invasive Pflanze, die sich stark ausbreitet. Das Schmalblättrige Greiskraut erreicht eine Wuchshöhe von 20 bis 60 cm und zeichnet sich durch seine starke Verzweigung aus. Es enthält giftige Pyrrolizidin-Alkaloide, die für Mensch und Tier schädlich sein können. Auch die Pollen der auffälligen gelben Blüten sind giftig, sodass die toxischen Stoffe in Honig nachgewiesen werden können, wenn Insekten die Pflanze als Nahrungsquelle nutzen. Entlang von Autobahnen finden sich besonders große Bestände der Pflanze.
Stumpfblättriger Ampfer (Rumex obtusifolius)
Fundort am Campus: Hänge, Wegränder, Baustellen, Säume
Der Stumpfblättrige Ampfer wächst als überwinternd grüne, ausdauernde krautige Pflanze. Er bevorzugt frische humusreiche oder rohe, nährstoffreiche Lehm- und Tonböden in hellen bis halbschattigen, luftfeuchten Lagen. Der Stumpfblättrige Ampfer besiedelt ruderale Standorte an Graben- und Wegrändern, auf Schuttplätzen und Äckern, an Flussufern und auf Waldschlägen. Auf Schnittwiesen und Weiden gilt er als Überdüngungs- und Störzeiger. Zudem wird der Stumpfblättrige Ampfer als Speise- und Heilpflanze verwendet: Die frischen Blätter des Stumpfblättrigen Ampfers werden beispielsweise als Mischsalatbestandteil, Spinat-Anteil oder in Gemüsebrühe gegessen. Auch die getrockneten Samen werden als Gewürz verwendet. In der Landwirtschaft und im Gartenbau wird der Stumpfblättrige Ampfer heute eher als Unkraut angesehen und gilt wegen seines hohen Oxalsäure-Gehalts als giftig.
Topinambur (Helianthus tuberosus)
Fundort am Campus: Baustelle nordwestlich des Unigeländes am Musik- und Kunstgebäude
Der Topinambur oder auch die Erdbirne ist durch die bemerkenswerte Wuchshöhe (100 - 250 cm) und die hell gelb leuchtende große Blüte sehr auffällig. Auch bekannt ist der Topinambur durch die essbaren Knollen, welche die Pflanze unterirdisch ausbildet. In Europa wurde die Pflanze ab dem 17. Jahrhundert zum ersten Mal kultiviert. Damals gehörte die Knolle zu den Grundnahrungsmitteln, die vor allem nach dem Dreißigjährigen Krieg vermehrt konsumiert wurde. Auch heute wird diese Pflanze noch zum Verzehr genutzt, jedoch hat sie in der Vergangenheit ihren Stellenwert als Grundnahrungsmittel wegen des Aufkommens der ergiebigeren Kartoffel verloren. Geschmacklich sind die Knollen mit der Kartoffel tatsächlich vergleichbar. Essbar sind sowohl die regulären als auch die Blütenblätter, welche z.B. zur Dekoration von Speisen genutzt werden können. Zudem werden die Knollen dank ihrer hohen Konzentration von Mineralien, B-Vitaminen und Inulin als sehr gesund erachtet.
Wilde Karde (Dipsacus fullonum L.)
Fundort am Campus: Physikwiese, Ruderalstandorte, Baustellen, Wegränder
Die Wilde Karde gehört zu den Kardengewächsen und ist eine zweijährige Staude mit aufrechtem, krautigem Wuchs. Die Pflanze erreicht eine Höhe von bis zu zwei Metern und bildet einen imposanten Blickfang auf dem Campus. Ab Juli beginnt die Blütezeit, in der die Blütenstände, die in ihrem Erscheinungsbild an Disteln erinnern, den markanten Eindruck der Staude perfekt ergänzen. Wie auf dem Foto zu erkennen ist, sind die Blüten dabei wie ein violetter Ring angeordnet. Die Wilde Karde bevorzugt feuchte und sonnige Standorte, die Hummeln und Schmetterlinge anziehen. Ihren Namen „Dipsacus fullonum“ erhält die Pflanze vom griechischen Wort „dipsa“, was „Durst“ bedeutet. Dies bezieht sich auf die Trichter der Blätter, die nach Niederschlägen Wasser sammeln.
Wilde Möhre (Daucus carota subsp. Carota)
Fundort am Campus: Uni Heide, Wegränder, Säume, Baustellen, Schotterflächen
Die Wilde Möhre ist die ursprüngliche Art der heute bekannten Karotte. Erst durch die Züchtung der in Europa heimischen Wilden Möhre mit der violettfarbenen afghanischen Wildmöhre und der Riesenmöhre ging die heutige Kulturmohrrübe hervor. Auch heute ist sie ein weit verbreitetes Wildkraut, das natürlich auch in der Küche vielseitig verwendet werden kann. Sie ist in Europa, im Norden Afrikas und in der Türkei recht häufig anzutreffen. Dadurch, dass die wilde Möhre relativ anspruchslos ist, findet man sie auf vielen Standorten. Darunter fallen offene Wiesen, Brachflächen, Ruderalstandorte sowie nährstoffreiche Staudenfluren. Sie tritt an einem Standort in meist in großer Anzahl auf. Die wilde Möhre ist eine zweijährige und stark krautige Pflanze, die Wuchshöhen von bis zu 1,40 Meter erreichen kann. Die Höhe selbst hängt stark vom Nährstoffangebot, der Konkurrenz und vom Standort ab. Die Blütezeit der wilden Möhre kann, je nach Wetter- und Standortbedingungen, zwischen Mitte Mai bis Ende August andauern. Sie bildet einen doppeldoldigen Blütenstand mit meist weißen Blüten aus. Besonders charakteristisch ist, dass die Blütendolde in der Mitte einen aus Anthocyanen bestehenden Punkt in der Mitte ausbilden, der auch als Möhrenblüte bezeichnet wird. Dieser lockt Fliegen an, die ihre vermeintlichen Fortpflanzungspartner erwarten.
Wimper-Perlgras (Melica ciliata)
Fundort am Campus: Kiesparkplatz der Physik
Melica ciliata ist eine sehr auffällige Grasart, da die Blüten sehr weich, haarig und silberfarben sind. In der Natur wächst das Wimper-Perlgras vornehmlich auf Felsen, Roh- oder auch Skelettböden. Dies sind Böden, die vergleichsweise große Korngrößen aufweisen, folglich auch als grob bezeichnet werden können. Bisher konnte das Perlgras auf dem Campus nur auf dem kiesigen Parkplatz im Süden und entlang des Physikgebäudes entdeckt werden. Das Vorkommen des auffälligen Grases ist überraschend, da es in Bayern eher im Altmühltal entlang der Donau verbreitet ist und südlich der Donau Bestände eher selten sind.
Weiße Lichtnelke (Silene latifolia p.)
Fundort am Campus: Ruderale Standorte, Schotterflächen, Gebäudenähe, Wegränder
Die Weiße Lichtnelke verströmt am Campus der Universität einen angenehmen Duft, wenn ihre Blüten sich nachmittags öffnen. Bereits in der Dämmerung schließen sich die Blüten wieder, doch zuvor können sie Nachtschmetterlinge anlocken. Die krautige Pflanze lebt ein bis mehrere Jahre und erreicht Wuchshöhen von 30 bis 120 cm sowie Wurzeltiefen von bis zu 60 cm. Ihre weißen (selten hellrosa) Blüten mit den markanten, fünfzähligen Nebenkronen sind ein auffälliges Merkmal und ein echter Hingucker. Auf dem Campus ist die Weiße Lichtnelke häufig an ruderalen Standorten wie Schuttplätzen, Wegen und Wegrändern zu finden. Silene latifolia gedeiht am besten auf stickstoffreichen, nicht allzu basenarmen, sonnigen Lehmböden. Die Pflanzen sind immergrün und bilden unterirdische Ausläufer.
Zurückgebogener Fuchsschwanz (Amaranthus retroflexus)
Fundort am Campus: Dächer, Bauschutt
Wie der Name der Pflanze bereits andeuten lässt, handelt es sich hier um einen Vertreter der Fuchsschwanzgewächse. Dies mag wohl am Aussehen des Blütenstands liegen (vgl. Bild). Der deutsche Name mag vorerst vielleicht nicht darauf schließen lassen, aber für viele ist diese Pflanze - und vor allem deren Früchte - durchaus bekannt. Der Fachbegriff bringt hier etwas Licht ins Dunkel: Amaranthus retroflexus. Amaranth werden auch die Früchte genannt, welche als Getreide bekannt sind, was, wenn man es ganz genau nimmt, so nicht stimmt, da die kleinen Körner in diesem Fall nicht wie andere Getreidearten von Süßgräßern stammen, sondern von den eben erwähnten Fuchsschwanzgewächsen. Der bei uns im Einzelhandel erhältliche Amaranth kommt meistens aus Nordamerika, von wo die Pflanze im 19. Jahrhundert zu uns nach Europa gekommen ist und sich seit dem vornehmlich an ruderalen Standorten und Äckern ausbreitet. Da die Erträge des Fuchsschwanzes im Gegensatz zu vielen Getreidearten kein Gluten enthalten, wird Amaranth auch gerne als Ersatzlebensmittel für Menschen mit Glutenunverträglichkeit bzw. Zöliakie hergenommen.